04. Juni 2015 Lesezeit: ~4 Minuten

Menschen und Landschaften

Neuseeland – meiner Meinung nach das Paradies für Landschaftsfotografen. Welches Land gibt einem sonst die Möglichkeit, aus Strandlandschaft, Regenwald, Gletscher oder hochalpinen Bergketten in nur wenigen Minuten bis ein paar Stunden Fahrt auszusuchen?

Ich habe in den sieben Monaten, die ich inzwischen auf der Südinsel bin, schon etliche Landschaftsaufnahmen hinter mir, doch bei jedem Anschauen der Bilder kam immer ein komisches Gefühl auf und in mir kamen die Fragen auf. Wie soll ich das überwältigende Gefühl an den Betrachter bringen? Wie vermittle ich einen Sinn für die Größe, die Dimension? Wie vermittle ich mein Gefühl der Einsamkeit, der Verlorenheit und der Bedeutungslosigkeit des Menschen in dieser Landschaft?

Die „Lösung“ bzw. eher mein erster Ansatz bestand darin, mich selbst als Person in das Bild zu integrieren, später auch, andere ein Teil der Motive werden zu lassen. Damit ergibt sich mit einem Schlag ein Eindruck der Dimension und Größe. Nun wirkt der Mensch so lächerlich klein und die Landschaft so enorm groß, dass allein durch diesen Gegensatz ein Eindruck vermittelt wird. Nach und nach versuchte ich nun also, mit Stativ und 10-Sekunden-Timer Bilder dieser Art zu erstellen. Und herausgekommen ist eine kleine Serie.

Auf dem ersten Bild stehe ich eingeengt zwischen den Bergen Fiordlands am Lake Marian. Nach gut zwei Stunden Marsch durch dichtesten Wald, über Wurzeln und Gesteinsfelder, landete ich an diesem malerischen Platz. Ganz allein, Totenstille bis auf das Plätschern der entfernten Wasserfälle und vor mir ein See, der in so einer ruhigen Form die sonst eher unruhige Landschaft dominiert.

Ein Mensch steht in einem Tal

Nach einiger Zeit haben mir Nächte auf der Hütte gereicht. Nachts aufstehen ist damit verbunden, auch andere Menschen aufzuwecken und ich war so oft auf Bergen, auf denen ich mir gesagt habe, dass ich genau hier gern mein Zelt aufstellen und die Nacht verbringen möchte. Gesagt, getan – nun konnte ich mir den kleinen Gedanken erfüllen!

Meine erste Tour führte mich dabei auf einem Berg nahe Mount Sefton und Mount Cook, deren Erscheinungsbilder von kräftigen Gletschern geprägt sind. Der erste Versuch der Tour musste oben auf dem Gipfel abgebrochen werden. Die Wetterbedingungen haben einfach nicht gepasst – der Wind war zu stark. Zwei Tage später hat es dann aber geklappt!

Ein Mensch steht auf einem Berg

Die Nacht allein dort oben geht in mein Geschichtsbuch ein. Ich saß bis spät in die Nacht draußen, sah den Sternen zu und lauschte den Eislawinen, die in einem donnernden Grollen die Wände der Berge runtergeschossen kamen. Der Sonnenaufgang war dann mehr als grandios – das wärmespendende Gefühl der Sonne ebenso!

Ein Mensch steht auf einem Berg

Ein Mensch steht auf einem Berg

Zwei Wanderer sitzen auf einem Hügel

Der Moment, in dem die Sonne hinter der Bergkette hervortritt und der Berg anfängt, zu brennen. Das ist der Moment, auf den ich die ganze Nacht gewartet hatte. Es sind vielleicht gerade einmal fünf Minuten, in denen der ganze Grat in einem tiefen, blutigen Rotton erstrahlte.

Ein Mensch in der Abenddämmerung auf einem Berg

Man könnte viel schreiben über die Landschaft dort und ihre Veränderungen und Eigenschaften. Ein Teich, an dem vor rund 400 Jahren einst der Franz-Josef-Gletscher geendet hat und der dadurch geformt wurde, ist heute nicht mehr mit dem Gletscher in Verbindung zu bringen. Erschreckend, wie präsent der Klimawandel ist. Heute muss man noch weitere vier Kilometer ins Tal laufen, um zum Beginn des heutigen Gletschers zu gelangen.

Ein Mensch blickt auf einen See und Berge

Aber auch die Dimensionen sind beeindruckend: Die Wand im Gertrude Valley geht 1.900 Meter nach oben – eine durch einen Gletscher ausgeformte, U-förmige Schlucht mit etlichen Wasserfällen, Bachläufen und extremen Steilwänden. Wie gesagt: Ein echtes Paradies für alle, die Landschaften mit der Kamera festhalten möchten.

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