23. Dezember 2019

Torgauerstraße

Im Zentrum meiner Serie steht eine in Deutschland asylsuchende Familie aus dem Kosovo, die der ethnischen Minderheit Aschkali angehört. Oft werden sie als Roma bezeichnet, sie sprechen jedoch Albanisch, nicht Romani, und sind, genauso wie die albanische Mehrheit im Kosovo, muslimisch. Sie leben konzentriert in Dörfern und Ortschaften, hauptsächlich im östlichen Kosovo, wie zum Beispiel in Ferizaj, woher die portraitierte Familie stammt.

Bis auf wenige Ausnahmen sind die meisten Aschkali arbeitslos und obwohl sie nicht verfolgt werden, werden sie doch diskriminiert. Die Familie lebte fast zwei Jahre lang in verschiedenen Asylbewerberheimen in Deutschland, über ein Jahr davon in Leipzig in der Torgauer Straße, einer der schlechtesten Asylbewerberunterkünfte Deutschlands. Mit ihrer Duldung konnten sie weder Leipzig verlassen, noch durften die Eltern arbeiten oder einen Deutschkurs besuchen.

Tage und Monate verbrachten sie monoton, mit derselben Routine: verschiedene Ämter und Behörden besuchen, aber meist einfach gelangweilt und von der Stadt isoliert sein, denn die Unterkunft liegt weit vom Zentrum entfernt. Sie warteten hoffnungsvoll darauf, Asyl zu bekommen, eine Wohnung und einen Job zu finden und noch wichtiger: eine Chance auf ein würdiges Leben.

Mädchen mit Skateboard

Fenster

Portrait eines Mädchenskleiner Fernseher vor einem Bett

Portrait eines Mädchen

Feuchte Zimmerdecke

PortraitHeizung

Zwei betende Mädchen

Brot in einer Schüssel auf dem TischMädchen schaut aus dem Fenster

Spielende Kinder auf einem Platz von oben

Schließlich wurde die Familie zurück in den Kosovo geschickt. Die Kinder haben seitdem nie wieder eine Schule besucht. Hyrije, die ältere Tochter, ist inzwischen 18 Jahre alt und könnte jederzeit von ihrer Familie verheiratet werden.

Bei der Arbeit habe ich mich auf das Asylbewerberheim und die nähere Umgebung konzentriert, um die isolierte Situation darzustellen, in der die Familie gefangen ist.

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