Vogelperspektive auf das Häusermeer einer Großstadt.
10. November 2015

Istanbul reloaded

Jede Stadt hat ihre eigene Dynamik und verändert sich mit der Zeit ganz selbstverständlich. Die Faktoren, die die Veränderung beeinflussen, sind zahlreich und hängen auf komplexe Weise zusammen.

Seit 2013 dokumentiert der türkische Fotograf Göksu Baysal den städtischen Wandel der Millionenmetropole Istanbul. In dieser Zeit hat er eine sehr kritische Haltung gegenüber der Art und Weise entwickelt, wie sich das Wachstum der Stadt gestaltet.

Seine weitwinkligen Stadtlandschaften im 6×7-Mittelformat mischt er mit kontextuellen Portraits und zeichnet so ein Bild einer sich in einem überwältigenden Umbruch befindenden Stadt.

Jedes mal, wenn ich in Istanbul bin, sehe ich, wie gewaltig und zerstörerisch diese Metropole wächst. Die Politik verspricht eine Erneuerung und Verbesserung der Stadt und ihrer Infrastruktur, doch das, was dann in der Realität umgesetzt wird, grenzt nicht selten an Ruinierung und Ausverkauf.

Dem Bau-Boom fallen viele Wälder und wichtige Wasserquellen zum Opfer. Überall wird schnell und im großen Maßstab gebaut. Oftmals fehlt dabei der Blick darauf, welche vermutlich katastrophalen Langzeitauswirkungen dies auf das Ökosystem haben wird.

Ein Bagger auf einer Baustelle, im Hintergrund Hochhäuser.

Portrait zweier Jungen

Im Vordergrund ein informelles EInfamilienhaus, im Hintergrund Hochhäuser.

Portrait einer Gruppe Kinder.

Vogelperspektive auf das Häusermeer einer Großstadt.

Portrait eines Imams in seiner Moschee.

Blick durch die Fenster eines Abbruchhauses.

Portrait eines Jungen im Superman-T-Shirt.

Blick in eine Hochhaussiedlung.

Blick auf eine Hochhaussiedlung im Licht der tiefstehenden Sonne.

Nachtaufnahme eines Schnellstraßenknotens.

Die Zukunft Istanbuls sieht Göksu eher düster:

Ich glaube, es werden noch sehr viele Hochhäuser mehr gebaut werden und das auf Kosten der Menschen, denen immer weniger Frei- und Lebensraum zur Verfügung stehen wird. Insbesondere beim Blick von oben auf die Stadt wird offensichtlich: Die wenigen verbliebenen Freiflächen sind fast nur Friedhöfe.

Die gigantomanischen Bauprojekte wie ein zum Bosporus parallel verlaufender neuer Kanal, der größte Flughafen Europas und eine dritte Brücke über den Bosporus, das sind Albtraumprojekte, unter denen die Einwohner von Istanbul in Zukunft sehr leiden werden. Ich habe leider keine große Hoffnung mehr für die Stadt.

„Istanbul reloaded“ ist Teil eines größeren, offen angelegten Dokumentationsprojektes mit dem Titel „Sürgünde yasiyoruz“ (Wir Leben hier im Exil). Es lohnt sich gewiss, Göksu Baysals Arbeiten regelmäßig zu verfolgen. Um Neues nicht zu verpassen, empfehle ich Euch, gelegentlich seine Webseite zu besuchen.

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