15. Dezember 2021 Lesezeit: ~4 Minuten
kwerfeldein – kurz erklärt
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kurz erklärt: Warum ist Kodak Gold gerade so teuer?
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kurz erklärt: Warum ist Kodak Gold gerade so teuer?

Wann habt Ihr das letzte Mal einen Film gekauft? Ich stand gestern nach langer Zeit mal wieder in einem Fotogeschäft. Eigentlich wollte ich einen Schwarzweißfilm für die Instax Mini kaufen, aber der Verkäufer schüttelte nur den Kopf und meinte, er sei froh, überhaupt noch eine Handvoll Filme im Regal stehen zu haben.

Und das Regal hinter ihm sah wirklich sehr traurig aus. Ich habe ihm also einen der letzten Farbfilme abgekauft und mich auf den Rückweg gemacht. Und dann habe ich mich an die Frage einer jungen Fotografin erinnert, die mich kürzlich erreicht hat: Warum ist Kodak Gold gerade so teuer?

Kodak Gold ist ein beliebter Negativfilm. Beliebt vor allem, weil er immer recht günstig und überall erhältlich war: Ob in der Drogerie oder den großen Elektromärkten. Im Onlineshop von DM ist er noch gelistet: Ein Dreierpack mit je 36 Bilder für 12,95 €. Allerdings ist er dort auch schon länger nicht mehr lieferbar. Wenn man den Film jetzt überhaupt noch findet, kostet er mitunter doppelt so viel. Auf Amazon gibt es bereits Angebote für eben diesen Dreierpack – für 35,99 €!

Was ich aus meinem Besuch im Fotogeschäft schon einmal gelernt habe, ist, dass die Verteuerung und der Engpass alle Filme betreffen, nicht nur Kodak Gold. Eine Frage bleibt aber dennoch: Warum?

Der Verkäufer sprach von Engpässen durch die Pandemie, es gäbe viele Produktionsausfälle und Lieferketten, die nicht eingehalten werden könnten. Aber das sind nicht die einzigen Probleme, wie mir Tobias Urban vom Urbanfilmlab berichtet. In einer E-Mail erklärte er mir:

Die Nachfrage nach analogem Filmmaterial ist in den letzten zwei Jahren massiv gestiegen. In den Jahren davor war sie aufgrund der doch starken Digitalisierung eher gering. Die Werke von Kodak und Co. müssen die Rohstoffe für die Produktion des Filmmaterials meist ein Jahr im Voraus bestellen, da diese ebenfalls produziert werden müssen und dabei der Vorlauf gern einmal zwölf Monate betragen kann.

Aufgrund der geringen Nachfrage in den letzten Jahren ist die Beschaffung der Rohstoffe relativ gering ausgefallen. Um den kleinen Markt entsprechend abzudecken, reichte das aus. Nun ist es so, dass die Nachfrage aber explodiert ist und mit der Vorausplanung der Filmproduktion nicht mehr übereinstimmt. Das Resultat ist, dass das Filmmaterial nicht entsprechend der Nachfrage verfügbar ist und wir eine Warenknappheit haben, was sich im Umkehrschluss dann in den Preisen widerspiegelt.

Im Onlineshop des Urbanfilmlab kostet der begehrte Kodak Gold im übrigen momentan im Dreierpack 17,99 €. Also nur etwas mehr als in den alten Zeiten. Bevor Ihr Euch jetzt aber einen großen Vorrat holt, weil Ihr Angst habt, dass der Preis bald noch weiter nach oben gehen oder der Film gänzlich ausverkauft sein könnte, muss ich Euch warnen: Kauft nur so viel Film, wie Ihr in absehbarer Zeit wirklich brauchen werdet. Zum einen, weil das Bunkern von Filmen im Kühlschrank die Preise nur noch weiter nach oben treibt und wir doch alle gern teilen wollen.

Zum anderen aber auch, weil die Preise wahrscheinlich nicht ewig so hoch bleiben werden. Wie Tobias Urban schon schrieb, ist die Herstellung von Filmen sehr aufwändig und zeitintensiv. Wenn aktuell die Werke aufgrund der hohen Nachfrage im Hochbetrieb laufen, kommen diese Filme erst in einem Jahr auf den Markt. Bis dahin können sich Angebot und Nachfrage also schon wieder verschoben haben.

Dann ist der analoge Hype vielleicht schon wieder vorbei oder zumindest etwas abgeflacht und die Filme bekommt Ihr auf den berühmten Wühltischen hinterhergeworfen. Wäre ja blöd, wenn man dann noch 50 Filmpakete im Schrank liegen hat, für die man mal Spitzenpreise gezahlt hat, oder?

Der Frage, warum Filme teurer geworden sind und vor allem, ob das wirklich zu teuer ist, hat sich auch Silvergrain in einem sehr ausführlichen Artikel gewidmet, den ich Euch hier verlinke.

Ansonsten freue ich mich sehr, wenn Ihr den Podcast abonniert und vielleicht auch eine neue Frage für die nächste Folge für mich habt: Nächste Frage, bitte!

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