02. Juni 2017 Lesezeit: ~3 Minuten

Nahlinsen im Test

Ich liebe Spielereien und Experimente. Leider geht das auch schnell ins Geld, denn wenn man sich gern in verschiedenen Fotogenres ausprobieren möchte, braucht man auch unterschiedliche Technik. Für die Makrofotografie habe ich zum Glück eine sehr preiswerte Alternative entdeckt: Nahlinsen.

Ich arbeite mit der Cropkamera Canon 60D und da ich mich auf Portraitfotografie spezialisiert habe, besitze ich nur ein 28-mm-Objektiv sowie ein 50-mm-Objektiv . Keine gute Wahl für Makroaufnahmen.

Nahlinsen mit Tasche und Blüte

Nahlinsen sind kleine Linsen, die einfach vor ein Objektiv geschraubt werden und ähnlich wie eine Lesebrille das Motiv „vergrößern“. Ich habe mich für die Nahlinsen von Walimex entschieden. Es gibt die Linsen für fast alle Objektive, wobei die Preise nur geringfügig variieren. Ich benötige eine Fassung von 58 mm. In dieser Größe kosteten mich die Nahlinsen nur 19,90 €.

Für diesen Preis bekam ich ein Paket aus vier Linsen mit +1, +2, +4 und +10 Dioptrien und eine kleine Tasche, mit der man sie sicher transportieren kann. Alles fühlt sich hochwertig an, die Linsen lassen sich gut auf mein Objektiv schrauben und die Tasche macht einen sicheren und gut verarbeiteten Eindruck.

Welchen Effekt die Nahlinsen haben, lässt sich am besten zeigen. Ich habe jede Linse nacheinander auf mein 50-mm-Objektiv geschraubt. Meine Kameraeinstellungen waren: Blende f/8, Belichtungszeit 1/60 s und ISO 800.

Eine Blüte

Ohne Nahlinse

Eine Blüte

+1 Dioptrien

Eine Blüte

+2 Dioptrien

Eine Blüte

+4 Dioptrien

Eine Blüte

+10 Dioptrien

Ich denke, die Bilder geben einen guten Eindruck des Effekts wieder. Mein lichtstarkes Objektiv konnte ich nicht ausreizen, denn je offener die Blende, destso schmaler wird die Schärfeebene natürlich. Bei einer Blende von f/2.8 ist es schon bei +4 Dioptrien kaum noch möglich, den Schärfebereich zu finden. Mit den Nahlinsen müsstet Ihr also mit stärker geschlossenen Blenden arbeiten, um Eure Motive scharf abzulichten. Blende f/8 war daher mein Kompromiss.

Mein Motiv lag still auf einem Tisch. Möchte man eine Blüte im Wind fotografieren oder gar ein sich bewegendes Insekt, wird eine geschlossene Blende schnell zum Problem. Draußen bei gutem Licht schränken die Nahlinsen aber sicher nicht ein. Ich empfinde den Effekt bei +10 Dioptrien schon als sehr stark. Natürlich kann man auch die einzelnen Nahlinsen noch einmal miteinander kombinieren und aufeinander schrauben. Hier noch ein Extrembeispiel mit allen vier Linsen auf einmal.

Eine Nahaufnahme einer Blüte

Vier Nahlinsen zusammen, +17 Dioptrien

Man muss mit den Linsen auch nicht zwangsläufig Blumen und Bienen fotografieren. Die Empfehlung für Nahlinsen bekam ich unter anderem von einer Neugeborenen-Fotografin, die für ihre Kundschaft gern Details im Gesicht der Babys festhält, sobald sie eingeschlafen sind. Und als ich an diesem Artikel arbeitete, berichtete mir unser Redakteur Christopher, dass er mit ihnen auf Hochzeiten die Ringfotos macht. Die Einsatzmöglichkeiten sind also sehr vielfältig.

Ringe auf einer Blüte

Die Qualität der Linsen ist für meine Zwecke absolut ausreichend. Wer hochwertige Makrofotografie betreiben möchte, wird früher oder später aber nicht um ein richtiges Makroobjektiv herum kommen, denn zu den Rändern hin sieht man doch immer eine leichte Unschärfe und auch chromatische Aberration ist bei Nahlinsen unter Umständen möglich. Der Autofokus funktioniert mit Nahlinsen, macht aber gerade bei höheren Dioptrien-Zahlen ab und zu kleinere Probleme.

Zum Ausprobieren sind Nahlinsen jedoch eine absolute Empfehlung und wer nur hin und wieder eine Makroaufnahme machen möchte, findet in ihnen auch eine tolle preisgünstige Alternative.

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