Ein Markt auf einer Straße
15. Januar 2016 Lesezeit: ~5 Minuten

Testbericht: Mit Fuji Instax auf Reisen

Sofortbild-Kameras haben für Schnappschüsse einen ganz eigenen Charme. Besonders unterwegs hat diese Art der Fotografie einige Vorteile. Bilder, die man sofort in der Hand halten kann, werden so zu einzigartigen Erinnerungen. Aber es gibt einen Haken: Die meisten Kamera-Modelle sind nicht gerade handlich.

Ich hatte auf manchen Reisen auch schon meine Polaroid Land Camera 250 dabei und liebe die Aufnahmen, die damit entstanden sind. Aber aufgrund der Größe und des Gewichts bleibt sie doch meist zuhause, vor allem wenn es um längere Reisen geht, auf denen die Menge an Gepäck eine Rolle spielt.

Wäscheleinen spannen zwischen Häusern

Wäsche trocknet im Wind

Fuji hat seit einigen Jahren die Instax-Reihe im Programm und versucht damit, eben diese Bedürfnisse zu befriedigen. Neben den größeren und schwereren Modellen für den Film Fuji Instax Wide , der wegen des Formats interessant ist, gibt es die kleineren Kameras für den Film Fuji Instax Mini . Die Fuji Instax Mini 70 bringt es auf gerade einmal 499 g Gewicht und ist damit ein handlicher und unauffälliger Reisebegleiter.

Mit ein paar Funktionen ausgestattet, ist sie recht vielseitig, lässt sich für Landschafts- und Makroaufnahmen einstellen, verfügt über einen Selbstauslöser, ein Stativgewinde und sogar eine extra Selfie-Funktion inklusive kleinem Spiegel am Objektiv. Letzteres hielt ich für lächerlich, bis mir einfiel, wie einfach ich anderen eine Freude machen kann, indem ich gemeinsame Schnappschüsse als Erinnerung verschenke. Ein Smartphone-Selfie kann da nicht mithalten.

Grundsätzlich kommt der Charme des physisch greifbaren Bildes, den Abzüge und gedruckte Fotos versprühen, bei Sofortbildern besonders zur Geltung. Wie viele der digitalen Momentaufnahmen bleiben ungesehener Datenmüll? Die Bilder der Fuji Instax lassen sich wunderbar zu einem Album zusammenstellen, verschenken, verbasteln oder aufhängen. Vielleicht ist es nur eine meiner Eigenarten, aber ich greife öfter zu Fotoalben als zum digitalen Fotoarchiv, obwohl ich größtenteils digital fotografiere.

Zwei Personen betrachten ein Foto

Der automatische Blitz macht die Kamera zwar auch im Dunkeln brauchbar, ich habe aber dennoch oft gewünscht, den Blitz auch unterdrücken zu können. Es gehen leider viele stimmungsvolle Aufnahmen verloren, wenn der Blitz jegliche Atmosphäre verschwinden lässt. Für jemanden wie mich, der gern dunklere Bilder macht und eine Schwäche für Unterbelichtung und Silhouetten hat, ist das ein Nachteil. Vermutlich wäre hier die Instax Mini 90 Neo Classic die geeignetere Kamera, da sie über eine Funktion für Langzeitbelichtungen verfügt.

Vor allem im Nebel habe ich mich öfter über den Blitz geärgert. Wer schon mit dem Auto früh morgens durch Nebel gefahren ist, weiß, was das Fernlicht des Wagens mit der Sicht macht. Auf Fotos wird das nicht besser.

Eine Person läuft durch eine AlleePalmen und ein Haus im Nebel

Unterwegs ist die Kamera wirklich praktikabel. Sie nimmt, ebenso wie die dazugehörigen Filme, nicht viel Platz weg und ist schnell zu bedienen. Das Wechseln der Filmkassetten funktioniert einfach, die Kamera ist für Schnappschüsse sofort einsatzbereit.

Auf den Film kann man sich verlassen, die Farben und Kontraste sind immer wieder eine positive Überraschung. Eine Bereicherung der mittlerweile recht umfangreichen Instax-Reihe wäre meiner Meinung nach noch ein kontrastreicher Schwarzweißfilm.

Beim oder besser gesagt vor dem Fotografieren sollte man an die verschiedenen Modi denken. Vor allem was die Distanz zum Motiv angeht, lässt sich zwischen Landschafts- und Makromodus wechseln. Durch den Parallaxenfehler decken sich Sucherbild und Aufnahme nicht, was unter Umständen zu Ausschuss durch mehrere Testaufnahmen führt.

Ein Wald im Nebel

© Chris Hieronimus

Bei Landschaftsaufnahmen fällt das kompakte Format doch ins Gewicht: Der Preis, den man zahlt, um eine handliche Kamera für die Jackentasche zu bekommen. Den weißen Rahmen abgezogen ergibt sich eine Bildgröße von 46 x 62 mm, beim Fuji Instax Wide 99 x 62 mm. Apropos Preis, der Film kostet pro Aufnahme ca. einen Euro. Dennoch machen auch Landschaftsfotos wirklich Spaß, der Instax-Film liefert unter den richtigen Umständen einzigartige Ergebnisse.

Zum Thema Bildqualität muss nicht viel gesagt werden. Liebhaber des Sofortbilds sind nicht auf qualitative Perfektion sondern Charakter aus. Und den besitzen Film und Kamera zweifellos. Sicherlich einen anderen als die immer noch beliebten Sofortbild-Kameras vergangener Jahrzehnte, dafür aber einen ganz eigenen. Wer lieber eine betagte Polaroid-Kamera in Händen halten möchte, kann bei Mint oder Land Cameras fündig werden. Käufer aus Deutschland sollten dabei die bei der Einfuhr fälligen Zollgebühren nicht vergessen.

Sowohl Filme als auch die Kamera selbst halten einiges aus. Die Fuji Instax Mini 70 ist einigermaßen robust verarbeitet und hat so manchen Stoß gut weggesteckt. In Dhaka, einer der staubigsten und chaotischsten Städte der Welt, hat die Kamera unzählige Rikschafahrten und klimatische Herausforderungen bestens vertragen.

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