Bunte Mehrfachbelichtung einer Fassade mit sichtbarer Perforation eines Kleinbildfilms.
02. Februar 2015 Lesezeit: ~5 Minuten

LC-A 120: Mittelformat zum Immerdabeihaben

Für die meisten Lomografen ist es eine irre Vorstellung, eine LC-A für Mittelformat zu besitzen. Die LC-A ist die Urkamera der Lomografie, eine Kamera für die Hosentasche, egal bei welchen Lichtverhältnissen und Tageszeiten. Zudem kann man sie auch bei schlechtem Wetter gut mit wenig empfindlichen Diafilmen nutzen. Somit war ich natürlich aufgeregt, als die neue LC-A 120 auf dem Weg zu mir war.

Die wohl kompakteste Mittelformat-Kamera mit Belichtungsautomatik, einer Minigon-Linse mit 38 mm, f/4.5 aus handgefertigten Premium-Glas (äquivalent zu einer 21-mm-Linse) und dem 4-Zonen-Fokus ab einer Distanz von 60 cm wurde im Spätherbst von Lomopgraphy präsentiert. Der ISO-Bereich geht von 100 bis 1600, womit man wirklich eine gute Filmauswahl hat, auch für Innenaufnahmen ohne Blitz. Ein MX-Schalter macht zudem Mehrfachbelichtungen möglich. Mit Kabelauslöser und Stativ sind Langzeitbelichtungen kein Problem.

Portrait einer Frau zwischen einigen Bäumen.

Portrait einer Frau vor einem Graffiti.

Die LC-A 120 ist zwar nichts für die Hosentasche, jedoch eine Kamera zum Immer-dabei-Haben, wegen ihres kompakten Designs und geringen Gewichts! Durch die großzügige ISO-Auswahl ist sie auch für viele Filme und zu jeder Tagszeit immer einsatzbereit. Das einzige, was mich etwas stört, ist, dass die kleinstmögliche ISO 100 ist. Da ich viele alte Filme habe, ist das natürlich etwas zu hoch. Jedoch kann man sich mit etwas Tesafilm und einem Stück grauer oder farbiger Folie behelfen, die man über den Belichtungsmesser klebt.

Meine ersten zwei Filme waren ein Redscale und ein Schwarzweiß-Film, da ich typisch schlechtes Herbstwetter hatte. Somit aber genau richtig zum Testen der Kamera, denn bei Sonnenschein kann (fast) jede Kamera gute Bilder machen. Das Filmeinlegen sollte man sich in der Bedienungsanleitung durchlesen, dann geht das auch ganz gut, wenn man es richtig macht. Das Kameragehäuse ist aus Kunststoff, das sich aber angenehm anfühlt und die Kamera sehr leicht macht!

Blick durch die Stahlkonstruktion unter einer Brücke.

Nächtliche Langzeitbelichtung mit Bäumen und Lichtspuren.

Die Handhabung ist relativ einfach, genau wie bei der LC-A, man schätzt die Entfernung und stellt die passende Zone ein. Zuerst dachte ich: „Wow, ich komme bis auf 60 cm nah an die Objekte meiner Begierde ran!“, merkte jedoch schnell, dass bei den 38 mm bei der Entfernung doch einiges auf das Bild passt. Der Sucher ist natürlich auch nicht ganz korrekt, da man mehr aufnimmt als man sieht, was jedoch bei Sucherkameras mit Weitwinkellinsen bei mir bis jetzt immer der Fall war und woran man sich gewöhnt.

Die automatische Belichtung funktioniert sehr gut auch bei schwierigen Lichtverhältnissen und Nachtaufnahmen. Man kann mit der ISO-Einstellung die Belichtung leicht beeinflussen, da das Einstellrad groß und gut zu verstellen ist. Bei Mehrfachbelichtungen sollte man die ISO auch anpassen, um überbelichtete Bilder zu vermeiden. Bei Innenaufnahmen würde ich nach meinen Erfahrungen lieber eine Stufe überbelichten, bei Langzeitbelichtungen sogar bis zu zwei Stufen.

Blick durch einen langen Gang mit Rundbögen.

Symmetrische Doppelbelichtung mit Gebäuden.

Im Großen und Ganzen weckte die Kamera bei mir mal wieder das „Ich will sie haben!“-Gefühl. Natürlich kann sie keine große Mittelformatkamera ersetzen, aber das soll sie ja auch nicht. Ich finde, sie ist die perfekte Begleitung für Urlaub und Städte. Mir haben auch die extremen Portraits mit ihr Spaß gemacht – passt natürlich nicht immer, aber es bringt durch die Weitwinkel-Perspektive eine schöne Abwechslung rein.

Rot-blaue Doppelbelichtung eines Cafés und einer Straße.

Doppelbelichtung mit Gebäuden an einem See und Himmel.

Das einzige wirkliche Manko, das ich bisher festgestellt habe, ist: Die LC-A 120 hat einen Filmtransportmechanismus, der wohl auf die Durchschnittsstärke von Papier und Film eingestellt ist. Nur hat jeder Film mit seinem Papier eine unterschiedliche Stärke, was zur Folge hat, dass die Abstände zwischen den Bildern unterschiedlich sind und auch mal zu groß werden können.

Daher ist es mir zuerst oft passiert, dass das letzte Bild nur halb belichtet war, wenn ich den Film nach der Anleitung so eingelegt hatte, dass der Startpfeil in der Mitte der Kamera auf den Punkt zeigt. Ich lege meine Filme nun immer so ein, dass der Startpfeil etwa 3 cm links von der Markierung ist, wenn ich die Kamera schließe und bekomme so meine zwölf Bilder auf einen Film.

Ein knorriger Baum und ein Hausgiebel.

Verschneite Landschaft in Grüntönen.

Jetzt habe ich seit Kurzem meine eigene LC-A 120 und habe sie wirklich fast immer dabei. Für mich ist sie die Neuerscheinung des vergangenen Jahres! Noch nie war es für mich so einfach, auf Mittelformat bei jeder Gelegenheit Fotos zu machen.

Ich habe schon einige Fotos damit geschossen, die ich mit keiner anderen Mittelformatkamera gemacht hätte. Allein schon durch die Möglichkeiten bei der Belichtung und natürlich habe ich für meine Kiev oder Big Six nicht so ein tolles Weitwinkel-Objektiv. Für meine Holga oder Diana hätte ich es, jedoch haben diese ihre Einschränkungen, wenn nicht genügend Licht vorhanden ist.

Blick hinauf durch ein Treppenhaus.

Blick hinunter in ein Treppenhaus.

Ja, der Preis von 399 € ist nicht wenig, jedoch eröffnet die LC-A 120 neue Möglichkeiten und bringt viel Spaß und tolle Ergebnisse. Man sollte natürlich Weitwinkelfotos mögen, sonst wird man daran selbstverständlich keine große Freude haben.

Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf meine Urlaube in diesem Jahr, auf denen mich diese Kamera begleiten wird und befürchte Schlimmes für meinen Geldbeutel, da bei zwölf Bildern ein Film sehr schnell voll ist. Wobei ich bei Mittelformat etwas wählerischer bin, was die Motive angeht und so habe ich am Ende hoffentlich weniger Fotos, aber dafür bessere.

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