Eine Plastikbox zur Fotoentwicklung.
22. März 2017 Lesezeit: ~8 Minuten

Fotografische Crowdfunding-Projekte #2, 2017

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr sammeln wir für Euch Projekte, die wir auf Crowdfunding-Plattformen zum Thema Fotografie gefunden haben. Weil dieses Themengebiet in den letzten Beiträgen etwas zu kurz kam, gibt es heute extra viele unterstützenswerte Bücher, in die Ihr Euer Geld investieren könnt. Als Bonus stellen wir am Ende des Artikel die alternative Plattform „Patreon“ vor.

 

Grünes Buch, das auf weißem Grund liegt.

YTYKWYA

Die kryptische Buchstabenkonstellation „YTYKWYA“ steht für „You think you know where you are“, zu Deutsch „Du denkst, Du weißt, wo Du bist“ und ist der Titel eines Bildbandes des Fotografen Tom Kavanagh. Tom bezeichnet sein Buch als traumähnlichen Reiseführer und sammelt darin interessante Bilder, die er ohne großen Zusammenhang auf der ganzen Welt gemacht hat. Die Bilder sind so zusammengestellt, dass beim Betrachten des Buches trotzdem ein Erzählstrang entstehen soll.

Zum Buch gibt es eine passende musikalische Untermalung von Musiker Jimmy Lee, die man online anhören kann und die beim Durchblättern und Stöbern zusätzliche, atmosphärische Tiefe erzeugen soll. Toms Buch hat leider erst etwa ein Drittel der nötigen Finanzierungssumme erreicht. Wenn Ihr umgerechnet etwa 35 € investiert, bekommt Ihr nicht nur ein Exemplar der Buches, sondern werdet darin auch namentlich erwähnt. Bis zum 25. März 2017 kann das Projekt noch unterstützt werden.

 

Historisches Bild aus dem Ersten Weltkrieg mit einem Mann, der auf einem Trümmerhaufen sitzt.

Perspectives of the Great War (World War One) 1914–1918

Marius Moneth hat einen Master in Geschichte mit Spezialisierung auf Bild- und Fotogeschichte, ist vor kürzlich Vater geworden und macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Tochter. Der aktuelle, weltweite Trend zum Nationalismus lässt ihn daran zweifeln, dass sie in einer friedlichen Welt ohne Rassismus und Gewalt aufwachsen kann.

Aus diesem Grund sammelt Marius Geld für ein Fotobuch, das die Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs zeigen soll. Er hat Zugriff auf Privatbilder eines deutschen Unteroffiziers, möchte an die Vernunft der Gesellschaft appellieren und daran erinnern, wie grausam Kriege sind. Was hier in wenigen Sätzen zusammengefasst ist, wird in der entsprechenden Kickstarter-Kampagne wesentlich eingehender erklärt und ist einen Blick wert.

Marius’ Kampagne ist leider noch weit vom Finanzierungsziel entfernt, läuft aber auch noch bis Ende April 2017. Für einen Betrag von 8 € könnt Ihr Euch bereits die Ebook-Version des Bildbandes sichern, die gedruckte Hardcover-Version kostet 60 € und dazwischen gibt es noch eine Paperback-Version für 30 €.

 

Offene Doppelseite eines Fotobuches über Autos.

1000 Cars of NYC

Mitten in meiner Fotobuchsammlung gibt es ein Buch, das ausschließlich Bilder von Fahrrädern enthält – dabei interessiere ich mich überhaupt nicht für Fahrräder. Das Buch hatte durch seine besondere Ästhetik einfach meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ähnlich verhält es sich mit der Indiegogo-Kampagne „1000 Cars of NYC“, die vom Fotografen Lionel Koretzky ins Leben gerufen wurde.

Seit 2013 betreibt Lionel den Instagramaccount @1000_cars_of_NYC auf dem er Bilder von besonders fotogenen Autofunden in New York City zeigt. Aus diesem Instagram-Projekt ist jetzt ein 288 Seiten starkes Buch entstanden, das die besten Bilder aus Lionels Arbeit in gedruckter Form zusammenfast. Die Kampagne läuft noch bis Mitte April 2017 und hat momentan etwa 15 % Ihrer Finanzierungssumme erreicht. Wenn Ihr bereit seid, 40 € zu investieren, könnt Ihr Euch ein handsigniertes Buch sichern.

 

Eine Plastikbox zur Fotoentwicklung.

Lab-Box

Eine der größten Herausforderungen für Analogfotograf*innen ist immer noch die Entwicklung des Films. Viele opfern dafür ganze Räume in ihrer Wohnung oder funktionieren das Badezimmer temporär zur Dunkelkammer um.

Das Kickstarter-Projekt „Lab-Box“ will genau diesen Schritt vereinfachen, indem die gesamte Filmentwicklung in einer kleinen, handlichen Box passieren soll. Innerhalb dieser Box kann der Film abgerollt und in einer Chemikalie entwickelt werden, ohne dass die Gefahr des Lichteinfalls auf den Film besteht.

Laut Kampagne sollen nicht nur Schwarzweißfilme, sondern auch Farbfilme mit der C41-Methode entwickelt werden können, wenn entsprechende Chemikalien vorhanden sind. Neben Kleinbild können außerdem auch Mittelformatfilme entwickelt werden. Die Kampagne läuft noch bis zum 28. März und ist schon fast beim Zehnfachen ihrer nötigen Finanzierungssumme angelangt. Für 89 € bekommt Ihr eine Lab-Box.

 

Eine Frau die durch eine Kamera sieht an der ein Eyecatchr angebracht ist.

Eycatchr

Die Kickstarter-Kampagne „Eycatchr“ aus Deutschland setzt sich mit einem Problem auseinander, das zunächst einmal banal klingt, allerdings alle Fotograf*innen betrifft. Während beim Fotografieren ein Auge meist damit beschäftigt ist, durch den Sucher zu sehen, wird das andere zugekniffen, um sich voll und ganz auf das Bild konzentrieren zu können.

Macht man das über mehrere Stunden, kann es durchaus zu schmerzenden Muskelkrämpfen um das zugekniffene Auge herum kommen. Dafür gibt es verschiedene Lösungsansätze: Die einen wechseln zwischendurch das Auge, die anderen lassen das andere Auge einfach offen, verlieren dadurch allerdings etwas den Fokus auf das Bild.

„Eycatchr“ soll Abhilfe schaffen: Es ist ein Aufsatz für das Okular, das eine Art Sichtbarriere in Form eines schwarzen Plastikstreifens vor das offene, „ungebrauchte“ Auge setzt. Inspiriert von Sportschütz*innen, die diese Methode schon lange einsetzen, soll das Fotografieren über einen längeren Zeitraum so wesentlich angenehmer werden.

Neben der Plastikversion wird es auch drei Leder-Variationen in verschiedenen Farben geben. Die Bilder in der Kampagne zeigen allesamt, dass Eyecatchr für das linke Auge ausgelegt ist. Ob es eine entsprechende Version für das rechte Auge gibt, lässt sich derzeit nicht erkennen. Da die Kampagne erst gestartet wurde, steht auch die Finanzierung noch ganz am Anfang. Für 24 € könnt Ihr einen Eycatchr aus Plastik vorbestellen.

 

Das Logo von patreon.com

Patreon

Zu guter Letzt möchten wir Euch nicht nur eine Crowdfunding-Kampagne, sondern eine alternative Plattform Namens „Patreon“ vorstellen, die bei uns redaktionsintern erwähnt wurde und durchaus einen Blick wert ist. Patreon ist eine Webseite speziell für Kreative und Künstler*innen, auf der Projekte mit einmaligen oder monatlichen Beträgen unterstützt werden können.

Die Investor*innen bekommen dadurch meistens Zugriff auf exklusive Inhalte oder Funktionen. Die Sektion „Photography“ ist momentan noch sehr überschaubar, dennoch haben wir für Euch drei Kampagnen herausgesucht, die Euch einen Eindruck von Patreon geben sollen:

Borut Peterlin ist Landschafts- und Portraitfotograf und liebt den Prozess der handgemachten, analogen Fotografie, besonders des Nassplattenverfahrens. Ein großes Problem stellt für ihn allerdings der Umstand dar, dass man in seinem Heimatland Slowenien laut seiner Aussage ein Foto leichter an einen Bären als an einen Slowenier verkaufen kann. Durch monatliche Beiträge unterstützt man sein Vorhaben, sich weiter auf die analoge Fotografie zu konzentrieren und Videos zu diesen Themen zu produzieren. Außerdem erhält man Zugriff auf chemische Formeln, die er für das Entwickeln nutzt und Rabatte beim Kauf seiner Arbeiten.

Medievalpoc ist eine Sammlung historischer, künstlerischer und akademischer Funde und Aufzeichnungen, die für alle Menschen öffentlich zugänglich gemacht werden. Dadurch wird zum Beispiel Romanautor*innen oder Filmemacher*innen eine fundierte historische Recherche möglich. Auch wenn Medievalpoc sich nicht direkt um Fotografie dreht, ist historische Kunst ein wichtiger Teil der Sammlung. Mit der Investition von monatlichen Beträgen erhält man zwar keine Belohnungen, ermöglicht aber das Fortbestehen der Webseite und die Arbeit an einem geplanten Buch.

Nick Smith sammelt kein Geld für seine eigene Fotografie, sondern für die App „Focalmark“, die er programmiert. Diese App zeigt Euch die zu Eurem Bild am besten passenden Instagram-Hashtags, die gleichzeitig eine große Reichweite haben und hilft Euch dadurch, die Klickzahlen Eurer Bilder zu maximieren. Wer das Projekt mit einem einmaligen Betrag unterstützt, beschleunigt dadurch die Entwicklungszeit der Version 2.0.

Kennt Ihr weitere Crowdfunding-Projekte oder Plattformen, die besonders für Fotograf*innen interessant sind? Erzählt uns gern davon in den Kommentaren.

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