15. August 2018

Ghazipur – Delhis Problem mit dem Müll

Ein Schleier aus Abgasen und Qualm liegt über der Stadt. Ein beißender Gestank von schmorendem Plastik und Verwesung liegt in der Luft. Der Lärm der Straßen dringt nur gedämpft hier hoch. Hunde streiten sich um blutige Schlachtabfälle und Kühe zerkauen weggeworfene Gemüsereste. Müllsammelnde durchsuchen die frisch angelieferten Ladungen nach verwertbaren Kunststoffresten. Hoch oben ziehen Greifvögel ihre Runden wie Geier über dem Aas.

Schon von weitem ist die unförmige Erhebung im östlichen Teil der indischen Hauptstadt zu erkennen. Zum Roten Fort, Delhis wohl bekanntester Sehenswürdigkeit, sind es von hier nur 9 km Luftlinie. Nach Angaben der East Delhi Municipal Corporation lagern insgesamt 14 Millionen Tonnen Müll in Ghazipur. Mit einer Höhe von 65 m ist diese Deponie fast genauso hoch wie die Queen Mary 2 oder die Siegessäule in Berlin.

Delhi produziert 9.000 Tonnen Müll am Tag, wovon 2.000 Tonnen in Ghazipur landen. Der Rest auf drei weiteren Müllhalden der Hauptstadt. Mit über 29 ha ist Ghazipur die größte und mit 33 Jahren auch älteste Mülldeponie in Delhi. Zusammen entspricht die Fläche von Delhis vier Müllhalden (87,31 ha) der doppelten Größe des Vatikans (44 ha) oder 122 Fußballfeldern.

Straße

Blick auf eine Müllhalde

Seitenblick auf eine Müllhalde

Ein Schaufelbagger verteilt Müll auf einer Müllhalde

Ein Kipplaster liefert frischen Müll auf eine Müllhalde

Ein Kipplaster liefert frischen Müll auf eine Müllhalde

Eine Müllarbeiterin spiegelt sich im Außenspiegel eines Kipplasters

Ein streunender Hund auf einer Müllhalde

Während eine Planierraupe den frisch angelieferten Müll verteilt, suchen Müllsammler*innen darin nach verwertbaren Teilen.

Ein Schaufelbagger versucht einen Brand auf einer zu löschen.

Schaufelbagger auf einer Müllhalde

Hund auf einer Müllhalde

Laster auf einer Müllhalde

Der Sättigungspunkt von Ghazipur war bereits 2002 erreicht, erklärt Mr. Singh von der Gemeindeverwaltung, doch es mangelt an Alternativen und Ausweichflächen. Die Politik scheint unwillig zu sein, zu handeln und begnügt sich mit gegenseitigen Schuldzuweisungen1.

Am 1. September 2017 löste sich durch langanhaltenden Regen ein Teil des Hangs und überschwemmte einen parallellaufenden Fluss sowie angrenzende Wohngebiete. Dabei wurden mehrere fahrende Autos von einer Straße in den Fluss gerissen und begruben zwei Menschen unter sich2. Auch damals sollte ganz schnell nach Alternativen gesucht werden, um weitere tödliche Unfälle zu vermeiden. Passiert ist bisher nichts.

Austretende Gase und immer wieder sich selbst entzündende Brände, die nur schwer unter Kontrolle zu bekommen sind3, machen den Bewohner*innen der angrenzenden Wohngebiete zusätzlich das Leben schwer. Sie berichten4 von anhaltendem Gestank und schwerem, schwarzen Staub, den sie täglich von ihren Eingängen und Fenstersimsen kehren. Besonders Kinder und alte Menschen leiden hier unter Atemwegserkrankungen, sogar die hier gehaltenen Büffel haben Atemschwierigkeiten und einige sterben qualvoll daran. Wer kann, ist hier längst weggezogen.

Quellen
1 Mail Online India: Not in our back yard! NDMC BANS South Delhi garbage from landfill site over payment dispute
2 Hindustan Times: Delhi’s Ghazipur landfill collapse: 2 dead as mountain of trash sweeps many into nearby canal
3 Mail Online India: Delhi faces fire risk from overflowing landfill sites as tall as a 10-storey building
4 YouTube: Ghazipur Struggles to Breathe, In the Shadow of Landfill – The Quint

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