13. Januar 2021 Lesezeit: ~5 Minuten
kwerfeldein – kurz erklärt
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kurz erklärt: Was ist ein gutes Bild?
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kurz erklärt: Was ist ein gutes Bild?

Hallo zur zweiten Ausgabe von kwerfeldein kurz erklärt. Nach unserem Start in der vergangenen Woche habt Ihr uns viele Fragen zukommen lassen. Die versuchen wir natürlich alle zu beantworten. Schickt uns deswegen auch weiter Eure Fragen, ob Glaskugel-Themen wie „Was passiert in 10 Jahren”, Fragen zu technischen Dingen oder Fragen zum Foto-Business. Wir besprechen das, was Ihr uns zusendet.

Heute nähern wir uns einem fototheoretischen Thema. Und zwar hat uns Wilhelm folgende Frage zugesendet:

Ihr wählt täglich Fotos für kwerfeldein zu unterschiedlichsten Artikeln und Zwecken aus. Könnt Ihr die Frage, was für Euch persönlich ein gutes Foto ausmacht, in zwei bis drei Sätzen beantworten? Stellt Ihr Unterschiede bei den Redaktionsmitgliedern fest?

Nähern wir uns dem Ganzen mal vom Großen zum Kleinen. Eigentlich sind es drei Fragen:

  1. Was ist überhaupt ein gutes Foto?
  2. Was ist für uns persönlich ein gutes Foto?
  3. Und gibt es da Unterschiede innerhalb der Redaktion?

„Was ist ein gutes Foto?“ ist ja so etwas wie die Vorstufe von „Was ist das beste Foto?“ Und darüber habe ich mir in den vergangenen zwei Jahren viele Gedanken machen können, als ich mein Buch „Eins reicht“ geschrieben habe. Im Buch gibt es eine Doppelseite mit vier Bildern von Tieren: Einem Islandpony, einer Löwin, einem Wal und einer Taube. Alle Aufnahmen super komponiert, handwerklich richtig gut umgesetzt. Nur welches ist jetzt das beste Bild?

ansicht einer Buchseite

Alle vier Bilder sind von der handwerklichen Seite gut. Es ist also auf eine spannende Komposition geachtet worden, sie sind scharf, richtig belichtet, haben eine Figur-Grund-Beziehung. Alles, was ein handwerklich korrektes Bild so benötigt, ist da.

Welches Bild das „beste“ ist, kann ohne Kontext allerdings nicht eindeutig beantwortet werden. Kontext heißt hier: „Welchen Zweck soll das Bild eigentlich erfüllen?“ Wenn ich frage: Welches ist das beste Bild für den Taubenzüchterverein? Dann ist es klar, das Taubenbild.

Eine Wertung wie „gut“ oder „am besten“ zu treffen, geht also nur mit einer Frage, die sich auf die Nutzung der Bilder bezieht. So wird ein Zweck definiert, den das Bild erfüllen muss. Ich bin dazu übergegangen, nicht von guten oder schlechten Bildern zu sprechen. Ich spreche eher von passenden Bildern. Das ist eindeutiger.

Was in diesem Zusammenhang auch wichtig ist: Ein unpassendes Bild ist nicht schlecht. Es passt einfach nicht zu dem, was ich aktuell suche. Daher empfehle ich auch immer und unbedingt den jährlichen Spaziergang durch das eigene Archiv.

Was ist also für uns Redakteur*innen persönlich ein gutes Foto?

Bei der Auswahl von Fotoserien und Projekten fürs Magazin ist mir persönlich die Geschichte dahinter wichtig. Viele Menschen sind sehr sparsam mit Worten und reden sich damit heraus, dass die Bilder für sich stehen sollen. Aber das ist mir zu einfach. Man geht doch nicht kopflos an ein Foto und nimmt auch immer etwas mit. Ich möchte nicht nur schöne Bilder zeigen, sondern das Dahinter ebenfalls transportieren.

Das sagt Katja zum Thema. Ihr geht es also um die Geschichten hinter dem Bild. Ein passendes Bild ist für sie also eines, das erklärt wird und für uns Lesende dadurch nachvollziehbar wird. Aileen sieht das ein wenig anders:

Ich beurteile, ob eine Arbeit gut ist, ganz unabhängig davon, ob ich sie persönlich mag. Dafür betrachte ich ein Bild immer in größeren Kontexten wie einer ganzen Serie oder einem Gesamtwerk und habe dabei auch Zweck oder Absicht der Künstler*innen im Hinterkopf. Ebenso ordne ich es in die Gesamtheit der Werke ein, die ich schon gesehen habe. All diese Abwägungen entscheiden am Ende darüber, ob ein Werk für mich etwas an sich hat – etwas, das wir in dieser Form im Magazin bisher noch nicht gesehen haben.

Aileen geht es also um den Gesamtkontext des künstlerischen Werkes, mehr oder weniger losgelöst von den eigenen Vorlieben. Für mich persönlich müssen Bilder in redaktionellen Beiträgen vor allem eins können: Sie müssen den Text gut illustrieren. Sie sind Helfershelfer für den erfolgreichen Text und müssen daher ästhetisch und inhaltlich dazu beitragen, dass ich einen Text besser verstehe. Bei Bildserien ist es für mich anders herum. Da muss der Text den Bildern helfen.

Ihr seht, wir als Redaktion gehen durchaus unterschiedlich an Arbeiten heran. Das ist uns aber auch wichtig, denn so setzt sich Vielfalt und meist auch das bessere Argument durch. Und das war es schon zur Frage was ein gutes Bild ist, in fünf Minuten.

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