10. Januar 2019 Lesezeit: ~3 Minuten

Ausstellungstipp: Châlets of Switzerland

Der deutschstämmige Fotograf Patrick Lambertz regt mit seinen neuesten fotografischen Arbeiten der Serie „Châlets of Switzerland“ zur Auseinandersetzung mit weitverbreiteten Klischees über die Schweiz an.

Obwohl die Schweiz verhältnismäßig klein ist, gibt es über sie so viele weltbekannte Klischees wie über kaum ein anderes Land: Schokolade, Uhren, Banken, Käse, Heidi und die Berge, um nur einige zu nennen. Mit zu diesen idealisierten Schweizer Bildern zählt die romantische Berghütte aus Holz – das Châlet – mit offenem Kaminfeuer und urigen Möbeln ausgestattet, eingebettet in hohe Berge, inmitten von jungfräulichem Schnee. Genau dieses Klischee bedient der deutsche Fotograf Patrick Lambertz mit seiner Fotoserie.

isoliertes Haus im Schnee

isoliertes Haus im Schnee

Im vollen Bewusstsein, dass die Schweiz natürlich viel reichhaltiger, vielseitiger und auch widersprüchlicher ist, als die Klischees es vermuten lassen, hat er sich ganz bewusst der Thematik des romantisierten Châlets angenommen, wie er erklärt:

Das Wort Châlet bezeichnet in seiner ursprünglichen Bedeutung ja eigentlich nichts anderes als eine Hütte oder Baracke. Und die Baracke wird im allgemeinen Sprachgebrauch ja mit Bruchbude oder armseliger Hütte assoziiert. Mit dieser Doppeldeutigkeit von Châlets im Hinterkopf habe ich mich über die Jahre jeweils im Winter auf die Suche nach geeigneten Fotoobjekten gemacht.

Auf meinem Weg durch die häufig von solchen Klischees übertünchte Schweiz, bin ich auf eine Art Paralleluniversum gestoßen – die Châlets fernab von der glanzvollen Welt des schönen Idealbildes. Daraus ist diese Serie entstanden, eine eigentliche Typologie vergessener Schweizer Häuser.

isoliertes Haus im Schnee

isoliertes Haus im Schnee

Bei seiner Arbeit hat sich der Fotograf Patrick Lambertz von Werken der Düsseldorfer Schule inspirieren lassen. Die Ende der 1950er Jahre von Bernd und Hilla Becher gekonnt umgesetzte Gebäudefotografie von Industriearchitektur und Fachwerkhäusern ist darin ebenso wiederzufinden wie die serielle Typologie der Fotografin Candida Höfer.

Und selbst die strengformale Fotokunst von Karl Blossfeldt floss mit in die Betrachtungsweise von Patrick Lambertz ein. So hat er sich bei der Ablichtung verschiedenster Châlets bewusst dafür entschieden, sie in einer abstrakt-minimalistischen Winterlandschaft eingebettet zu fotografieren.

isoliertes Haus im Schnee

So dargestellt, heben sich die Châlets noch mehr aus dieser „anderen Schweiz im Abseits“ hervor, wie der Künstler sie bezeichnet:

Die Gebäude bekommen auf der Bühne der unberührten Winterlandschaft die Hauptrolle zugeteilt, wodurch sie nicht mehr zu übersehen sind. Von jeglicher Ablenkung im Umschwung befreit, legen die Fotografien den ganz eigenen Charme und individuellen Charakter jedes dieser Objekte frei.

Patrick Lambertz präsentiert „Châlets of Switzerland“ auf der photoSCHWEIZ, der Schlüsselausstellung für zeitgenössische Schweizer Fotografie. Die Arbeiten können vom 10. bis 13. Januar 2019 in der Halle 622, Therese-Giehse-Strasse 10, 8050 Zürich betrachtet werden.

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