Eine doppelte Frau sitzt an einem Cafétisch.
09. Dezember 2015 Lesezeit: ~7 Minuten

Rezension: Lomo’Instant Wide

Die Lomo’Instant Wide ist das neueste Produkt aus dem Hause Lomography für Fujis „Instax Wide“-Filme. Bisher besitze ich in dem Format eine alte Fuji Instax 200 und das Instant Back für die Lomography Belair. Der Film hat mich schon immer mit seinem Format und der Farbwiedergabe überzeugt und die neue Kamera von Lomography eröffnet einem ganz neue Möglichkeiten, ihn kreativ zu nutzen.

Bunte Doppelbelichtung mit einem Haus vor dramatischem Himmel und einer Plastikpuppe.

Die Kamera hat eine Standardoptik mit 90 mm Brennweite (entspricht 35 mm an Kleinbild), verfügt über eine Belichtungsautomatik mit den Blenden f/8 oder f/22 und Verschlusszeiten von 8 bis 1/250 Sekunde(n). Zudem gibt es einen Bulb-Modus und eine feste Zeit von 1/30 s für Studioaufnahmen, für die die Kamera einen Blitzsynchronanschluss besitzt. Zudem hat die Kamera einen Fernauslöser im Objektivdeckel, ein Stativgewinde, die Möglichkeit zu beliebigen Mehrfachbelichtungen und Belichtungskorrektur +1 bzw. -1.

Der eingebaute Blitz kann manuell abgeschaltet werden, was man bei Studioaufnahmen auch machen sollte. Für den Blitz gibt es außerdem noch ein zusätzliches Set bunter Gelfolien zum Einfärben von Fotos. Das Scharfstellen funktioniert ganz simpel via Zonenfokus mit den drei Entfernungseinstellungen 0,6 m, 1 – 2 m und unendlich, was das Fotografieren im Dunkeln zum Beispiel vereinfacht. Weitere Infos zu den technischen Einzelheiten findet Ihr auf der Microsite.

Studioportrait einer Frau.Grüne und gelbe Blätter.

Es gibt auch Sets zu kaufen, in denen ein Ultra-Weitwinkel-Objektiv (äquivalent zu 21 mm an Kleinbild), ein Splitzer und eine Nahlinse enthalten sind. Für das Ultra-Weitwinkel gibt es auch einen passenden Sucher, den man leicht an der Kamera austauschen kann. Die Naheinstellgrenze bei der Linse liegt bei 0,3 m. Die Nahlinse ist bei 10 cm scharf bei der Fokuseinstellung auf 0,6 m. Mit der Nahlinse bekam ich die deutlich besten Ergebnisse in Verbindung mit Stativ und Fernauslöser.

Die Zusatzlinsen kann man auf das 49-mm-Filtergewinde des Standardobjektivs schrauben. Damit komme ich schon zum ersten kleinen Kritikpunkt: Das Plastikfiltergewinde. Ich traue Plastik bei so etwas nicht und habe beim Aufschrauben des Zubehörs immer Angst, mir das Gewinde zu zerstören. Daher habe ich das immer sehr vorsichtig gemacht! Das Gewinde an und für sich ist natürlich sehr praktisch, da man so auch Farbfilter und anderes an der Linse anbringen kann.

Tiefblaue Doppelbelichtung von Architektur und Ästen.

Nahaufnahme einer getrockneten Pflanze vor dunklem Hintergrund mit bunten Streifen.

Die Fernbedienung hat zwei verschiedene Modi: Zum einen den zum normalen Auslösen der Kamera. Für den Bulb-Modus der Kamera gibt es den zweiten Modus, auf der Taste dafür steht „TIME“. Diese drückt man zu Beginn der Belichtung, um die Aufnahme zu starten und ein zweites Mal, um die Aufnahme zu beenden. Beachten sollte man dabei, dass der Blitz am Ende der Belichtungszeit auslöst, sofern man ihn nicht abgeschaltet hat.

Da der Film mit ISO 800 schon sehr empfindlich ist, musste ich bei Sonnenschein die Belichtungskorrektur -1 der Kamera nutzen. Das macht Mehrfachbelichtungen an schönen Tagen fast unmöglich. Es stört mich insgesamt aber nicht so sehr, da ich die Möglichkeit zur Mehrfachbelichtung zwar super finde, ich sie aber wirklich nicht ständig einsetzen muss. Sonst war die automatische Belichtungsmessung der Kamera meist gut. Schwierigkeiten hatte sie bei klassisch schwierigen Lichtsituationen wie Gegenlicht oder wenn man selbst mit der Kamera in der Sonne steht und etwas im Schatten Liegendes fotografieren möchte. Aber dafür gibt es ja dann die Belichtungskorrektur.

Aufnahme einer Kleinstadt hinter einer Wiese mit roten Blumen.Eine Uferlandschaft spiegelt sich im Wasser.

Für 199 € bekommt man die Kamera und ab 239 € die Kamera im Set mit den Aufsatzlinsen, Kameragurt und Splitzer. Im Vergleich zu den Fujimodellen ist das natürlich schon etwas teurer, dafür bekommt man jedoch auch ein paar Extras: Eine Fernbedienung, die praktischerweise im Objektivdeckel eingebaut ist. Neben dem Automatikmodus den Bulb- und 1/30-s-Modus. Und den Blitzsynchronanschluss sowie die Möglichkeit, Mehrfachbelichtungen aufzunehmen.

Die Plastiklinsen sind natürlich nicht ganz so scharf wie die Glaslinsen von Fuji, jedoch kann ich im Vergleich zu meinen Bildern mit meiner alten Fuji Instax Wide 200 keinen wahrnehmbaren Unterschied feststellen außer vielleicht im Randbereich. Trotz des wie immer ausgiebig von Lomography verarbeiteten Plastiks fühlt sich die Kamera insgesamt angenehm und nicht billig an.

Doppelbelichtung einer mittelalterlichen Anlage mit Türmen.

Blick über eine Kleinstadt mit dramatischem Wolkenhimmel.

Bei der Lomo’Instant Wide, die ich zum Testen hatte, war der Rückdeckel des Filmfachs nicht ganz plan, was aber keinen Einfluss auf die Bilder hatte. Das Format der Kamera ist allein schon wegen der Größe der Filme, die sie fassen muss, nicht gerade kompakt, aber in meine Handtaschen hat sie dennoch gepasst – kann natürlich daran liegen, dass ich immer Platz für Kameras habe.

Der Einschalter und die Bedienknöpfe für die Funktionen sind hinten rechts angebracht und somit einfach zu erreichen und zu bedienen. Nach dem Einlegen des Filmes drückt man einmal den Auslöser, dann wird das Deckblatt durch den motorisierten Filmauswurf hinausbefördert. Für den Betrieb der Kamera benötigt man vier AA-Batterien und für den Fernauslöser eine CR 2025 – beides also übliche Formate, die man überall bekommt oder sowieso zuhause hat.

Pinkrote Aufnahme eines Krans vor Himmel mit wenigen Wolken.Verschneite Landstraße mit einem Baum und ein paar Häusern.

Einzig an den Sucher muss man sich gewöhnen, da dieser durch seine Positionierung ganz links außen den Parallaxenfehler noch in eine weitere Richtung verstärkt. (Bei den Fujikameras sitzt er allerdings an der gleichen Stelle.) Schade ist zudem das Plastikgewinde an der Optik, da habe ich immer etwas Angst, dass es kaputt geht. An der Stelle wäre mir ein Aufsteckmechanismus für die Nahlinsen und den Splitzer lieber gewesen. So muss man beim Aufschrauben einfach immer vorsichtig sein.

Ich hatte die Kamera schon vorbestellt, als ich sie zum Testen bekam. Zum Glück wurde ich nicht enttäuscht und freue mich jetzt noch mehr auf meine eigene Portobello-Road-Version. Es ist eine typische Lomography-Kamera mit vielen Features wie Mehrfachbelichtungen und Bulb-Modus, die man bereits kennt. Absolut neu und – wie ich finde: genial – sind die Fernbedienung im Objektivdeckel und die feste Belichtungszeit von 1/30 s für Studiolicht.

Doppelbelichtung mit Architektur und Säulen.

Doppelbelichtung einer Stadtsilhouette mit Kirchturm.

Ob man die Lomo’Instant Wide braucht, wenn man die Lomo’Instant für das Format Instax Mini von Fuji bereits hat, ist eher eine Frage des Wollens als des Brauchens, würde ich sagen. Das größere Format der Filme macht natürlich mehr Spaß beim Betrachten der Bilder, aber die Kamera selbst ist nicht so schön kompakt wie die kleine. Die Schärfe ist bei beiden Kameras für das jeweilige Format sehr gut und ich denke, dass jede so ihre Vorzüge hat.

Mein Fazit: Eine absolut tolle Kamera, die mehr Möglichkeiten bietet als meine anderen Kameras für diesen Film. Zwar kann man mit der Lomography Belair fast das Gleiche umsetzten wie mit der Lomo’Instant Wide, jedoch hat sie die schwarzen Streifen am Rand, die Belichtung ist etwas komplizierter und man braucht etwas mehr Übung, um immer gute Bilder zu erhalten. Die Fuji Instax Wide 200 bietet dagegen kaum Features, wenn man die Kameras miteinander vergleicht.

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