06. Mai 2021 Lesezeit: ~3 Minuten

Filmtipp: „The way I see it“

Knapp drei Monate nach dem Machtwechsel im Weißen Haus macht sich in der internationalen Berichterstattung eine angenehme Ruhe bemerkbar. Geblieben ist zwar noch ein leichter Tinnitus von „America First“, aber seit die politische Führung in den USA gewechselt hat, scheint die amerikanische Nachrichtenlage auch in Deutschland etwas entspannter geworden zu sein.

Ein Beitrag, der in eben diese entspannte Nachrichtenlage passt, ist der Film „The way i see it“ . Der Film ist ein politisches Statement und zwar von niemand geringerem als dem ehemaligen Cheffotografen des Weißen Hauses, Pete Souza. Der Film wurde letztes Jahr im Oktober, pünktlich zu den Präsidentschaftswahlen in den USA, unter dem Label Dokumentation veröffentlicht und man könnte meinen, das sei kein Zufall.

Ist es auch nicht – und eine Dokumentation im eigentlichen Sinne ist der Streifen auch nicht. Im Kern soll es um Souzas Arbeit gehen, der acht Jahre lang als offizieller Fotograf des Weißen Hauses während der Obama-Administration die Präsidentschaft eingefangen hat.

Souza war rund um die Uhr an Obamas Seite, hatte Zugang zu den persönlichsten Momenten des damaligen Präsidenten und kann einiges erzählen. Ziemlich zu Beginn wird klar, dass der Film eine weitere – sehr dominante – Ebene hat. Souza spricht mehr über Obama, als über seine Arbeit, zeichnet ihn als den charismatischen, nahbaren Politiker, als der er stets auch öffentlich auftrat. Souza spricht aber auch über seine ersten Erfahrungen im Weißen Haus, als er unter Ronald Reagan Cheffotograf war.

Er betont dabei, dass er Reagan politisch nicht viel abgewinnen konnte, aber indem er dem umstrittenen Ex-Präsidenten die Attribute Anstand, Ehrlichkeit und Integrität zuschreibt, wird deutlich, wer nicht damit gemeint sein kann. Er wird nur selten explizit genannt, aber der Elefant im Raum (pun intended) wird immer mitgedacht: Donald Trump. Diesen Elefanten im Raum gilt es – so der Tenor an vielen Stellen im Film – für eine zweite Amtszeit zu verhindern.

Man muss die politischen Botschaften, die an vielen Stellen deutlich zum Vorschein treten, nicht mögen, um den Film dennoch für gut zu befinden. Denn man wird beim Anschauen belohnt – mit eindrucksvollen Bildern und Einblicken in den harten Job eines Fotografen des Weißen Hauses. Und ein Portrait über Barack Obama bekommt man ebenfalls mitgeliefert.

Der Film ist bewusst nicht nur für fotografisches Publikum gemacht, das sollte an dieser Stelle klar sein. Am Ende des Tages bleibt es ein sympathischer Film über einen guten und empathischen Fotografen. Einen Fotografen, der es geschafft hat, durch seine Bildsprache zeitgeschichtliche Momente künstlerisch wertvoll festzuhalten. Einen Fotografen, der es versteht, im Hintergrund zu bleiben und so seine authentischen Bilder zu schießen.

Einen Fotografen, der durch seine achtjährige Erfahrung im Weißen Haus – das wird sicher auch im Titel deutlich – politischer geworden ist.

Informationen zum Film

„The way I see it“
Sprache: Englisch mit deutschen Untertiteln
Dauer: 100 Minuten
Regie: Dawn Porter
Preis: 9,99 € Kaufpreis / 4,99 € Leihpreis

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