02. Juni 2021 Lesezeit: ~6 Minuten
kwerfeldein – kurz erklärt
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kurz erklärt: Wie geht es kwerfeldein?
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kurz erklärt: Wie geht es kwerfeldein?

Hin und wieder werde ich gefragt, wie es kwerfeldein denn finanziell geht. Die Frage resultiert sicher aus unserem Aufruf vom April 2019, in dem ich offengelegt habe, dass ich nicht von der Arbeit am Magazin leben kann. Gleichzeitig ist die Arbeit aber weit mehr als ein Vollzeitjob. Ein Dilemma. Und die Lösung war damals: Entweder das Magazin wird eingestellt oder es finden sich genügend Leute, die die Arbeit finanziell unterstützen möchten.

Bevor ich jetzt beginne zu erklären, wie es ab diesem Aufruf weiterging und wie die aktuelle Lage aussieht, möchte ich kurz versuchen zu erklären, wie viel Arbeit in kwerfeldein steckt.

Nehmen wir als Beispiel diesen Podcast. Jede Folge ist etwa fünf bis zehn Minuten lang. Es ist ein schnell zu konsumierender Podcast. Vielleicht so schnell, dass man meinen könnte, er sei auch schnell produziert. Ja, Ihr ahnt es schon – das ist er nicht.

Ich sammle regelmäßig Eure Fragen und plane sie in einem Dokument. Jede Woche wähle ich dann eine davon aus und überlege, wie man am besten eine gute Antwort angeht. Kann ich sie wie die Frage „Wie geht meine Fotoserie viral?“ allein mit meinem Wissen beantworten? Oder brauche ich wie für die Frage „Welches ist das bekannteste Foto der Welt?“ eine größere Recherche? Ist es sinnvoll, eine Expertenmeinung einzuholen oder vielleicht sogar mehrere Menschen zu Wort kommen zu lassen wie zum Beispiel für „Was ist die gute Preisgestaltung?“.

Egal, welche Variante ich wähle, zunächst mache ich ein Konzept: Schreibe erste Ideen auf, versuche einen roten Faden zu spinnen und sammle mögliche Expert*innen, die ich anschließend anfrage. Bis hierhin ist bereits eine Stunde vergangen.

Dann geht es ans Schreiben und Recherchieren. Dafür benötige ich etwa drei Stunden. Anschließend wird mein Text von Kolleg*innen der Redaktion gegengelesen. Und die finden immer etwas. Zum Glück! Manchmal sind es nur kleine Verständnisschwierigkeiten und ich führe einige Gedanken etwas besser und verständlicher aus. Manchmal sind es auch komplett neue Ideen und Ansätze, die ich noch einbinde. Dafür brauche ich wieder eine halbe Stunde.

Ist mein Text dann fertig, bügelt meine Korrektorin Aileen noch einmal drüber. Sie findet alle meine absurden Schreibfehler. Dank ihr schreibe ich nicht mehr über die Buchpfalz, sondern vom Buchfalz. Danke, Aileen.

Der Text wird dann ins Magazin eingepflegt, an unser Format angepasst, verschlagwortet und eine Kurzbeschreibung für Google und Konsorten angelegt. Und wieder ist eine halbe Stunde vorbei.

Bisher haben wir nur den fertigen Text, aber noch keinen Podcast. Erst jetzt wird alles eingesprochen. Die meisten Texte sind etwa zwei A4-Seiten lang und auch wenn wir langsam etwas geübter werden, machen wir beim Sprechen noch einige Fehler und verhaspeln uns. Nach dem Einsprechen geht es also noch in den Schnitt und die Audio-Optimierung. Auf den eingesprochenen Text kommen Kompressoren, Rauschunterdrücker und in meinem Fall auch ein dicker De-Esser.

Eine weitere Stunde ist vergangen, aber dann endlich steht der etwa fünf-minütige Podcast. In diesem Endprodukt stecken mittlerweile bereits etwa sechs Stunden Arbeit. Der Aufwand für Gastartikel oder kleine Features ist ähnlich groß, umfangreichere Formate wie Interviews oder unser Nachrichtenpodcast „kwergehört“ benötigen sogar mehrere Tage Arbeit pro Ausgabe.

Wenn etwas Hand und Fuß haben soll, dann stecke ich auch sehr gern viel Arbeit rein. Natürlich macht mir diese Arbeit Spaß. Es ist ein wahnsinniges Privileg, dass ich meine Neugierde durch journalistische Arbeit ausleben kann. Aber ich muss am Ende eben auch meine Miete zahlen, meinen Kindern Essen auf den Tisch stellen und alle sonstigen Rechnungen begleichen.

Nach dem Aufruf im April 2019 haben sich etwa 150 Menschen an unserem monatlichen Crowdfunding beteiligt. Das heißt: Uns unterstützen über 100 Menschen jeden Monat mit 5, 10 oder sogar 25 €. Das war eine wahnsinnig große Hilfe, auf der wir uns aber nicht ausruhen wollten.

Ich habe Ende 2019 eine Firma gefunden, die sich um die Werbung auf kwerfeldein kümmert. Denn ganz ehrlich: Ich bin kreativ, ich kann schreiben, ich kann fotografieren – aber ich kann definitiv nicht verhandeln. Sobald es um Geld geht, werde ichnervös und verkaufe mich unter Wert. Die ersten drei Monate des Jahres 2020 liefen super. Das Geld durch das Crowdfunding zusammen mit den neuen Werbedeals zeigte mir erstmals, dass es Hoffnung gibt. Dass ein Onlinemagazin über Fotografie kein Tagtraum ist.

Naja – und im März 2020 lief alles wieder rückwärts: Die Firmen beschlossen aufgrund der Pandemie und der unsicheren Lage einen Werbestopp, sodass ich monatelang kaum Einnahmen hatte. Auch das Crowdfunding ging etwas zurück, was absolut verständlich ist, denn den meisten Fotograf*innen, die uns unterstützten, ging es finanziell auch nicht besser. Keine Aufträge, kein Geld. Und das ist absolut okay. Ich möchte niemanden animieren, Geld ins Magazin zu stecken, wenn man am Monatsende selbst Pfandflaschen wegbringen muss, um den letzten Einkauf zu finanzieren.

Und jetzt? Langsam kommen die Werbedeals zurück. Sehr langsam, aber nach zugegeben sehr harten Monaten fühle ich wieder etwas Hoffnung. Hoffnung, dass ich vielleicht auch irgendwann all meinen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen etwas für ihre Arbeit geben kann. Und dass Herausgeberin eines Onlinemagazins ein zukunftsfähiger Vollzeitjob mit fairer Bezahlung sein könnte.

Wenn Ihr kwerfeldein dabei helfen wollt, dann unterstützt unser Crowdfunding. Denn wir wären gerne unabhängiger von Werbung. Wenn Geld Euch ebenso oft Bauchschmerzen bereitet wie mir, dann empfehlt uns einfach weiter. Jeder Klick, jede*r neue Hörer- und Leser*in sind wichtig für das Magazin. Helft uns wachsen, schreibt Kommentare, zeigt uns tolle neue Fotograf*innen und Projekte. Es gibt so viel, das uns hilft. Werdet Teil der kwerfeldein-Community und lasst uns gemeinsam zeigen, wie stark die Fotoszene zusammenhält.

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