11. Dezember 2014 Lesezeit: ~7 Minuten

Lomo’Instant vs. Fuji Instax mini 90

Schon lange liebäugle ich mit einer kleinen Sofortbildkamera. Ich habe früher viel mit der SX-70 fotografiert, damit jedoch vor ein paar Jahren aufgrund des hohen Preises und der Qualität der neuen Filme aufgehört. Nun suche ich nach einer Alternative, um schnell schöne Momente festhalten zu können.

Die Fuji Instax mini 90 NEO CLASSIC erschien bereits 2012. Ende November dieses Jahres brachte Lomography die Lomo’Instant heraus. Da beide Kameras die Fuji-Instax-Mini-Filme nutzen, kann man sie ganz wunderbar miteinander vergleichen.

Lomography schickte mir für den Test die Lomo’Instant Black im Set mit drei Objektiven im Wert von 129 €. Von Fuji bekam ich die Fujifilm Instax Mini 90 Neo Classic im Wert von 124,89 €. Preislich nehmen sich die beiden also nichts, aber wie sieht es technisch aus?

Babypuppen nach Größe sortiert mit Kleinkind.

Lomo’Instant mit 35-mm-Portrait-Objektiv und Blitz

Babypuppen nach Größe sortiert

Fuji Instax mini 90 NEO Classic mit Blitz

Optik und Verarbeitung

Beide Kameras sind aus Plastik, auch die Objektive, was bei dem Preis nicht verwundert. Dafür sind sie schön leicht und liegen angenehm in der Hand. Die Fuji Instax ist ein wenig kleiner und durch das einfahrbare Objektiv sehr gut zu transportieren. Möchte man alle Objektive für die Lomo’Instant mitnehmen, dann benötigt man etwas mehr Platz.

Die drei mitgelieferten Objektive haben dafür zum Schutz Objektivdeckel. Das eingebaute Weitwinkelobjektiv ist jedoch nicht durch einen Deckel geschützt. Die Fuji Instax wirkt insgesamt durch die digitale Anzeige und das ausfahrbare Objektiv viel digitaler als die Lomo’Instant, bei der man fast alles mit Schaltern einstellt.

Kapuzinerkresse mit Blüte

Lomo’Instant mit eingebautem 27-mm-Weitwinkel-Objektiv und Blitz

Wiese mit Bank und Holzhaufen.

Fuji Instax mini 90 NEO Classic

Im Paket enthalten

Das Set von Lomography kommt mit drei Objektivaufsätzen für Portrait-, Makro- und Fisheye-Aufnahmen. Sie enthält ein eingebautes Weitwinkelobjektiv, auf das die zusätzlichen Objektive aufgeschraubt werden. Zusätzlich gibt es noch vier Farbfilter (farbige Folien), die vor den Blitz gesteckt werden können. Die Kamera arbeitet mit vier AAA-Batterien, die dazu gekauft werden müssen. Die Bedienungsanleitung ist wunderbar übersichtlich und leicht zu verstehen.

Die Fuji besitzt nur ein eingebautes 60-mm-Objektiv. Sie läuft mit einem wiederaufladbaren Akku, das Ladegerät liegt dem Paket bei. Zusätzlich im Paket ist ein schmaler, schwarzer Schultergurt und eine Bedienungsanleitung, die etwas schwer zu durchschauen ist.

Schwein im Stall. Perspektive von oben.

Lomo’Instant mit 170°-Fisheye-Objektiv

Zwei Schweine im Stall liegen nebeneinander.

Fuji Instax mini 90 NEO Classic

Der Sucher

Die Lomo’Instant kommt mit einer kleinen Herausforderung: Das Objektiv liegt natürlich nicht auf der Höhe des Suchers, weshalb sich das Bild, das ich durch den Sucher sehe, nicht mit dem Bild, was die Kamera macht, deckt, wie man es vielleicht von digitalen Kameras gewohnt ist. (Parallaxenfehler) Aber ich bekam schnell ein Gefühl dafür und korrigierte vor dem Auslösen ein wenig nach unten links.

Schwieriger wird es dann schon mit den Objektivaufsätzen. Ob Fisheye oder Makroobjektiv – das, was man durch den Sucher sieht, ändert sich natürlich auch nicht. Die ersten Bilder sind daher ziemlich schief gegangen. Der richtige Bildausschnitt ist gerade beim Makroobjektiv sehr schwer zu finden.

Die Fuji hat einen Zielpunkt und Parallaxenausgleich und behebt damit dieses Problem. Was man durch den Sucher sieht, sieht man nach dem Auslösen auch auf dem Bild.

Ich bin mir sehr sicher, das Lomography sich bewusst gegen diesen Parallaxenausgleich entschieden hat, denn es passt nicht zu ihrem Motto „Don’t Think, Just Shoot“ und den 10 goldenen Regeln.

Zwei Kinder sehen aus einem Fenster

Lomo’Instant mit 35-mm-Portrait-Objektiv ohne Blitz

Ein Kind sieht aus einem Fenster

Fuji Instax mini 90 NEO Classic mit Blitz

Möglichkeiten

Beide Kameras bieten die Möglichkeit für Langzeitbelichtungen. Bei der Fuji ist dies jedoch auf maximal 10 Sekunden begrenzt. Auch bei der Mehrfachbelichtung punktet die Lomo’Instant, denn sie erlaubt unbegrenzt Mehrfachaufnahmen, während die Fuji sich auf Doppelbelichtungen beschränkt.

Bei den Makroaufnahmen kommt man mit der Lomo 10 bis 15 cm nah ans Motiv, während die Fuji nur bis zu 30 cm scharf stellt.

Laubblätter

Lomo’Instant mit Makro-Objektiv ohne Blitz

Fuji Instax mini 90 NEO Classic mit Blitz im Makro-Modus

Fuji Instax mini 90 NEO Classic mit Blitz im Makro-Modus

Generell bietet die Lomo mehr Spielraum für Experimente dank der verschiedenen Objektive. Die Fuji hat zwar einen Landschafts- und Makromodus, mit diesen stellt man jedoch nur die Schärfebereiche ein, am Bildausschnitt ändert sich nichts.

Die Fuji hat noch zwei weitere Modi: Den Partymodus zum besseren Ausleuchten von Hintergründen und den Kindermodus für sich schnell bewegende Objekte. Bei beiden Kameras kann man selbst Belichtungskorrekturen vornehmen und beide besitzen auch einen Stativanschluss.

Die Lomo hat eine Blende zwischen f/32 und f/8 und damit die größte Blende im Sofortbildbereich. Die schnellste Verschlusszeit beträgt 1/125 s. Die Fuji Instax hat die Fixblende f/12,7. Im Unterschied zur Lomo’Instant hat die Instax jedoch einen programmgesteuerten Verschlusszeitenbereich von 1,8 bis 1/400 s.

Ein Kind am Fenster

Lomo’Instant mit 35-mm-Portrait-Objektiv und Blitz

Ein Kind am Fenster.

Fuji Instax mini 90 NEO Classic mit Blitz

Der Blitz

Bei den niedrigen Blendenwerten kommt man um die Nutzung des Blitzes in Innenräumen kaum herum. Bei beiden Kameras kann man den Blitz an- und ausschalten und im Automatikmodus nutzen. Zudem besitzen beide einen intelligenten Blitz, der je nach Licht die richtige Blitzstärke wählt.

Ich habe jedoch stark das Gefühl, der Blitz der Fuji ist intelligenter, denn die Bilder waren fast immer perfekt ausgeleuchtet und kamen auch mit extrem schwierigen Lichtsituationen klar. Der Blitz der Lomo’Instant hingegen war oft zu hell, was dazu führte, das man vom Motiv oft nur noch wenig sah. Deshalb habe ich ihn draußen selten genutzt und die Bilder sind entsprechend dunkel ausgefallen.

Blick aus dem Fenster.

Fuji Instax mini 90 NEO Classic unter schwierigen Lichtverhältnissen

Kind malt mit Wasserfarben

Lomo’Instant mit 35-mm-Portrait-Objektiv und Blitz

Die Bilder

Obwohl beide Kameras die gleichen Filme benötigen, unterscheiden sich die Fotos am Ende doch. Die Bilder aus der Lomo’Instant wirken viel analoger und haben eine Vignette. Die Bilder der Fuji sind gleichmäßig ausgeleuchtet und wirken daher digitaler.

Fazit

Die Fuji Instax mini 90 NEO Classic hat mich sehr überzeugt, da ich persönlich schnell gute Ergebnisse möchte. Die Kinder beim Spielen zu fotografieren, ist damit einfach möglich. Der Parallaxenausgleich ist für mich sehr wichtig. Die Bilder werden mit der Kamera meist gut.

Lomography-Fans werden die Fuji jedoch schnell langweilig finden, denn Experimente lassen sich mit der Lomo’Instant eher realisieren. Sie bietet mehr Möglichkeiten, dafür muss man jedoch auch hin und wieder Bilder in Kauf nehmen, die nichts werden. Hat man ein Gefühl für ihre Eigenheiten entwickelt, wird das aber sicher auch viel einfacher. Wer keine Lust auf Überraschungen hat, sollte sich die Fuji genauer ansehen. Auch mit ihr kann man dank Doppel- und Langzeitbelichtung etwas experimentieren.

Für größere Experimente sind mir die Filme jedoch noch etwas zu teuer. Ein Doppelpack der Fuji-Instax-Mini-Filme mit insgesamt 20 Bildern kostet zwischen 17 und 20 Euro, wodurch ich schnell begann, die nichts gewordenen Fotos in Euro umzurechnen.

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