Eine Frau mit einem grauen Rucksack steht vor einer Landschaft mit Bergen.
16. März 2017 Lesezeit: ~9 Minuten

Udee – Der alltagstaugliche Fotorucksack

Bei jedem fotografiebegeisterten Menschen sammelt sich im Lauf der Zeit ein großer Haufen unterschiedlichsten Zubehörs an. Mein persönliches Laster sind Taschen und Rucksäcke. Meine Sammlung ist mittlerweile schon so groß, dass ich selbst den Überblick verloren habe und meine Frau jedes Mal den Kopf schüttelt, wenn ein weiteres Paket mit einem neuen Rucksack ankommt.

Wenn es um größere Aufträge und Hochzeiten geht, habe ich meinen perfekten Weggefährten bereits im Compagnon Backpack gefunden, aber irgendwie bin ich seit Jahren auf der Suche nach einer Alltagslösung, um die Kamera platzsparend immer mit dabei zu haben oder auf Reisen sowohl Platz für meine Kamera mit ein paar Objektiven als auch für andere Dinge zu haben, die man eben so braucht.

Die Firma Meltpartners will sich mit einem Rucksack namens „Udee“ genau in diesem Produktfeld platzieren. Freundlicherweise durfte ich den Rucksack ein paar Wochen testen, bin damit unter anderem durch Irland und nach London gereist und möchte Euch hier ein wenig von meinen Erfahrungen berichten.

Frontansicht eines Grauen RucksackesSeitenansicht eines grauen Rucksackes.

Das Offensichtliche zuerst: Udees Design ist sehr gewöhnungsbedürftig und passt beim besten Willen nicht zu jedem Geschmack. Die Oberfläche ist angenehm weich und erinnert an einen Jeansstoff. Die Form allerdings erinnert mich irgendwie an Rucksäcke in Science-Fiction-Filmen aus den 90er Jahren. Eher grau, rechteckig und man würde erwarten, dass auf Knopfdruck ein Raketenantrieb gezündet werden kann.

Letzteres kann Udee zwar nicht, dafür besitzt er laut seiner Indiegogo-Kampagne 19 Funktionen, auf die ich hier zunächst etwas eingehen möchte. Einige der Funktionen sind eher offensichtlich und bei fast allen Taschen Standard wie zum Beispiel Fächer für Stifte und Laptops oder reflektierende Elemente, um nachts im Straßenverkehr besser gesehen zu werden.

Nahaufnahme des Logos auf einem grauen Rucksack.

Andere Besonderheiten des Rucksacks sind sehr speziell und für viele Menschen sicher unnötig. So gibt es zum Beispiel eine Öffnung auf der linken Seite, durch die man ein Kopfhörer-Kabel führen kann, um bequem Musik zu hören, während sich das Telefon im Rucksack befindet.

Auf der rechten Seite gibt es einen USB-Anschluss, um elektronische Geräte (auch Kameras) aufzuladen. Einen eigenen Akku besitzt Udee allerdings nicht, sodass man im Inneren selbst eine Powerbank anschließen muss. Irgendwie eine witzige Idee und ich habe den Anschluss tatsächlich oft genutzt, allerdings könnte man genauso gut auch den Reißverschluss ein Stück offen stehen lassen und das Kabel so in den Rucksack führen oder die bereits genannte Öffnung für Kopfhörer nutzen. Mehr als eine Spielerei ist dieser USB-Anschluss also wirklich nicht.

Des Weiteren befinden sich in den Schultergurten rote LED-Streifen, die entweder blinken oder dauerhaft leuchten können, damit man in der Dunkelheit besser sichtbar ist. Im Laptopfach des Rucksacks findet man außerdem ein spiralförmiges Zahlenschloss, das einem einfachen Fahrradschloss gleicht. Es kann genutzt werden, um den Rucksack ganz klassisch irgendwo festzuschließen oder auch die Reißverschlüsse der einzelnen Taschen zu verschließen. Sehr nützlich, wenn man viel auf Reisen ist und zum Beispiel am Flughafen oder in der Bahn etwas schlafen möchte ohne Angst haben zu müssen, dass der Rucksack oder dessen Inhalt gestohlen wird.

Nahaufnahme eines Zahlenschlosses an einem grauen Rucksack.Nahaufnahme des USB-Anschlusses an einem grauen Rucksack.

Ein Rucksack mit leuchtenden Schultergurten.

Eine andere angepriesene Funktion ist nur bedingt vorhanden: Der Rucksack ist zwar spritzwasserfest, allerdings konnte ich nach längerer Zeit in normalstarkem Regen feststellen, dass er im Inneren zwar noch nicht nass, aber deutlich feucht wurde. Ich empfehle also auf jeden Fall einen Regenüberzug, der zwar leider nicht mitgeliefert wird, aber günstig bei Onlinehändlern zu bekommen ist.

Die Hauptkammer des Rucksacks bietet großzügig viel Platz und eine Vielzahl Taschen zum Beispiel für Flaschen, Visitenkarten und andere Kleinteile. Gleiches gilt für das Laptop-Fach, das ebenfalls in mehrere Fächer unterteilt und so groß ist, dass mein aktuelles 13-Zoll-Macbook-Pro (Jahrgang 2016) darin winzig klein aussieht.

Blick in einen geöffneten Rucksack.

Nun aber zu dem Teil, der für den Fotoalltag interessant ist: Das untere Drittel des Rucksackes ist durch einen Reißverschluss von der Hauptkammer abgetrennt und bietet Platz für eine Kamera und – je nach Größe – ein bis zwei weitere Objektive. Zugriff auf die Kammer bekommt man, indem man den oberen Teil des Rucksackes um 90° nach hinten wegklappt. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber recht gut. Einziges Manko an dieser Technik: Befindet sich ein Laptop im Laptopfach, ist dieses „Umklappen“ des Rucksackes praktisch unmöglich, was irgendwie schlecht durchdacht wirkt.

Der Platz reicht maximal für eine Spiegelreflexkamera mit einem Objektiv der Größe 70 – 200 mm. In meinem Fall hatte ich eine Sony Alpha 7II und daran per Adapter meist ein Sigma 35 mm f/1.4 Art. Daneben hatte ich noch genug Platz für ein 50-mm- und ein 25-mm-Objektiv. Raumtrenner, die man von anderen Fototaschen kennt, bringt Udee praktischerweise gleich mit.

Dank der Polsterung der Kammer hatte ich jederzeit das Gefühl, dass meine Ausrüstung gut geschützt ist und ich den Rucksack problemlos auf dem Boden abstellen kann oder mir bei kleineren Kollisionen mit meiner Umgebung keine Sorgen machen muss.

Blick auf das geöffnete Kamerafach eines grauen Rucksackes.

Das Fach ist außerdem so isoliert, dass es auch genutzt werden kann, um Getränke und Speisen über einen längeren Zeitraum kalt oder warm zu halten. Zudem kann bei Bedarf die Abtrennung zwischen Hauptkammer und unterer Kammer entfernt werden, sodass man einen durchgängigen Rucksack mit extra viel Platz erhält.

Das war es allerdings auch schon mit dem Stauraum, der für Fotograf*innen gedacht ist. Kleinteile wie SD-Karten und Akkus können natürlich einfach in der Hauptkammer verstaut werden. Was allerdings fehlt, ist die Möglichkeit, Stative irgendwo am Rucksack festzumachen, was zum Beispiel für Landschaftsfotograf*innen sicherlich ein Ausschlusskriterium ist.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass der Zugriff auf die Kamera immer mit etwas Aufwand verbunden ist. Es gibt keinen Schnellzugriff oder Ähnliches. Der Rucksack muss jedes Mal vom Rücken genommen und das Kamerafach komplett geöffnet werden. Meist hatte ich die Kamera während dem Reisen im Rucksack.

Erst, wenn ich wusste, dass ich in den nächsten Stunden vermehrt fotografieren möchte (zum Beispiel auf Wanderungen), habe ich sie in einem Kamerahalfter verstaut, das um meine Hüfte hing. Alternativ kann man sich die Kamera natürlich auch einfach mit einem Kameragurt um den Oberkörper hängen.

Blick auf das geöffnete Kamerafach eines grauen Rucksackes.

Extrem positiv ist mir der Tragekomfort des Rucksacks aufgefallen. Die Schultergurte sind sehr breit, stark gepolstert und am Rücken des Rucksackes befinden sich weitere, sehr dicke Polster. Der Rucksack ist außerdem so gestaltet, dass das Gewicht möglichst gut verteilt wird (auch eine der 19 Funktionen), was wunderbar funktioniert und mich vor Rückenschmerzen bewahrt hat.

Obwohl ich meine oben genannte Fotoausrüstung und zusätzlich noch einen Liter Wasser, einen Laptop, ein iPad, ein bisschen Obst, meinen Geldbeutel, Schlüssel sowie viele Kameraakkus und Kleinteile im Rucksack hatte, konnte ich damit problemlos einen ganzen Tag durch Dublin laufen und hatte teilweise vergessen, dass ich überhaupt einen Rucksack trage. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es noch nie so angenehm war, so viel Gewicht auf meinem Rücken zu tragen.

Die Verarbeitungsqualität ist ebenfalls absolut hervorragend und der Rucksack wirkt sehr stabil. Die Reißverschlüsse waren anfangs etwas kratzig und schwergängig, dieses Problem löste sich allerdings nach einiger Zeit von selbst.

Nahaufnahme des orangenen Reißverschlusses eines grauen Rucksackes.

Nun möchte ich aber zu einem abschließenden Fazit kommen: Udee ist kein perfekter Kamerarucksack, das ist aber auch gar nicht der Anspruch. Er möchte das Dilemma lösen, die Kamera jederzeit mitzunehmen, während man auch noch andere, alltägliche Dinge bei sich hat. Insbesondere für diese tägliche Situation und für längere Reisen macht der Rucksack eine ganz ausgezeichnete Figur.

Will man dann tatsächlich fotografieren, muss man aufgrund eines fehlenden Schnellzugriffs die Kamera schon permanent aus dem Rucksack nehmen, was aber kein Problem darstellt, wenn man sich dessen bewusst ist und entsprechend darauf einstellt.

Hätte man sich bei der Entwicklung weniger auf die vielen Spielereien konzentriert und zum Beispiel mehr Zeit in die wasserabweisende Eigenschaft gesteckt, wäre das Gesamtergebnis vermutlich noch zufriedenstellender gewesen. Auch das Design ist sicherlich nichts für jeden Geschmack und etwas gewöhnungsbedürftig.

Trotz einiger kleiner Schwächen habe ich das Gefühl, in Udee genau den Begleiter gefunden zu haben, den ich jahrelang gesucht habe und der einen Alltagsrucksack nahezu perfekt mit einem kleinen Fotorucksack verbindet.

Eine Frau, die einen grauen Rucksack auf einer Schulter trägt und vor einer Landschaft mit Bergen steht.

Aktuell kann Udee auf Indiegogo vorbestellt werden und wird geplant ab Mai ausgeliefert. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei etwa 200 €, was etwas teuer erscheint. Unterstützer der Kampagne können sich den Rucksack allerdings für umgerechnet etwa 112 € vorbestellen, was wiederum ein sehr fairer Preis ist.

Was haltet Ihr von Udees Konzept? Seid Ihr ebenfalls auf der Suche nach einem alltagstauglichen Fotorucksack oder habt Ihr vielleicht schon gute Alternativen gefunden? Erzählt uns gern davon in den Kommentaren.

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