23. März 2015

Mutters Schuhe

In diesen Fotografien portraitierte ich Erinnerungen meiner Mutter an ihre Jugendzeit; nachempfunden aus den Perspektiven meiner Mutter, meiner Großmutter und meiner eigenen. Die zeitliche Grundlage basiert auf konkret erinnerten Ereignissen im Leben meiner Mutter, wie der Tanzkursabschlussball, Augenblicke vor dem Ausgehen und ihre Ausbildung zur Friseurin.

Die Serie soll Fragen nach zeitlich und emotional bedingten Metamorphosen familiärer Erinnerungen aufwerfen: Wie sieht sich meiner Mutter jetzt in diesen Erinnerungen? Welche Emotionen sind mit ihnen verbunden und wie haben sich die Erinnerungen im Laufe der Zeit möglicherweise verändert? Wie erinnert sich wiederum meine Großmutter an diese Zeit, als ihre Tochter noch jung war?

Wie empfand sie als Mutter diese Augenblicke oder wie schätzte sie die Gefühle ihrer Tochter ein? Und wie viel weiß schließlich ich von diesen Momenten, die ich ja nicht unmittelbar erlebt habe, sondern nur aus Erzählungen kenne? Fragen, die viel mehr durch die performative Versuchsanordnung der drei Frauen getragen werden, als dass versucht wird, die komplexen Metamorphosen von Erinnerungen aufzulösen.

Drei Frauen im Bad

Entstanden sind die Fotografien im Elternhaus und Jugendzimmer meiner Mutter in der mittelfränkischen Provinz. Die Kleider, die von allen drei Frauen getragen wurden, sind original Kleidungsstücke aus der Jugendzeit der Mutter und stehen im jeweiligen narrativen Zusammenhang zu den Erinnerungen.

Drei Frauen an einem Schminktisch.

Ich habe die Serie bereits im Jahr 2008 realisiert. Zu dem Zeitpunkt war ich noch Studentin an der Bauhaus-Universität in Weimar. Ich denke, ich war interessiert an einem Projekt über meine Mutter, weil ich sie nicht nur als meine „Mutter“ begreifen wollte, sondern als Frau und Mädchen, die ein Leben vor mir hatte und ich mich gefragt habe, welche Vorstellungen sie damals vom Leben hatte.

Drei Frauen in einem Sessel

Ein Projekt über die eigene Familie trägt immer auch ein Stück dazu bei, mehr über sich selbst zu erfahren. Die ganz einfachen Fragen, die doch nie an Aktualität verlieren: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?

Meine Familie hat eigentlich immer großen Spaß, an meinen Projekten beiteiligt zu sein. In der Serie „Laura“ habe ich beispielsweise ausschließliche mit meiner Cousine gearbeitet und sie im Haus meines Onkels portraitiert. Meine Familie steht der Fotografie und Kunst recht vorbehaltslos gegenüber, was dem ganzen Prozess einen angenehm entspannten Charakter verleiht.

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