Zwei Rothirsche kämpfen gegeneinander.
16. Juni 2016 Lesezeit: ~5 Minuten

Tierfotografie mit Geduld, Behutsamkeit und Respekt

Eigentlich lag mein fotografischer Schwerpunkt zuerst verstärkt auf der Architekturfotografie, dazu kamen Nachtaufnahmen und HDR-Bearbeitung. Die Architekturfotografie hat mir viele Jahre sehr viel Freude gemacht, weshalb ich sie auch nicht mehr missen möchte. Dazu hat sich in den letzten Jahren die Naturfotografiert dazugesellt.

Mit viel Geduld, Behutsamkeit und Respekt gegenüber den Tieren und der Freude am Fotografieren entwickelte sich meine Begeisterung für die Naturfotografie von Jahr zu Jahr. Ich denke mal, ein Auslöser war gleichzeitig auch mein absolutes Highlight im Jahr 2008, als ich zum ersten Mal Eisvögel fotografieren konnte. Diese fliegenden Edelsteine faszinieren mich immer wieder aufs Neue.

Ein Eisvogel mit ausgebreiteten Flügeln.

Zwei Eisvögel im Landeanflug auf einen moosigen Ast.

Meine größeren Fototouren im Jahr setzen monatelange Recherche und Planung voraus. Zuvor mache ich mir Gedanken um einige Wunschmotive, die ich bisher noch nicht fotografieren konnte oder ich fahre nochmals zu einem bekannten Ort hin und zwar zu einem anderen Zeitpunkt als zu meinem ersten Besuch, um eventuell bessere Bedingungen vorzufinden, die sich später in der Fotoausbeute widerspiegeln.

Oft kommt es aber vor, dass ich leider nach stundenlangem Warten ohne brauchbare Fotos zurückkehre oder aber erst nach meinem zweiten oder dritten Besuch mit Bildern heimwärts fahre, mit denen ich auch zufrieden bin.

Ein Fasan schaut aus grüner Wiese hervor.

In der Praxis funktioniert es am besten, wenn die Tiere einen eigentlich überhaupt nicht bemerken, dann hat man fürs Erste schon einmal alles richtig gemacht. Wenn ich die Tiere nicht störe oder bedränge, können sie ihr natürliches Verhalten beibehalten. Das bedeutet natürlich auch, dass ich oft stundenlang an einer bestimmten Stelle ausharre, um den einen passenden Moment einzufangen.

Wenn ich dann auch noch besonderes Glück habe, kann ich den Tieren manchmal sehr nahe kommen, dadurch sind natürliche Aufnahmen möglich, die die ganze Schönheit der Motive zeigen und viele Detaillierungen, sei es im Fell oder in den Federn! Die besten Bilder entstehen bei leicht bewölktem Himmel, denn dann gibt es keine Schlagschatten im Gefieder und die Körper sind sehr gut durch­ge­zeich­net. Das alles funktioniert selbstverständlich nur mit entsprechender Tarnung.

Zwei Bienenfresser sitzen vor grünem Hintergrund auf einem Ast.

Zwei Bienenfresser paaren sich auf einem Ast.

Ein bunter Bienenfresser bei der Jagd auf eine Libelle.

Wenn ich auf eine geplante Fototour fahre, weiß ich meistens genau, welches Umfeld mich dort erwartet. Hierfür wird nur das Equipment mitgenommen, das ich vor Ort wirklich brauche. Immer dabei ist meine Canon 1DX, eine Canon Mark III und verschiedene Objektive von 10 mm bis 500 mm Brennweite.

Ich besitze Rucksäcke in mehreren Größen, in denen die gewünschte Fotoausrüstung inklusive Zubehör verstaut wird. Die entsprechende Tarnung wird auch herausgesucht: Ich benutze hierfür verschiedene Tarnnetze und Tarnumhänge und wenn es etwas bequemer werden soll, nehme ich auch mal ein Tarnzelt mit.

An meiner Singvogel-Winterstelle beispielsweise mache ich auch schon einmal aus dem geparkten Auto heraus richtig gute Bilder, denn Autos kennen die Vögel. Aber sobald man aussteigt, fliegen sie natürlich sofort weg.

Ein fliegender Wiedehopf hat eine Beute im Schnabel.

Eine Gottesanbeterin hängt an einem gewundenen Ast.

Im Bergischen Land habe ich vor allem Rotwild, Graureiher, Insekten und andere heimische Tiere fotografiert, aber auch Eisvögel kann man hier mit etwas Geduld finden.

Auf Fototouren in den Kaiserstuhl, einem kleinen Gebirge im Südwesten Baden-Württembergs, konnte ich Bienenfresser, Wiedehopf, Schwalberschwanz und auch die Gottesanbeterin vor die Linse bekommen, Murmeltiere in der Schweiz, verschiedenste Wattvögel in Friesland in den Niederlanden. Und einmal hat es mich bis in den Naturpark s’Albufera von Mallorca verschlagen, um Seidenreiher und Triele zu fotografieren.

Ein fuchs versteckt sich im hohen Gras.

Ein Fuchs stromert durch das Gras.

Das Foto von den kämpfenden Rothirschen hat eine längere Geschichte: Seit Jahren besuche ich regelmäßig die Rothirsch-Brunft bei uns im Bergischen Land. Mit Erlaubnis des dortigen Revierförsters bereite ich schon sehr früh meine Tarnung an der dortigen Brunftwiese vor, mit Berücksichtigung der Windrichtung und der dadurch gegebenen Örtlichkeiten, damit mich die Tiere nicht wittern oder sehen können.

Zwei Rothirsche kämpfen gegeneinander.

Da dieses Gelände sehr groß ist, kommt auch hier wieder der Faktor Glück dazu, der bestimmt, in welchem Bereich die Hirsche und das Kahlwild auf die erwähnte Wiese treten. Nach fünf langen Jahren hatte ich diese besondere Situation, dass zwei kapitale Hirsche in meinem Brennweitenbereich gleichzeitig aus dem Schilf heraustraten, um die Revierordnung klar zu stellen. Diese ganze Aktion dauerte keine zehn Sekunden, aber ich hatte mein Bild!

Der Revierförster bekommt nach der Rotwildbrunft meine Bilder zu Verfügung gestellt, nach seiner Aussage sind die Bilder für ihn wichtig, um festzustellen, welche Tiere genau auf dem Brunftplatz erscheinen, ob sie in einem guten körperlichen Zustand sind und ob vielleicht Tiere dabei sind, die gar nicht aus seinem Revier stammen.

Trotz diverser Naturfotografie-Erlebnisse werde ich meine Architekturfotografie natürlich nicht vernachlässigen, sie ist für mich ein schöner Gegensatz, der mich technisch und gestalterisch fordert und dadurch ist es mir in der Fotografie nie langweilig geworden.

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