19. März 2019

Hebron – Die Geisterstadt

Die nachfolgenden Bilder zeigen das absurde Leben in Hebron. Während nicht weit entfernt in Tel Aviv Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens gemeinsam am Strand feiern, musste hier sogar eine Pufferzone eingerichtet werden, damit sich beide Seiten nicht bekriegen.

In Hebron leben etwa 850 jüdische Menschen, die unter ständiger Bewachung von 650 israelischen Soldat*innen geschützt werden. Der größte Teil von Hebron, die sogenannte „Zone A“ wird von der palästinensischen Gemeinschaft kontrolliert, die etwa 220.000 Menschen umfasst.

Die relativ kleine Anzahl jüdischer Menschen bestimmt aber den kompletten Alltag in Hebron. Da die jüdischen Ballungsgebiete überall in Hebron verteilt sind, müssen alle Palästinenser*innen am Tag mindestens zwei Checkpoints durchqueren, um von A nach B zu kommen. Einige Straßen dürfen gar nicht von ihnen betreten werden. Der Stadtkern gleicht somit einer Geisterstadt.

Über 1.800 Geschäfte mussten geschlossen werden. Viele Leute haben hier ihre Lebensgrundlage verloren. Das Stadtbild wird vom Militär bestimmt. Junge Frauen und Männer, zwischen 17 und 20 Jahre alt, die versuchen, sämtliche Spannungen im Keim zu ersticken.

lachende Soldaten an der Straße

Soldaten und ein Mann

kaputter LKW

Menschen auf einem Hausdach sehen hinunter zu Soldaten

Blick durch ein Loch auf eine Person

Leere Gasse

Kinder auf einer Treppe

Soldat

Jude auf einer Straße

kaputtes Haus

Soldaten und eine Frau mit Obst

Soldat an einer Grenze

Mann vor einer Haustür

Einmal wurden wir von einer Gruppe orthodoxer Juden lautstark angegangen und dann direkt von dieser Gruppe separiert. Wir mussten dann gut 30 Minuten auf einem Fleck stehen bleiben und wurden von fünf, sechs Soldaten bewacht. Nach ein paar Gesprächen mit den Vorgesetzten konnten wir dann weitergehen.

Unterwegs waren wir mit der Gruppe „Breaking the silence“. Diese Organisation besteht zum größten Teil aus ehemaligen israelischen Soldat*innen, die auf die Lebensumstände in den besetzten Gebieten aufmerksam machen möchten. Dementsprechend schlecht ist die israelische Regierung natürlich auf diese Organisation zu sprechen.

In Hebron haben wir auch mit Mitgliedern einer palästinensischen Menschenrechtsorganisation gesprochen, die die Lage aus ihrer Sicht dargestellt haben. In diesen Momenten fällt es einem schwer, sich nicht auf eine Seite zu schlagen. Mir steht es aber nicht zu, diese Situation abschließend zu bewerten. Viel zu komplex und zu verfahren sind die Probleme in diesem Land.

Hebron ist eine Stadt, in der der Konflikt aber schon ziemlich gut spürbar ist. Teilweise auch ziemlich bedrückend, weil ich mir – als Westeuropäer – so ein Leben eigentlich nicht vorstellen kann. Man fährt mit vielen Fragen in dieses Land und kommt mit noch mehr Fragen wieder nach Hause.

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