Eine Frau mit roten Wangen.
02. April 2016 Lesezeit: ~3 Minuten

Atlantis

Am 29. Februar gab Fuji bekannt, dass die Produktion des letzten Trennbildfilms Fuji FP-100C eingestellt wird. Am Tag zuvor hatte der Postbote bei mir geklingelt und mir das lang ersehnte Päckchen – eine Landcamera 350 – übergeben. Ein Dilemma. Ich habe ein bisschen geheult und direkt eine E-Mail an meinen Filmdealer geschickt, mit der Bitte, er möge mir zehn Filme zurücklegen, mehr konnte ich mir leider nicht leisten.

Nun, ein paar Wochen nach dieser Nachricht weiß ich, dass die Filme durch Vorproduktion angeblich noch zwei Jahre lang zu bekommen sein werden. Zu welchem Preis, das steht auf einem anderen Stück Papier.

Ich habe den Film in kürzester Zeit lieb gewonnen und bin sehr froh, doch einige schöne Serien damit erstellt zu haben und hoffentlich noch zu erstellen. Auch, wenn das Gefühl nun ein anderes ist, denn das Wissen, dass jeder Film ein Stück in Richtung dieser weißen Leere ist, lässt mich mit noch mehr Bedacht den Auslöser drücken.

Passend zu diesem Gefühl möchte ich Euch meine Serie Atlantis vorstellen. Die Aufnahmen entstanden in den Wintermonaten, zuerst mit einer geliehenen Landcamera 340 und später mit meiner eigenen. Ich war gerade umgezogen und lernte das Licht in meinem neuen Zimmer kennen. Die Wände hatte ich innerhalb einer Woche von ihrer schrecklichen Raufasertapete befreit und die Strukturen darunter ließen alles ein wenig lebendiger wirken.

Ein Mann starrt ins Nichts.Eine Frau steht im Fensterkreuz und Abendlicht.
Frida Kahlo in AtlantisDer Rücken einer Frau mit Punkten.

Wenn Freunde zu Besuch kamen, fragte ich sie, ob ich ein Bild machen dürfte. So entstand oft nur ein Bild oder auch mal zwei oder drei. Zunächst waren es für mich nur Erinnerungen an einen schönen Tag oder an Freunde, die auf lange Reisen gingen und die Zeit ihres Zurückkommens ungewiss.

Als ich die Bilder befreundeten Fotografen zeigte, waren diese jedoch begeistert und ermutigten mich, diese Portraits auszuweiten. Ich lud auch fremde Menschen zu mir ein, um ein Teil dieser Strecke zu werden.

Eine Frau mit langen Haaren schaut ins Licht.Eine Frau mit kurzen Haaren und Kragen schließt die Augen.
Jemand schaut in meine Richtung.Ein Mensch aus Atlantis mit blauen Augen.

Wenn ich die Bilder nach dem Entstehen betrachtete, begleitete mich ein Gefühl von Wehmut an Vergangenes. Die Menschen darauf erschienen mir vertraut und doch so fern. Die Bläulichkeit des Films ließ mich an eine Unterwasserwelt denken und die Helligkeit der Haut an Porzellan, das zerbricht, wenn man es nicht vorsichtig behandelt. All diese Gedanken formierten sich dann zu einem Wort – Atlantis.

Die Serie wird bis zum letzten Film weitergehen. In diesem Satz liegen Tragik und Komik nah beieinander. Atlantis ist ein Traum, untergegangen an nur einem Tag, weil die Überheblichkeit der Menschen die Götter entzürnte. Die Ära des Trennbildfilms geht nun zu Ende, weil die Welt eine optimierte und schnellere geworden ist.

Farewell, Fuji FP-100C!