Grüne kaputte Schreibmaschine
12. Juli 2015 Lesezeit: ~4 Minuten

Die 5 Artikel des Monats

Das Wort „Inspiration“ stammt aus dem Lateinischen, von „inspiratio“ und bedeutet so viel wie „einhauchen“ oder „beseelen“. Gerade in kreativen Ausdrucksweisen wie der Fotografie wird dieses Wort verwendet, um einen Vorgang zu beschreiben, der nur schwer in Worte zu fassen ist.

Sich „inspiriert fühlen“ – was ist das eigentlich? Theorien und Definitionen mögen ja schön und gut sein, aber jede_r hat doch eine ganz eigene Vorstellung davon. Ich, Martin, beispielsweise bin inspiriert, wenn ich innere Vorfreude bei dem Gedanken verspüre, fotografisch ein bestimmtes Thema anzugehen.

Dabei hilft mir insbesondere die Beschäftigung mit dem, was (und vor allem wie) sich andere Fotografinnen und Fotografen ausdrücken. In mir ist dieses Bewusstsein dafür, unvollständig zu sein und deshalb immer wieder die Perspektive außerhalb meiner eigenen zu suchen.

Wir von kwerfeldein publizieren unter anderem aus diesem Grund montags bis freitags eine kleine Auswahl an Artikeln, die uns „inspiriert“ haben. Und die Auswahl von der Auswahl gibt es jetzt.

 

NSFW: Unterwasser-Polaroid-Kunst

Ihr habt richtig gelesen. Im hier genannten Interview dreht sich alles um das Fotografieren mit einer Polaroid-Kamera unter Wasser. Allein das würde wohl den Großteil aller hier Anwesenden maßlos überfordern, doch der Spaß hört an dieser Stelle keineswegs schon auf.

Die Brüder Ian und Erick Regnard nahmen die Herausforderung an und zauberten unter anderem großartige Aktportraits in schwarweiß. Wie sie auf diese verrückte Idee kamen und welchen Aufwand sie dafür betrieben, das erklären sie im Interview mit dem Pryme Magazine.

 

Humans Of New York scharf kritisiert

Das Projekt „Humans Of New York“, auch HONY genannt, ist wohl an keinem Leser vorbeigegangen. Längst wurde es in zig Versionen in zig Städten kopiert und ist wohl eines der erfolgreichsten seiner Art. Jedoch hat HONY auch Schattenseiten – und Melissa Smyth zeigt aus zahlreichen Perspektiven auf, warum.

Unter anderem wirft sie Brandon Stanton Sentimalität und Oberflächlichkeit vor und nimmt seine Art, Menschen auf der Straße zu fotografieren regelrecht auseinander, indem sie gesellschaftliche und historische Zusammenhänge herstellt, die wohl den meisten von uns nicht im Ansatz auffallen würden. Ein längst überfälliger Artikel, den ich so unterschreiben möchte.

 

Ein Fotoprojekt hinter Gittern

Sébastien Van Malleghem fotografiert seit Jahren belgische Gefängnisse – und zwar von innen. Seine Motivation ist es, der Frage nachzugehen, wie es sich anfühlt, als Mensch über lange Zeit eingesperrt zu sein und welche Konsquenzen das für das soziale Miteinander und die Psyche der Insassen hat.

In einem spannenden Interview mit Krautreporter erzählt er, warum ihn manche Gefängnisdirektoren sogar einluden, wie die Insassen und Wärter auf ihn reagierten und warum ihn das Projekt sehr wütend gemacht hat. Eindrucksvolle Schwarzweißaufnahmen verbinden das Gespräch zu einem Bericht, der nicht so schnell vergessen werden will.

 

Flucht durch den Stacheldrahtzaun

Was sich derzeit an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei abspielt, ist in der Tat herzzerreißend. Tausende und Abertausende Menschen fliehen vor der terroristischen Organisation des IS und dessen Auseinandersetzungen mit kurdischen Kämpfern.

Mitte Juli schafften es syrische Flüchtlinge, sich durch die Stacheldrahtzäune zu zwängen und so ihr Leben zu retten. Dies in Worten zu lesen, mag schon eindringlich klingen, doch erst die Fotos, die Bulent Kilic mitten im Geschehen aufnahm, zeigen ein Stück traurige Realität, das allzugern verdrängt wird.

 

Ein Atomkonzern und seine Mutationen

Dornogobi wird den wenigsten Lesern hier etwas sagen, denn es handelt sich dabei um eine mongolische Wüstenprovinz, in die das JIB-Kollektiv reiste, um einen mysteriösen Fall aufzuklären: Das Sterben, die Krankheiten und Mutationen ganzer Viehbestände, für die mit großer Wahrscheinlichkeit ein französischer Atomkonzern verantwortlich ist.

Inbesondere nahm sich das Kollektiv Ulaanbadrakh in Donogobi an, wo die rätselhaften Missbildungen und der schlechte Gesundheitszustand der Tiere zutage tritt – und (wer hätte es gedacht) die Regierung nicht das allergeringste Interesse daran zeigt, an der überfälligen Aufklärung der Vorgänge mitzuwirken.

Ein langer, aufschlussreicher und erschütternder Foto-Essay, der in dieser Liste nicht fehlen darf. Unbedingt ansehen.

 

Welcher Artikel hat Euch wachgerüttelt, bewegt oder einfach „inspiriert“?

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