18. Februar 2017 Lesezeit: ~3 Minuten

Stiehl meine Bilder!

„Stiehl meine Bilder!“ – Eine Aufforderung, die in Zeiten von hässlichen Wasserzeichen und der stetigen Angst vor Bilderklau ungewohnt anmutet. Doch das Projekt „Steal my Photographs“ von Lukas Renlund fordert genau dazu auf. Sein Motto: „Kunst ist für alle da. Gute Kunst hat ein Element der Inklusivität.“

Der Künstler und Fotograf stellte für das Projekt seine Fotos im öffentlichen Raum aus und forderte die Passant*innen mit Zetteln und Schildern dazu auf, die Bilder mitzunehmen. Einzige Bedingung: Sie sollten ihm ein Foto des Bildes an seiner neuen Wand schicken. Die erste Aktion fand in Kopenhagen statt. Die Ausstellung dauerte genau 30 Sekunden.

Die nächsten Projekte dieser Art passte er nach diesem kurzweiligen Erfolg an. Die Aktion wurde nicht mehr groß angekündigt und die Reaktionen der Menschen mit Kameras festgehalten. In Barcelona verteilte er seine Fotos in der ganzen Stadt und platzierte hinter jedem Bild eine GoPro.

Ähnliches geschah in London. Hier führte eine enge Gasse zum kostbaren Diebesgut mit Hinweisschildern und jeder Menge Überwachungskameras. Das Spiel wurde kontrollierter: Ein kostenloses Bild gegen die eigene Identität. Viele Menschen fanden diesen Tausch in Ordnung und schnappten sich ein Werk von Renlund.

Die Aktionen sind vor allem eine Form der Selbstvermarktung und wurden zu einem großen Marketingerfolg. Renlund selbst führt dies auch als Beweggrund für das Projekt auf:

Es reicht nicht – und hat noch nie gereicht – einfach talentiert zu sein, um als Künstler*in Erfolg zu haben mit dem, was man liebt. Man muss auch ein Businessmensch sein. Der Großteil der Urheber*innen lebt in einer übersättigten Medienlandschaft, was ein großes Problem für Fotograf*innen ist. Ob wir es mögen oder nicht, wir tragen alle zu diesem Lärm bei. Gegenwärtig überwiegt das Angebot an Bildern die Nachfrage.

Selbstvermarktung sieht er als eine Kunstform für sich. Am wichtigsten ist es aber, Spaß daran zu haben und den direkten Kontakt mit den Betrachter*innen zu suchen.

Stehe ich nun nach „Steal my Photographs“ finanziell besser da? Nicht auf kurze Sicht, aber wahrscheinlich längerfristig. Das Verschenken meiner Fotografien ist kein Nullsummenspiel; die materielle Bereicherung anderer (meiner Kunst) kommt nicht direkt und proportional meinem Bankkonto zu Gute. Ich habe die Kosten für 40 Drucke und Bilderrahmen übernommen im Austausch für Wohlwollen, Hunderte von Menschen, die meinen Namen kennen und eine lustige Veranstaltung.

Die „Diebe“ sind ihrer Verpflichtung im Übrigen zahlreich nachgekommen und man kann sich das Lächeln des Fotografen bei jeder neuen E-Mail vorstellen. Denn was gibt es Schöneres, als die eigenen Werke an neuen Wänden zu sehen?

Ähnliche Artikel