Eine Doppelbelichtung mit eine Frau und Blumen.
22. November 2014 Lesezeit: ~8 Minuten

Mach Dich selbständig

Es gibt mittlerweile einige von uns. Diejenigen, die ihre sicheren Schreibtischjobs verlassen haben, um kreative Unternehmen in ihren Wohnzimmern zu starten. Wir sind jung, flexibel und entschlossen unseren eigenen Weg zu gehen. Ich habe auch ein solches Unternehmen in meinem Wohnzimmer. Nur ich, mein Rechner und mein Fotografie-Equipment.

Ich hatte eigentlich gar nicht vor mich als Fotografin selbständig zu machen; es kam einfach dazu. Ich habe etwas ganz anderes studiert, bin in den langen Semesterferien viel gereist und habe immer Fotos geschossen – mit einer Digitalkamera im Automatik-Modus, die schlechter war als unsere Smartphone-Kameras heute. Doch das war mir egal. Es ging mir darum, Momente festzuhalten, für mich zu behalten und zu fotografieren, was ich fühlte. Das ist immer noch so.

Eine Frau hält ein Blatt vor ihr Gesicht.

Irgendwann wurde mein Wunsch immer größer noch viel mehr zu fotografieren. Ich begann Kurse zu besuchen, nahm teil an einer Summer School an der Berliner Fotoschule F/16, machte ein Praktikum bei der Lifestyle-Fotografin Xenia Berg und erledigte unendlich viel Papierkram. Ich fand heraus, dass es gar nicht so schwer ist seinen Traum zu verwirklichen. Man muss einfach anfangen, weitermachen und bloß nicht aufhören.

Ich selbst bin noch am Anfang und arbeite erst seit einem Jahr als selbständige Fotografin. Ich habe mich auf Lifestyle-Fotografie spezialisiert, wobei ich am liebsten dokumentarisch und mit natürlichem Licht arbeite. Basierend auf meinen Erfahrungen habe ich einige Tipps zusammengestellt, die mir selbst vor einem Jahr sehr geholfen hätten.

Zeig Deine Arbeiten
Ich habe viele Projekte gemacht, nächtelang an meiner Website gesessen und alles zusammen gefriemelt. Rückblickend würde ich sagen, je schneller man seine Arbeiten anderen zeigt, desto besser. Nimm Deine Freunde mit auf Deine Reise. Der Prozess ist genauso interessant, wie Deine Arbeiten. Energie, Eigeninitiative und Mut sind inspirierend. Teile Deine Werke auf Blogger-Plattformen wie Tumblr, baue Dir eine Webseite (heute gibt es viele einfache CMS-Systeme, wie beispielsweise WordPress) oder nutze am Anfang einfach Deine Facebook-Seite.

Mach eigene Projekte
Gerade am Anfang hast Du reichlich Zeit und Energie für eigene Projekte. Sobald Du ein bestimmtes Maß an Bekanntheit erreicht hast, wird Dir die Zeit hierfür fehlen. Eigentlich ist das schade, denn bei eigenen Projekten hast Du alle Freiheiten. Du bestimmst Dein Image und Deine eigenen Richtlinien. Sei spontan, nimm ein paar Freunde mit und geh nach draußen. Wenn Du lieber mit einem Plan arbeitest, mach Dir ein Konzept und leg los. Fotografiere, was Du fühlst.

Eine Frau mit KonfettiLachende Frau mit Konfetti

Nutze das Netzwerk
Es gibt unheimlich viele gute Blogs die heutzutage davon leben, Fotografen eine Plattform für ihre Arbeiten zu geben. Schau Dich um, bewirb Dich, reich eine Bildserie ein. Geh auf Dein Umfeld zu. Sei großzügig! Einer meiner Fehler war es anfangs, meine Arbeiten nur für mich behalten zu wollen. Mir war es vor allem wichtig, meine Bilder zu schützen. Ich wollte sie nicht auf Facebook teilen. Dass ist Unsinn.

Es gibt so zahlreiche Social-Media-Seiten, die Du nutzen kannst, um deine Arbeiten zu präsentieren. Mach das! Ich selbst habe einen meiner Grafik-Designer über Pinterest gefunden – auf seine Website wäre ich sonst nie gestoßen. Und ich wurde auch schon über Instagram engagiert – es lohnt sich also zu zeigen, woran Du arbeitest!

Feiere Deine Erfolge
Definiere Deine Erfolge und feiere sie. Das kann Dein erster bezahlter Auftrag sein, Deine erste Blog-Veröffentlichung, eine gelungene Bildserie oder ein gelungenes Foto. Mit jedem Erfolg kommst Du als Künstler weiter. Bau Dir Mut auf, um weiterzumachen. Vergleiche Dich nicht mit anderen, vor allem nicht mit denen, die schon dort sind, wo du hinmöchtest. Stecke dir Ziele und mach Dir bewusst, wenn Du sie erreicht hast.

Manchmal sitze ich vor meinem Bearbeitungsprogramm und mich macht ein Bild unheimlich glücklich. So zähle ich meine Erfolge: Ich drucke diese Fotos aus, manchmal einfach als Farblaserdruck auf DIN A3 aus dem Copyshop, manchmal als Fine-Art-Print (ich liebe theprintspace). Ich habe eine Mappe voll solcher Fotos. Sie motivieren und bestärken mich weiter zu machen.

Schiffe auf dem WasserZwei Kinder posieren vor einem Haus

Mach Fehler
Aus Fehlern lernt man. Das hören wir immer wieder. Und es stimmt. Manchmal aber machen Fehler ein Foto sogar einzigartig oder eröffnen einen anderen Blickwinkel. Ich schieße lieber ein richtiges Foto mit den falschen Einstellungen, als ein falsches Motiv mit den richtigen Einstellungen. Also sei mutig und mach Fehler! Lern aus ihnen! Noch besser, gib sie zu, sodass andere daraus lernen können.

Unterschätze Deine Kosten nicht
Fotograf zu sein bedeutet, viel Zeit in die unternehmerische Seite deiner Selbständigkeit zu investieren. Du wirst viel Zeit in die Vor- und Nachbereitung Deiner Shootings stecken müssen. Die Zeit hinter der Kamera ist nur ein kleiner Teil Deiner Selbständigkeit.

Wenn du Deine Preise berechnest, bedenke die Kosten Deiner Ausrüstung und die Kosten, die in Deinem Unternehmen stecken (Software, Programme, Onlinegebühren und Werbung). Berechne Deine Steuern, den Krankenkassenbeitrag und Deine Versicherungen. So ergibt sich der reale Preis Deiner Leistungen.

Schau Dich um, was Fotografen in Deinem Umfeld für ähnliche Leistungen nehmen und informiere Dich über Tagessätze von Fotografen, die in dem selben Bereich arbeiteten, wie Du.

Beweise Ausdauer
Sei Dir bewusst, dass nicht immer alles einfach sein wird. Ich vergleiche selbständig zu sein gern mit Rucksackreisen. Kennst Du das Gefühl, wenn Du beim Backpacking nach einer Überlandbusfahrt morgens um 6 Uhr ankommst, Durst hast, übermüdet bist und noch kein Hostel gebucht hast, in dem Du schlafen kannst? Du dann mit Deinem Rucksack auf dem Rücken zwei Stunden durch die Sonne herumirrst, auf einen unpräzisen Kartenauschnitt in Deinem Reiseführer starrst und noch immer kein gutes Hostel in Sicht ist? Manchmal fühle ich mich genauso.

Wenn man das Hostel dann gefunden hat, man ein paar Stunden schläft und dann eine Kokosnuss am Strand aufgeschlagen bekommt, hat sich alles lohnt. Alles. Das weiß ich. Behalte im Kopf, dass es ein Auf und Ab ist, selbständig zu sein. Es ist ein Abenteuer. Entwickle Selbstvertrauen in Dich und Deine Arbeit. So wird Dich eine Tiefphase nicht so leicht umhauen können. Mach einfach weiter! Der Weg ist wichtig, um anzukommen.

Eine Frau sitzt lachend auf der Straße.Eine Frau sitzt auf der Straße.

Sei Du selbst
Marketing. Das Wort mochte ich gar nicht. Bis ich einmal einen Satz hörte, der sich übersetzt ungefähr so zitieren lässt: „Marketing ist das Bauchgefühl einer bestimmten Person.“ Das klingt doch schon viel besser. Hör auf Dein Bauchgefühl. Sei Du selbst. Sei ehrlich. Zeig wer Du bist. Du brauchst kein Vertriebler werden, um Dich zu verkaufen. Steck Deine Vision, Deine Person in Deine Bilder, in Deine Kommentare, und Deinen Online-Auftritt. Schaffe eine Online- sowie Print-Ebene, die Dich selbst ansprechen würde.

Schau nach links und rechts
Viele sagen, schau nicht nach rechts oder links. Ich mache das gerne. Es motiviert mich weiterzumachen. Wenn ich allerdings nach Inspiration suche, dann schaue ich zum Beispiel auf kwerfeldein. Ich lasse mich von Musikvideos, Bandcovern, Filmen oder Kochbüchern inspirieren. Frag Dich, wa die Künstler ausmacht, die Dich ansprechen? Was beeindruckt Dich an ihrer Arbeit und was inspiriert dich?

Mein Lieblingskoch zur Zeit ist Ottolenghi. Er kocht mit unbekannten Zutaten und mischt diese auch noch in einer Art und Weise, die ich außergewöhnlich finde. Das inspiriert mich. Und das hebt ihn ab von der Masse an Kochbüchern, die immer noch am perfekten Panna Cotta arbeiten. Das mag ich. Vielleicht lässt sich das auf eine gute Bildserie übertragen.

Sei Teil einer Community
Was mich als Fotograf am meisten weiterbringt, sind die Kontakte zu anderen Fotografen. Sieh sie nicht als Konkurrenten an, sondern als Teil Deiner Community. Sie sind mit an Bord. Heute gibt es unglaublich viele Quereinsteiger in den Beruf des Fotografen. Ich finde das bereichernd. Es bringt unglaublich viele Blickwinkel auf den Tisch. Befreunde Dich mit anderen Fotografen, tausch Dich mit ihnen aus. Gib Informationen preis, wenn Du gefragt wirst. Teile. Sei offen für andere, sie sind dann auch offen zu Dir.

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