17. Oktober 2015 Lesezeit: ~6 Minuten

Eine Frage, viele Antworten – Teil 5

Dass der Beruf des Fotografen weit mehr bedeutet, als nur die Kamera in die Hand zu nehmen, haben wir bereits in den anderen Teilen dieser Artikelserie eindringlich gesehen. Aber wie viel Zeit davon fließt ins Marketing, ins Schreiben von Blogbeiträgen und das Pflegen der Kanäle in den sozialen Netzwerken usw.? Neun Berufsfotografen haben uns geantwortet.

 

Ein Brautpaar sitzt auf einer Blumenwiese

Tanja Wesel, Hochzeits- und Portraitfotografin

In der heutigen Onlinezeit bräuchte man hierfür eigentlich noch mehr Zeit als man tatsächlich hat. Oftmals wünschte ich mir, ich hätte für Blogeinträge mehr Zeit, was in der Hochsaision mit den Hochzeiten oft schwer zu händeln ist. Dank Facebook und Instagram kann man in wenigen Minuten ein wenig Marketing betreiben, um so für den Kunden „präsent“ zu sein. Das nutze ich im Moment fast täglich. Ein gutes Marketing und somit auch Fotosessions für Veröffentlichungen gehören einfach dazu, um gesehen zu werden in der Wüste der vielen Fotografen.

 

Eine Braut sitzt vor einem Spiegel. Ein Kind lehnt sich an sie.

Alex Ginis, Hochzeitsfotograf

Definitiv zu wenig! Beim Marketing im Bereich der Hochzeits- und Familienfotografie bin ich ohnehin der Meinung, dass die besten Kunden über Empfehlungen anderer Kunden oder sogar Kollegen zu einem kommen. Doch wer immer auf der gleichen Marketingstrategie beharrt, hat den Markt noch nicht durchschaut. Es gibt nämlich kein goldenes Rezept – je nach Zielgruppe können verschiedene Techniken funktionieren.

Heutzutage braucht man selbst für jedes soziale Netzwerk eine eigene Strategie: Was darf man bei Instagram zeigen, was bei Facebook nicht gut ankommt? Wann sollte man das zeigen und wie oft? All die Fragen hat man sich früher gar nicht gestellt. Selbst beim uralten Thema Hochzeitsmessen schneiden sich die Geister – für manche funktioniert das hervorragend, andere bekommen durch Messen nur sporadisch Aufträge, die die Messekosten kaum decken.

 

Ein Mann sitzt in einem Auto

Pascal Triponez, People- und Fashionfotograf

Mein beruflicher Hintergrund ist das Marketing. Die Pflege von Social-Media-Kanälen ist auch in der Fotografie ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Gerade das Geschichtenerzählen macht mir unglaublich viel Spaß. Aus der heutigen Zeit sind soziale Netzwerke nicht mehr wegzudenken. Sie sind die einfachste Möglichkeit, seinen Namen breit zu streuen und so neue Kunden zu gewinnen. Auch die Pflege von Kontakten und Lieferanten ist ein wichtiger Bestandteil. Das Internet vergisst schnell. Man muss also immer präsent bleiben und das benötigt viel Zeit.

 

© Michael Omori Kirchner

Michael Omori Kirchner, Business-Fotograf

Marketing für meine Arbeit als Fotograf findet kaum online statt. Klar, Webseite und SEO sind wichtig, aber ansonsten spielt sich das meistens im realen Leben ab. Wenn ich also beispielsweise bei einer Fotosession vor Ort bin, kann es gut sein, dass ich dort neue Kontakte für weitere Aufträge knüpfe.

Meine Online-Aktivitäten unterstützen vor allem meine Tätigkeit als Business-Coach für Fotografen. Ich haue viele Informationen kostenlos raus, um überhaupt erst einmal zu zeigen, wer ich bin und was ich kann. Insgesamt lässt sich eine prozentuale Aufteilung schwer schätzen, da viele Tätigkeiten ineinander übergehen. Sicher aber ist, dass man als Fotograf nur zu einem sehr kleinen Prozentsatz der Zeit die Kamera in der Hand hat. Die meiste Zeit sitzt man am Schreibtisch oder trifft Leute.

 

Eine Frau liegt auf einem Schreibtisch gebeugt

Lisa Hantke, Peoplefotografin

Derzeit würde ich sagen 50:50, wobei das schwer zu schätzen ist. Manchmal fotografiere ich einen Monat lang gar nicht und bin nur damit beschäftigt, meine Webseite auszubauen, Akquise zu betreiben und so weiter. Dafür habe ich den Monat darauf dann wieder einen Haufen Sessions. Gernerell glaube ich, dass für mich Marketing etc. in Zukunft noch mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, denn gerade in Großstädten funktioniert Werbung durch Mundpropaganda nicht so schnell wie in kleineren Städten oder gar Dörfern. Da muss man anders auf sich aufmerksam machen.

 

Ein Brautportrait mit Meer und Möwen im Hintergrund

Marco Schwarz, Hochzeitsfotograf

Ich verbinge mit Marketing in etwa 40 % meiner Zeit als Fotograf. Darunter verstehe ich aber auch den Kundenkontakt, Telefonate und alles andere, was außer der reinen Fotografie und Bearbeitung noch geschieht.

 

Ein Brautpaarportrait

Nancy Ebert, Hochzeitsfotografin

So richtig lässt sich das nicht beziffern, da ich sehr häufig online bin und das Private mit der Arbeit total verschwimmt. Es sind aber mindestens acht Stunden pro Woche, die ich für soziale Netzwerke und Bloggen aufwende. Mein Mann Julian unterstützt mich hin und wieder auch, was eine Riesenhilfe ist.

Gerade erst habe wir gemeinsam ein neues Projekt gestartet: Der Fotobulli – die Photobooth im Vintage-VW-Bulli. Seitdem verbringen wir eigentlich jede freie Minute neben der Familie damit, das Projekt nach vorn zu bringen; ohne Julian würde ich das niemals schaffen. Ihm macht das Online-Marketing richtig Spaß, mir eigentlich gar nicht. Ich konzentriere mich viel lieber auf die Fotografie, aber so ergänzen wir uns gut.

 

© Ein Brautpaar in einem Boot

Carmen und Ingo, Hochzeitsfotografen

Für das Bloggen ist in der Hochsaison etwas weniger Zeit, aber wir versuchen schon, ständig unsere Kanäle zu füttern. Wieviel Prozent unserer Zeit das ausmacht, ist schwer zu sagen, aber es sind sicher ein bis zwei Stunden pro Tag, die in diesen Bereich einzuteilen sind. Marketing spielt sich ja nicht nur in den sozialen Netzwerken ab, da gibt es auch offline noch einiges zu tun.

 

Eine Braut im Schnee auf einem Berg

Stefanie Fiegl, Baby- und Hochzeitsfotografin

Vor der Hochzeitssaison sagt mein Mann: Zuviel! Während der Hochzeitssaison sage ich: Definitiv zu wenig. Nach der Hochzeitssaison versuche ich, wieder hinterherzukommen. Prinzipiell ist es wirklich viel Zeit, die man für Marketing und Bloggen aufbringt. Nach getaner Arbeit ist es jedoch ein Stück weit wie bei der Hausarbeit: Nach gewaschener Wäsche zu bügeln, um sie dann in den Schrank zu räumen. Der Schrank ist in diesem Fall das Schaufenster in die Welt. Leider verbringe ich jedoch noch zu viel Zeit mit dem „Bügeln“.

 

Euch gefällt diese Artikelserie und Ihr würdet unseren Fotografen auch gern eine Frage stellen? Was interessiert Euch an der Berufsfotografie? Schreibt Eure Fragen gern in die Kommentare und wir leiten die interessantesten weiter.

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