Eine Insel im Wasser
06. September 2016

Färöer – Atlantis des Nordens

Der wolkenleichte Schaum umhüllte sie und sie glänzte ganz wie Meeresleuchten in mondbleicher Nacht, schön wie Brynhild Buðladóttir – die Freier erhörte sie nie, kein Mann besaß sie je – von der Waberlohe bewacht. Mir war, als käm eine dunkle Erinnerung wieder, sowie im muscheltönenden Laut das Dröhnen des Meeres verklang, die im Haus der Trompetenschnecken versperrten Lieder, wie Okeanos mit Passat und Monsun sie einst sang.

Städte sah ich verschwommen mit prächtigen Häuserzeilen: eine Schar Edler ergeht sich auf ihren Wegen, wo die Menschen gedrängt zu den Richtstätten eilen vor gottgeweihtem Tempel und des Heiligtums Zelten gelegen. Und ich erkannte sie gleich, die Priesterin von Atlantis, jenem versunkenen, sagenumwobenen Reich, die mit Vestalinnenhand, bekränzt mit Eranthis, weihte Männer und Frauen, Tiere und Pflanzen zugleich.

So geht die Sage, wo die Färöer sich hoch im Norden befinden, lag in grauer Vorzeit das von Dichtern erträumte Land, und die Priesterin, umspielt von Wellen und Winden, reicht uns mondbleiche Nächte mit weißer Hand.

Jens Henrik Oliver (Janus) Djurhuus (1881–1948), Übertragung von Annemarie Bostroem –

Hoch im Norden liegen sie, die 18 kleinen Inselchen, bewohnt von nur knapp 50.000 Menschen, sagenumwoben und mystisch: die Färöer-Inseln. Im Juli war es soweit, gemeinsam mit anderen Kreativen bereiste ich dieses kleine Stückchen Erde und bereits der Blick aus dem Flugzeug versprach Großes. Unendliche Weiten, Meer, Klippen, Steilküsten und karge Landschaften. Berge und Hügel, Schafe und Fische. Und vor allem eines: Ruhe. Wir wurden nicht enttäuscht.

Wir mieteten uns ein Auto und erkundeten die Inseln. Ein gut ausgebautes Straßen- und Fährennetz brachte uns auch in die hintersten Ecken, teilweise durch abenteuerlich einspurige, unbeleuchtete Tunnel (für Gegenverkehr gibt es immer wieder kleine Haltebuchten) entdeckten wir die Schönheiten der Inseln.

Und wo uns das Auto nicht hinbrachte, dorthin trugen uns unsere Füße, hoch auf die Gipfel zum Ende des Landes, dort, wo die Leuchttürme stehen, wanderten wir hin. Die schroffe Landschaft begeisterte und raubte uns häufig den Atem. Einfach mal stehen bleiben und innehalten, den Wind im Gesicht spüren und über die Klippen auf den Ozean schauen, das Leben schmecken und die Freiheit genießen. Dieses Gefühl war für mich allgegenwärtig.

Panorama einer Klippe

Blick von einer Klippe ins Meer

Klippenvorsprung ins Meer

Steilklippe

Inseln im Ozean

Blick auf kleine Inseln

Flauschige weiße Blumen

Wasserfalll fällt von Steilklippe ins Wasser

Hausruine am Meer

Zwei Felsvorsprünge

Zwei Schafe

Sich brechendes Wasser

Sonnenuntergang am Meer

Wasserfall

Bucht

Straße am Meer

Dorf in karger Landschaft

Steinhäuser mit Grasdächern

Steinhaus mit Wasserfall

Hohe Klippen

Auch andere Touristen sahen wir nicht allzu viele. Dafür viele offenherzige Einheimische, die uns stolz von ihrem Land berichteten. Zum Beispiel die Sage vom Liebesfelsen. Wir kletterten gemeinsam an der Steilküste entlang, rechts ging es nach oben, links gefühlte 500 m in die Tiefe, einen kleinen Trampelpfad entlang, bis zu einem kleinen Felsvorsprung, der auf circa 1,50 m eine kleine „Bank“ darstellt. Hierhin, erzählt man uns, brachten vor zig Jahren die Herren ihre Angebeteten, denn um vom Felsen wieder herunter zu kommen, benötigten die Damen Hilfe. So kam es zum ersten „Körperkontakt“ und wenn der Herr sich nicht allzu dämlich anstellte, bekam er obendrein ein kleines Küsschen.

Diese und andere Geschichten versetzten uns in die Stimmung lang vergessener Zeiten und die Landschaft tat ihr Übriges. Auch der Himmel und das Wetter änderten sich minütlich, was die wundervollsten Wolkenkonstellationen hervorzauberte. Sonnenschein und Wolkenbrüche, Nebel, ewig andauernde Sonnenuntergänge und noch länger andauernden „blaue Stunden“ geben den Färöern auch den Namen „Islands of maybe“.

Und „maybe“, ja, vielleicht komme ich irgendwann einmal wieder zurück, um etwas Ruhe zu suchen und mich in den unendlichen Weiten zu verlieren.

Ähnliche Artikel