05. November 2018

Zwei Grad Celsius – wie sieht Klimaerwärmung aus?

Das größte Problem, weshalb wir den Gefahren der Erderwärmung so wenig Aufmerksamkeit schenken, ist die Bedrohung selbst. Uns fehlt die Vorstellungskraft darüber, welche Folgen der Klimawandel wirklich haben kann. Das Projekt „Zwei Grad Celsius“ dokumentiert deshalb die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf dem arktischen Eisschild.

Unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau – das vereinbarte Ziel, das 2015 im Rahmen des Pariser Klimaabkommens von 197 Ländern unterzeichnet wurde, um die globale Erderwärmung zu begrenzen und um katastrophale Folgen des Klimawandels zu vermeiden. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur weltweit ist bereits auf 1 °C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 1880 angestiegen – die Hälfte der kritischen Grenze ist also bereits erreicht. Wie sehen die Folgen dieser Erwärmung genau aus?

Der globale Meeresspiegelanstieg wird eine der größten ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein. Eine der Hauptursachen für den Anstieg des Meeresspiegels ist das Abschmelzen von Gletschern und Eisplatten. Das grönländische Eisschild allein enthält genug Wasser, um den weltweiten Meeresspiegel um mehr als 7 m zu erhöhen. Zusätzlich zum Schmelzwasser dehnt sich das Wasser im Meer bei höheren Temperaturen aus, was den Meeresspiegel noch weiter ansteigen lässt.

Die Arktis ist der sich am schnellsten erwärmende Ort auf unserem Planeten und liefert den ersten Hinweis darauf, wie sich der Klimawandel auf das Ökosystem der Erde auswirkt. Das grönländische Eisschild bedeckt etwa 82 % der Oberfläche Grönlands. Die Oberfläche des grönländischen Eisschildes ist jedoch keine durchgehende Eisdecke, sie ist viel mehr wie ein Schweizer Käse, bedeckt mit Tausenden saisonaler Flüsse und Seen, durch die Schmelzwasser über das Eis fließt, in das Eis eindringt und schließlich im Meer mündet.

Das Schmelzen der Eisoberfläche beeinflusst auch, wie viel Sonnenenergie auf der Eisdecke reflektiert wird – bekannt als der Albedo-Effekt: Die strahlend weiße Oberfläche des Eises reflektiert den größten Teil der Sonnenenergie. Schmelzendes Eis deckt dunkles Land, Wasser oder Meer unter sich auf, das dann mehr Sonnenlicht absorbiert, was zu noch mehr Erwärmung und somit zu einem schnelleren Schmelzprozess führt. Ein Teufelskreis mit ernsthaften Auswirkungen für Wetter und Ökosysteme.

Eis von oben

Die Oberfläche des Eisschildes ist bedeckt mit Tausenden Flüssen und Seen, die von Schmelzwasser gespeist werden und in einem komplexen System miteinander verbunden sind.

Eis von oben

Schmelzwasser strömt über das Eis, dringt in das Eis ein und fließt stromabwärts in den Ozean. Fotografiert aus 1000 m Höhe über dem arktischen Eisschild.

Eis von oben

Schmelzwasserbecken in Gletscherspalten, die durch Ausdehnungen des Eisschilds erzeugt werden.

Eis von oben

Eisschollen am Ufer eines Schmelzwassersees. Das kristallklare Wasser macht die Strukturen am Seegrund deutlich sichtbar.

Eis von oben

Manche dieser Schmelzwasserseen haben einen Durchmesser von mehr als 1 km.

Eis von oben

Schmelzwasser aus der Arktis trägt wesentlich zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels bei.

Eis von oben

Treibende Eisscholle mit abgebrochenen Stücken in einem See auf dem arktischen Eisschild.

Eis von oben

Am Rand des Eisschildes bewegt sich das Eis langsam über einen Gletscher in Richtung Ozean.

Eis von oben

Eine dünne Eisschicht auf einem Schmelzwassersee. Die Eisschmelze findet in den Sommermonaten zwischen Juni und September statt.

Eis von oben

Im Winter frieren die Seen wieder zu einer geschlossenen Decke zu. Die Aufnahme zeigt Risse in einem zugefrorenen See, fotografiert aus 900 m Höhe.

Der globale Meeresspiegel wird sich bis zum Ende diesen Jahrhunderts voraussichtlich um mehr als 60 cm erhöhen, was weitrechende Folgen für große Teile der Weltbevölkerung haben wird. Das Projekt „Zwei Grad Celsius“ dokumentiert die Auswirkungen der globalen Erwärmung, die hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten auf der Erde verursacht wird.