26. Juli 2016

Mit den Augen eines Geflüchteten

Wenn man sie umherlaufen sieht, wie sie Geschäfte machen mit Deinem Leid, dann fragst Du Dich unwillkürlich: „Wieso machen die das?“ Am Anfang, als ich noch in Idomeni lebte, vor vier Monaten, dachte ich, dass all die Journalisten, Fotografen und Fernsehsender nur da waren, um uns zu helfen. Aber mit jedem Tag, der verging, mit jedem Tag, an dem sie sich nur auf die Sensation stürzten, das fotogene Elend, da wurde mir klar, dass es um etwas anderes ging.

Ich wäre gern ein guter Fotograf, um zukünftig meine Bilder nach meinen eigenen Vorstellungen zu machen und hier in Griechenland habe ich beschlossen, dass ich diesen Weg beschreiten möchte. Ich heiße Abdulazez und bin ein Junge aus Homs in Syrien, 18 Jahre alt. Während meiner Zeit im EKO-Flüchtlingscamp im Norden Griechenlands in der Nähe von Thessaloniki habe ich die Arbeit anderer Fotografen genau beobachtet.

Das hat mich motiviert, selbst zu fotografieren. Bald schenkte mir einer der Freiwilligen eine Kamera, das war vor zwei Monaten und dann endgültig der Beginn. Als ich dann meine ersten Bilder machte, versuchte ich, alles zu vermeiden, von dem ich wusste, dass es die Gefüchteten hassen, was nicht besonders schwer war, denn ich bin selbst einer von ihnen und ich weiß, wie sie denken und was sie möglicherweise fühlen.

Junge auf dem Feld

Entertainer © Abdulazez Dukhan

Das EKO-Camp wird zerstört

Habseligkeiten werden in den Bus gepackt

Gepäck vor dem Militärcamp

Schwimmen im Hafen

Mädchen auf einem Strohballen

Mädchen im Camp

Kinder im Camp

Zelte im Camp

Wäscheleine improvisiert

Toilets © Abdulazez Dukhan

Mädchen auf Schaukel

Baby mit Moskitonetz

Ein Junge mit Clownsnase

In der Nacht

Ich fing an, die Dinge aus meinem Blickwinkel zu fotografieren und habe mich ganz auf die Realität konzentriert. Habe versucht, ganz einfach Bilder zu machen, da man meiner Ansicht nach gar nicht immer versuchen muss, die spektakulärsten Szenen einzufangen. Man sollte auch nicht darüber nachdenken, wie man den maximalen Effekt erzielen kann. Es geht eher darum, das normale Leben darzustellen, die Bedingungen, unter denen wir leben, und das Leid zu zeigen, das ein ganz normales Leid ist, das Leid vieler.

Anmerkung von Redakteur Tilman Haerdle: Abdulazez Dukhan lebt mit seinen Eltern und zwei Geschwistern immer noch im Norden Griechenlands und wartet seit Februar auf eine Registrierung als Asylbewerber. Da er ausgezeichnet Englisch spricht, arbeitet er inzwischen als Übersetzer für das Militär und Ärzte, erhält dafür jedoch keine Bezahlung. Im Gegensatz zu Tausenden anderer Geflüchteter, die unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit in Militärcamps einquartiert sind, lebt er inzwischen sogar in einer Wohnung. Außer seinen Fähigkeiten und seiner Kamera besitzt er jedoch nichts.

Wenn Ihr ihn und seine Familie unterstützen möchtet, spendet bitte an unseren Verein Heimatstern e. V. mit dem Kennwort „Abdulazez“ – eine Spendenbescheinigung wird ausgestellt, 100 % der Spenden unter diesem Kennwort gehen an ihn. Konto DE47701500001004232854 bei der Stadtsparkasse München.

Dieser Artikel wurde für Euch von Tilman Haerdle aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.