31. Mai 2018 Lesezeit: ~5 Minuten

SALEM ALEIKUM – Portraits des ländlichen Marokkos

Hallo oder besser gesagt SALEM ALEIKUM. Das bekannte arabische Grußwort ist auch der Name unserer Portraitstrecke, für die wir im Frühjahr des letzten Jahres nach Marokko aufgebrochen sind. Zwölf Tage, eine Reiseroute, viele Gesichter. Wir wollen Euch auf diese Reise mitnehmen, Euch zeigen, welche Herausforderungen der Trip durch Marokko mit sich brachte und wie genau die Portraitserie entstanden ist.

Marokko ist bekannt für seine Lebendigkeit. Gerade das bunte Treiben auf dem „Djemaa el Fna“, dem Marktplatz im Herzen der Hauptstadt Marrakesch, ist für viele Reisefans ein Muss. Aber was gibt es vor den Toren Marrakeschs zu entdecken? Welche Menschen trifft man dort? Diese Fragen haben wir uns gestellt und ein passendes Konzept entwickelt.

Am Anfang stand dabei für uns die Recherche. Wir informierten uns klassisch mit Reiseführern und online ausgiebig über Landschaft und Kultur, touristische Hotspots und abgelegene Orte. Angefangen in den Gebirgszügen des Atlas, durch massive Schluchten, hin zur Sahara ging es anschließend durch blühende Oasen weiter in Richtung Atlantischer Ozean. Über 2.000 Kilometer legten wir mit dem Mietwagen zurück. Am Rande der Straßen entstanden dabei unsere Portraits.

Als Werbefotografen liegt es in unserer Natur, Motive im Vorfeld zu planen. Licht, Komposition und die erforderlichen technischen Besonderheiten werden entwickelt und zielstrebig ausgeführt. Für uns war es daher besonders spannend zu sehen, welche Begegnung uns der Zufall präsentiert und wie wir selbst in spontanen Situationen die Menschen binnen weniger Minuten in Szene setzen würden.

Eine Herausforderung beim Fotografieren war die Kommunikation mit den Portraitierten. Die vorherrschenden Sprachen in Marokko sind Arabisch und Französisch. Englisch wird meist nur in den Herbergen und touristennahen Regionen gesprochen. Mit wackeligem Schulfranzösisch auf fremde Menschen zuzugehen und sie um eine Fotografie zu bitten, war jedes Mal eine aufregende Erfahrung.

Mann vor Bergen

Mann auf einem Platz

In den meisten Fällen versuchten wir letzten Endes, mit Händen und Füßen zu erklären, um was es uns geht. Eine zeigende Geste auf die Kamera reichte dabei oft, um die Leute zu überzeugen. Nachdem wir die ersten Portraits im Kasten hatten, haben wir die Bilder oft auf unseren Smartphones gezeigt, um ein besseres Gefühl für unsere Arbeit vermitteln zu können.

Die Herzlichkeit und Offenheit der marokkanischen Menschen kam uns beim Fotografieren der Serie sehr entgegen und hat uns nachhaltig beeindruckt. Nur so konnten wir auf unserer Reise über 22 fremde Menschen für unser Projekt gewinnen.

Mann mit Schaufel in der Hand

Mann vor einem Straßenladen

Einige Momente bleiben dabei besonders in Erinnerung. Wir fuhren an einem Vormittag mit unserem Auto durch die Thodra-Schlucht in der Provinz Tinghir. Am Ende der Schlucht entdeckten wir in einem kargen, ausgetrockneten Flussbett einen roten LKW. Kurzerhand parkten wir am Straßenrand, packten die Kameras und kletterten ins Flussbett. Wir trafen dort auf vier Männer, die gerade dabei waren, den LKW mit großen Steinen zu beladen.

Einer der Männer trat sofort vor unsere Kamera und ein zweiter hatte viel Spaß dabei, den Blitz für das Portrait zu halten. Danach wurden wir von einem der Männer in sein Dorf eingeladen. Dort saßen wir dann bei Minztee und Fladenbrot, während der Mann uns stolz seine Familie vorstellte. Ein tolles Erlebnis.

Making Of

Da wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, Menschen und Landschaft in einem Bild darzustellen, ergaben sich auf der technischen Seite einige Besonderheiten. Für den charakteristischen Look der Fotos wählten wir eine Kombination aus geringer Tiefenschärfe und zusätzlicher, künstlicher Ausleuchtung. Dabei setzen wir auf Festbrennweiten und auf den Akkublitz Profoto B1 mit einer 90-cm-Softbox.

Die starke Sonne des afrikanischen Kontinents im Zusammenspiel mit der Blitzsynchronzeit war eine große technische Herausforderung. Felix setzte bei seinen Fotografien auf ND-Filter, um das Spiel aus Offenblende und Licht zu kontrollieren. Stephan arbeitete mit High-Speed-Synchronisation und nutze dabei den Blitz bei Verschlusszeiten von bis zu 1/6400 s.

Mann auf einem Pferd

Mann mit einem Stock

Zurück in Deutschland ging es dann an die digitale Aufbereitung der Fotografien. Die Bearbeitung und Farbgestaltung erfolgte am heimischen Rechner mit Photoshop und Wacom Grafik-Tablet. Neben dem gezielt eingesetzten Blitzlicht und der konsequenten Komposition werden die Bilder durch die digitale Nachbearbeitung einander angepasst, sodass ein einheitlicher Bildlook entsteht. Dadurch harmonieren die vielfältigen Motive miteinander – unabhängig davon, ob das Foto in einer grünen Oase oder einer staubigen Wüste aufgenommen wurde.

Marokko war für uns eine tolle Erfahrung, wir sind nach wie vor begeistert von der Vielfalt des Landes und seinen Bewohner*innen. Wir freuen uns daher, in Kooperation mit der Botschaft des Königsreiches Marokko unsere Bildstrecke vom 25. Juni bis 6. Juli in Berlin ausstellen zu können und heißen alle kwerfeldein-Leser*innen herzlich willkommen.

Ausstellung

„Salem Aleikum“ von Felix Will und Stephan Ortmanns
Zeit: 25. Juni – 6. Juli 2018
Ort: Marokkanische Botschaft, Niederwallstraße 39, 10117 Berlin

Bei der Umsetzung der Ausstellung werden wir freundlicherweise von unseren Partnern Wacom, Photography in Berlin und Wallstyle unterstützt.

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