Ein mann hält ein Stativ mit Kamera in die Höhe
12. Januar 2016 Lesezeit: ~6 Minuten

Testbericht: Vanguard VEO 265AB

Unfassbar leicht und ein genauso geringes Packmaß, extrem hohe Stabilität und verschwenderische Möglichkeiten sollte ein Reisestativ beinhalten. Umgangssprachlich würde man von einer eierlegenden Wollmilchsau reden. Aber ebenso wenig wie es so etwas im Tierreich gibt, findet man ein solches Gerät unter den Reisestativen.

Trotzdem sind diverse Hersteller sich der Anforderungen der Kunden bewusst und versuchen, das Maximale aus dem Minimalen herauszukitzeln. In den letzten Wochen war das Vanguard VEO 265AB mein treuer Begleiter auf Reisen und bei meinen kleineren Ausflügen. Falls man mit seinem Stativ lediglich Flug- und Zugreisen machen möchte, ist sicherlich nicht jedes Gramm und jeder Zentimeter im Gepäck ausschlaggebend, so ergibt sich eine weitaus größere Auswahl.

Ein Stativ liegt im Laub

Da ich aber viel und lange zu Fuß unterwegs bin, ist es für mich wichtig, dass ich das Stativ am besten in meinem Tagestouren-Rucksack unterbringen kann. Das Vanguard VEO 265AB schafft das locker, da es ein Packmaß von lediglich 39 cm hat. Auch die 1,13 kg Gewicht sind bei längeren Touren sicherlich zu verkraften.

Also war der erste KO-Punkt überwunden, es ging ums Handling und um meine Zufriedenheit mit diesem optisch dezenten und doch schönen Stativ. Alle Rohre sind aus Aluminium gefertigt und schwarz lackiert, sicherlich wäre Carbon der hochwertigere Werkstoff, jedoch auch der deutlich teurere – wodurch ein direkter Vergleich auch kein fairer wäre.

Wie üblich bei Reisestativen sind viele Verbindungselemente aus Kunststoff gefertigt, was bei heutigen Kunststoffen kein grundsätzliches Problem mehr darstellt, denn sie sind nicht mehr so UV-Licht- oder temperaturanfällig wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Also konnte ich einen zweiten positiven Haken setzen, denn der erste optische Qualitätseindruck war ein durchweg guter.

Eine Frau liegt im Gras

Nun ging es los: 5 Tage Helgoland, das war das erste Ziel von mir und meiner Ausrüstung. Bepackt mit meiner Canon EOS 6D , den Objektiven Canon EF 24–70 mm f/2.8L und Canon EF 70–200 mm f/2.8L ging es auf Deutschlands einzige Hochseeinsel. Diese begrüßte mich zwar schön, machte aber das Fotografieren fast unmöglich – Windstärke 10 und in den Böen sogar bis zu 12 ließen nicht nur das Stativ samt Kamera regelmäßig umfallen, sondern auch mich, weshalb der Plan, Langzeitbelichtungen umzusetzen, relativ schnell begraben wurde.

Am dritten Tag meiner Reise war das Wetter etwas besser und mir war es möglich, das eine oder andere Bild von den jungen Kegelrobben auf der Düne zu machen. Langzeitbelichtungen waren auch hier aus zwei Gründen kaum realisierbar: Zum einen weil der Wind immer noch zu stark war, zum anderen hätte meine Kamera so viel Sand gefressen, dass sie die Reise nicht überstanden hätte. Also musste ich mich mit den wenigen Bildern zufrieden geben und die Heimreise antreten.

Bei meinen normalen Ausflügen, bei normalem Wetter, konnte mich das Stativ grundsätzlich überzeugen. Der mitgelieferte Kugelkopf lässt sich problemlos lösen und ohne großen Kraftaufwand und nennenswerte Verschiebung stufenlos wieder feststellen.

Ein Stativ steht auf BaumstämmenEin Stativkopf

Auch die Beine, die aus fünf Segmenten (davon vier verstellbar) bestehen, ließen sich über die Kunststoffklemmen mit Plattfedern schnell und zuverlässig einstellen. Da ich sonst ein Stativ mit Drehverschlüssen nutze, fehlte mir hier die Möglichkeit, die Beine leicht vorzuspannen und unter Belastung endgültig zu fixieren.

Sicherlich eine Gewohnheitsfrage und kein Punkt, der gegen einen Kauf sprechen würde. Ein Segment der Beine ist mit einem sehr griffigen Gummi versehen, wodurch der Halt beim Tragen angenehm und bei kälteren Temperaturen der Komfort im Vergleich mit dem blanken Aluminiums deutlich höher ist.

An eine Sache stieß ich jedoch immer wieder, der mich ärgerte: Die Adapterplatte! Zwei Punkte gibt es hier, die ich für verbesserungswürdig halte oder deren Sinn ich nicht verstanden habe:

Die Adapterplatte wird mittels einer Stellschraube im Klemmtrapez befestigt, leider lässt sich die Platte erst durch komplettes Aufdrehen einlegen bzw. entnehmen. Außerdem lässt sich die Befestigungsschraube zur Kamera von Hand nicht so festschrauben, dass sie der Kamera sicheren Halt bietet.

Eine Stativplatte in der Hand einer Person

Von anderen Herstellern bin ich gewohnt, das diese Schraube auf der Unterseite eine Hebelverlängerung oder einen großen Griffbereich hat, um ausreichend Kraft auf die Schraube übertragen zu können.

Hier musste ich immer einen Schraubenzieherersatz suchen, ansonsten wanderte die Blickrichtung meiner Kamera spätestens bei Hochformat-Ausrichtung gen Boden. Da ich normalerweise einen Slingshot-Gurt verwende, der über dasselbe Gewinde befestigt wird, war ich von diesem Problem regelmäßig betroffen.

Für Fotografen, die einen normalen Gurt verwenden, ist dies sicherlich auch ein Problem, das zur Nebensache wird, da die Platte an der Kamera verbleiben kann. Sollte man das Stativ auf rutschigem Untergrund aufbauen wollen oder müssen, kann man die Gummifüße zurückschrauben und die integrierten Spikes verwenden.

Eine Robbe schaut in die Kamera

Nach den Angaben von Vanguard trägt dieses Stativ bis zu 8 kg, was für ein Reisestativ enorm viel ist und entsprechend viele Möglichkeiten zur Verwendung von größeren Kameras und Objektiven bietet. Mit einer maximalen Höhe von 150 cm befindet sich das Stativ auch hier im oberen Bereich unter den Reisestativen, was einem bei der Bildgestaltung einen größeren Spielraum gibt.

Mit der Zeit fasste ich immer mehr Vertrauen zum Stativ und nutze es am Ende auch immer wieder als „Selfie-Stab“, um Modelle aus der Vogelperspektive zu fotografieren. Modelle, die sich unter der Kamera befanden, sowie ich, der weder um Kamera noch Modell bangen musste, wurden bei allen Versuchen nicht enttäuscht.

Fazit: Ein grundsolides, sicheres und alltags- bzw. reisetaugliches Stativ, das seinen Preis absolut wert ist. Lediglich die Adapterplatte Bedarf einer Veränderung seitens des Herstellers bzw. besonderem Handling des Benutzers.

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