Schlafender Junge lehnt an einem Baum.
14. September 2020 Lesezeit: ~5 Minuten

52 Wochen – Thema 37: Kindheit

Der sich langsam verabschiedende Sommer zeigt sich in dieser Woche vielerorts noch einmal von seiner schönsten Seite: Warm und golden. So haben viele von uns sicherlich auch die eigene Kindheit in Erinnerung. War mit das Schönste daran, rückblickend betrachtet, nicht oft die Hitze und Langeweile in den Sommerferien?

Vielleicht reichen diese paar Sätze schon aus, um in Eurem Kopf eine ganze Bildkaskade loszutreten. Woran erinnert Ihr Euch als allererstes in Eurer eigenen Kindheit? Was war schön, was nicht? Schieben sich da schon Gedanken und Vergleiche zum Leben Eurer eigenen Kinder dazwischen?

Ein Mädchen steht im Garten und hat einen Korb auf dem Kopf.

secret garden © Leslie Niemöller

Was macht überhaupt die Kindheit aus? Natürlich, man kann sie durch ein bestimmtes Alter definieren oder ins Detail gehen und sie gegen Jugend und Erwachsensein abgrenzen. Oder sich dem Thema über die Biologie nähern und die Kindheit als Zeit des körperlichen Wachsens und geistigen Heranreifens betrachten.

Fotografisch spannend wird das Thema für mich jedoch erst, wenn man es schafft, über die ersten Assoziationen hinauszublicken und Abstrakteres und schwer Greifbares, das diesen Lebensabschnitt so besonders macht, in Bildern festzuhalten und den Betrachter*innen zu transportieren.

© Alain Laboile

Inspiration

Um Kindheit zu zeigen, liegt es natürlich nah, Kinder zu portraitieren und in ihrem Alltag zu zeigen. Wer kennt nicht die berühmten Familienfotos von Sally Mann? Ganz ähnlich unterwegs sind zum Beispiel Alain Laboile, der ähnlich einem Ethnologen arbeitet, und Leslie Niemöller, bei der wir die Geborgenheit eines warmen Sommerabends finden.

Überhaupt, der Sommer, der auch mein erster Gedanke war: Bei Izabela Urbaniak finde ich meine unbeschwerte Kindheit auf dem Land mit all ihren Abenteuern und Freundschaften wieder. Und bei Shuhei Yoshida können wir die schon verlorene kindlich-abenteuerliche Perspektive einnehmen, während wir seinen Kindern beim Entdecken zusehen.

Oliver Raschka sucht das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen und begleitet bewusst als Fotograf und stiller Beobachter das Lebens seiner Kinder. Wie anders Kindheiten heute sind, können wir bei Tish Murtha sehen, die spielende Kinder aus Elswick, einem Arbeiterviertel von Newcastle upon Tyne, in den späten 1970er Jahren portraitiert hat.

Ein Mädchen springt auf einem kaputten Auto

© Tish Murtha

Nicht nur das Leben an sich hat sich verändert, sondern auch die Art, wie Kindheit fotografisch festgehalten wird. Mehrfach findet sich die Erinnerung ans Aufstellen als Familie vor dem neuen Auto oder im Urlaub am Strand in vielen Texten und der Blick zur modernen Familienfotografie liegt nahe.

Tobias Schönhoff hatte bereits das Glück, auf eine mit viel Spontanität und der Olympus PEN FT festgehaltene Kindheit zurückblicken zu können. Christian Illing hingegen nähert sich der eigenen Kindheit über Erinnerungen, die gewohnte Anblicke im Elternhaus bieten.

Ein Kind läuft zur Tür hinaus

© Shuhei Yoshida

ein Junge im Schnee

© Tobias Schönhoff

Die Kolleg*innen von „Echtes Leben Zeigen“ widmen sich mit Hilfe dokumentarischer Portraits den Familiengeschichten aus dem Alltag und Fotos ohne Inszenierung oder Beeinflussung. Stephanie Richartz hat sich in zwei Artikeln den Fragen gewidmet: Wie soll Kinderfotografie heute sein? Und was ist dokumentarische Familienfotografie nicht?

Es geht immer wieder um die respektvolle innere Haltung dem Kindsein gegenüber und darum, Bilder zu schaffen, die die Besonderheit und die Schönheit des Alltags zeigen. Unsere Herausgeberin Katja Kemnitz hat sich mit den neuen Möglichkeiten beschäftigt, die die Handyfotografie uns heute dafür bietet.

© Katja Kemnitz

Caspar Claasen hat auf den ersten Blick auch seine Tochter fotografiert. Aber auf eine Art, die nichts mit ihr zu tun hatte, sondern mit ihm selbst. Zwei spannende Konzeptserien: Alice Lemarin feiert die Leichtigkeit der Kindheit, während Gabriele Galimberti Kinder mit ihren Spielzeugen überall auf der Welt dokumentiert hat.

Katrin Strohmaier hat sich ausführliche Gedanken zu Rechtlichem und Ethischem rund um Kinder vor der Kamera gemacht. Auch eine große Diskussion mit Leser*innen zum Thema Kinderfotos im Netz haben wir vor fast einer Dekade schon geführt.

© Caspar Claasen

Ablauf

Ihr habt wieder eine Woche Zeit, um ein Foto zum Thema zu erstellen. Ihr könnt diese kleine Hausaufgabe ganz für Euch selbst machen, sie aber auch sehr gern mit uns teilen. Verlinkt Euer Bild in den Kommentaren, nutzt den Hashtag #kwerfeldein52 oder schickt uns Euer Foto ganz einfach bis zum Dienstag, den 22. September 2020 per E-Mail. Wir zeigen jeden Samstag eine Auswahl der Einreichungen.

Auch wenn das Projekt „52 Wochen“ heißt, könnt Ihr jederzeit mit einsteigen, nur jede zweite Woche mitmachen oder wann es Euch zeitlich oder thematisch am besten passt. Aber bitte reicht keine Archivbilder ein, auch wenn sie perfekt zum Thema passen. Das Projekt soll eine Herausforderung sein, Neues zu kreieren!

Das Titelbild stammt von Alice Lemarin.

Ähnliche Artikel