Monitor-Kalibrier auf Holztisch
04. Mai 2015 Lesezeit: ~6 Minuten

Spyder 5 – Ein Monitor-Kalibrierer unter der Lupe

In diesem Artikel geht es um ein unter Fotografen selten besprochenes, aber wichtiges Thema: Monitor-Kalibrierung. Wem jetzt erst einmal ein großes „Hä?“ oder „Was’n das?“ entgleitet, der darf an dieser Stelle gern weiterlesen. An alle anderen: Es geht um sinnvolle neue Technik, die auch für Euch interessant sein könnte.

Ein kalibrierter Monitor ist für jeden ambitionierten Digitalfotografen, der einigermaßen Wert auf die Qualität seiner Bildbearbeitung legt, ein Muss. Denn: Den eigenen Augen ist zwar zu trauen – vielen auf dem Markt befindlichen Monitoren allerdings nicht, wenn es denn um die farbechte Darstellung von digitalen Fotografien oder von anderen für den Druck bestimmten Erzeugnissen geht. (Es sei denn, es befindet sich der Schriftzug „EIZO“ auf dem Gerät, es ist sauteuer und wird als „hardwarekalibriert“ verkauft – was bei den meisten Monitoren nicht der Fall ist.)

Bemerkbar macht sich ein falsch kalibrierter Monitor vor allem beim Weißabgleich, beim Kontrast bzw. der Dynamik und wenn man die Fotos später ausdrucken möchte. Im schlimmsten Fall kriegen die Fotos einen Farbstich, weil man am Monitor zwar alles richtig gesehen hat, aber die Farben nicht gestimmt haben. Deswegen gibt es Firmen, die Geräte auf den Markt bringen, um den eigenen Monitor farbecht zu kalibrieren. Natürlich nur softwareseitig, der Monitor nutzt dann einfach ein durch den Kalibrierer erstelltes Farbprofil und zeigt die Farben dementsprechend richtig an.

Ich bin als alter Technik-Nerd für manches zu begeistert. Und wenn es dann noch wirklich Sinn macht, verkündige ich das Evangelium neuer technischer Errungenschaften auch gern laut in allen (digitalen) Gassen. Eine solche gute Nachricht im Bereich der Monitor-Kalibrierung gibt es über den gerade auf den Markt gekommenen Spyder 5 von Datacolor zu berichten – wenn auch mit Einschränkungen.

Spyder 5 Express und Pro Verpackung auf Holztisch

Ich durfte ihn in zwei Varianten ausführlich testen: Express* und Pro.* Bisher hatte ich den Spyder 3 im Einsatz und war damit einigermaßen zufrieden. Die Software war in Ordnung, ein Assistent führte mich durch den Kalibrierungsprozess und am Ende hatte ich eine einigermaßen farbechte Monitordarstellung. So weit, so gut.

Zwischendurch gab es eine Version 4, von der ich aber gar nichts weiß. Das nun neu auf den Markt gebrachte Gerät der Version 5 unterscheidet sich vor allem dadurch, dass ein besseres Farbmessgerät auf dem aktuellen Stand der Technik verbaut wurde. Zudem ist der Spyder jetzt kompakter. Bereits beim Auspacken fällt mir auf, dass die Box jetzt nur noch so groß ist wie das Gerät selbst. Damit wird ein Haufen Plastik- und Papier-Verpackung eingespart, was im Sinne des Umweltschutzes ja durchaus begrüßenswert ist. Und der Spyder selbst ist auch kleiner.

Unboxing eines Spyder 5 Pro auf einem Holztisch

Die verschiedenen Varianten Express*, Pro* und Elite* des Spyder 5 unterscheiden sich technisch einzig und allein im Umfang der Software. Mit jedem Gerät wird ein Lizenzcode geliefert. Es ist keine CD mehr dabei, die Software muss von der Datacolor-Webseite heruntergeladen werden. Eine nachvollziehbare Entwicklung, wo doch heute alles in Richtung Mobilität, Apps und das Arbeiten ohne CD-Laufwerk geht. Nachteil: Ohne Internetanschluss kann ich die Software nicht herunterladen und somit meine Monitore auch nicht kalibrieren.

Der Spyder 5 Express hat eine ganz rudimentäre Software, die einfach und schnell ohne zusätzliche Parameter den Monitor mit Hilfe des Farbmessers kalibriert. Für viele Desktopmonitore, die sich immer in der gleichen dunklen Ecke eines Raumes befinden, ist das vermutlich vollkommen ausreichend.

Die Pro Version geht in der Software nun deutlich weiter: Ich kann Messvoraussetzungen mit Hilfe eines Assistenten angeben, wie zum Beispiel Monitormarke, Einstellmöglichkeiten des Monitors und Umgebungslicht. Auch die Helligkeit des Monitors spielt eine Rolle und ob ich ihn als Laptop in immer verschiedenen Lichtsituationen nutze oder nicht.

Screenshot der Spyder 5 Pro Software

Mit Hilfe des Assistenten ist die Messung ebenso einfach wie bei der Express-Version, aber deutlich differenzierter – was sich in einer noch genauerer Farbdarstellung nach dem Kalibrierungsvorgang niederschlägt. Rein subjektiv würde ich sagen, dass ich nach dem Kalibrieren mit dem Spyder 5 Pro nun an meinem Hauptmonitor wirklich genau die Farben sehe, die ich auch im Druck wahrnehme. Aber das ist nur mein Eindruck.

Denn an dieser Stelle kommen wir auch zu einer Einschränkung bei der Farbkalibrierung: Verschiedene Monitore können herstellungsbedingt verschiebene Farbbereiche darstellen. Diese entsprechen nicht immer dem Farbraum, der auch druckbar ist.

Ich nutze ein Macbook Pro mit Retina Display aus 2014 an einem 21-Zoll-Breitbild-Monitor der Firma LG. Sie stehen in meinem Büro exakt nebeneinander auf dem Schreibtisch. Ich habe beide mit dem Spyder 5 Pro kalibriert und dabei alle Umgebungsparameter so genau wie möglich in den Software-Assistenten eingegeben.

Der 21-Zoll-Monitor ist in der Farbdarstellung deutlich „wärmer“ und ein bißchen kontrastärmer kalibriert worden, während auf dem Retina Display des Macbook alles recht kühl und kontrastiert wirkt. Das liegt daran, dass der Breitbildschirm 100 % des Farbraumes sRGB darstellen kann, mein Laptop-Monitor aber nur 99 %. Der Unterschied ist zwar nur bei 1 %, aber das menschliche Auge sieht das. Bei anderen Farbräumen wie AdobeRGB oder NTSC sind die Unterschiede noch größer und die Darstellbarkeit der Farben sinkt in den Bereich von 60 – 80 %.

Was ich zusammenfassend sagen möchte, ist: Bildschirme sind unterschiedlich gebaut und geben Farbe sehr unterschiedlich wieder. Umso wichtiger ist es, dass man sie kalibriert und dann das Ergebnis mit einem Druck vergleicht. Bei einem gut kalibrierten Monitor wird der Unterschied nach meiner Erfahrung so gut wie nicht mehr wahrnehmbar sein.

Spyder 5 an Monitor zum Kalibrieren

Und diese Aufgabe – nämlich das Kalibrieren – erledigt der Spyder 5 Pro meinem Empfinden nach sehr gut. Da mir Qualität und Farbgenauigkeit meiner Fotografien wichtig sind, werde ich ihn auch weiterhin benutzen. Eine Kalibrierung sollte man nämlich alle paar Monate auffrischen, da sich die Umgebungsparameter ebenso wie die Monitore in ihrer Darstellung mit der Zeit auch wieder verändern können. Das ist Elektrotechnik und hat mit LEDs und Physik zu tun; da bleibt nichts für immer, wie es ist.

Wer wie ich mit Farbgenauigkeit nachbearbeiten und seine Fotos selbst drucken oder durch ein Fotolabor mit Farbmanagement drucken lassen möchte, dem sei ein Kalibrierer wie der Spyder 5 wärmestens ans Herz gelegt.

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