Eine Frau hat eine weiße Plastiktüte auf dem Kopf.
24. Juli 2014

Gefangener des Datenschutzes

Diese Serie soll auf ein Problem aufmerksam machen, das für die Straßenfotografie sehr wichtig und ernst geworden ist. Viele Fotografen hören auf, in diesem Genre zu fotografieren wegen der Unsicherheit und Angst vor juristischem Gezänk. Fotografieren und dabei mit Fantasie und Spontanität die Gesicher der Menschen zu verstecken, ist einfach nur eine große Provokation.

Mein Projekt, das ich ab 2009 entwickelt habe, möchte die Konditionierung zeigen, der Straßenfotografen durch die Normen und Stereotypen, von Datenschutzgesetzen in die Köpfe der Menschen gepflanzt, ausgesetzt sind. Sie suchen nach Posen, die verhindern, dass Gesichter erkennbar sind, unnatürliche Posen, mit versteckten Augen, die doch immer noch versuchen, trotz der großen Schwierigkeiten, das einfache Leben um uns herum zu zeigen: Das war meine Leitlinie für das Projekt.

Henry Cartier-Bresson sprach über Momente, die eine Welt zeigen. Ist das noch möglich und kompatibel, wenn nach einer fotografischen Einverständniserklärung verlangt wird? Meine Arbeit ist also ein Versuch, zu sagen: „Schaut, was ich zeigen kann, wenn ich die Gesetze befolge, sogar mit aller möglichen Originalität und Fantasie.“ Was kann Fotografie erzählen, wenn ihr die Möglichkeit genommen wird, den Alltag mit Gesichtern der gewöhnlichen Leute zu erzählen? Das ist mein Hilfeschrei.

Ein Mann steht an einer Haltestelle.

Eine alte Frau hinter einer dreckigen Scheibe.Ein Mann hinter einem Schild an einem Blumenstand.

Schatten auf einem Sportplatz.

Kinder spielen an einem Schlagbaum.Ein Mann mit Hut und zwei Schatten.

Eine Frauenhand hält eine Zeitung.

Hinter einer gesprungenen Scheibe sitzt ein Mann.

Eine Frau hat eine weiße Plastiktüte auf dem Kopf.

Die Hauptschwierigkeit bei der Umsetzung der Serie bestand darin, aussagekräftige Szenen festzuhalten. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass es sich um schief gegangene Aufnahmen handelt, die ich zu dieser Serie zusammengestellt habe, aber so ist es nicht. Den Moment zu finden, in dem die Augen oder das Gesicht verdeckt sind, war eine große Herausforderung.

Die Arbeit an dieser Serie dauerte drei Jahre. Ich versuchte immer, mit der Spontanität des Moments zu arbeiten und gleichzeitig die grundlegende Idee zu verfolgen. Die Schnelligkeit der Bewegung und die Szene vorauszusagen, waren die Grundelemente der Technik. Die Bilder sind also nicht das Ergebnis eines Windstoßes, sondern je eine einzelne Aufnahme, wohl abgewogen.

Das Projekt zeigt tatsächlich meine Art, auf der Straße zu fotografieren und zusammen mit anderen Projekten meine Sicht auf meine Umgebung. Ich hoffe, damit denen, die die Regeln ändern können, ein wesentliches Problem sichtbar zu machen, das diejenigen haben, die die Straßenfotografie betreiben.

Dieser Artikel wurde für Euch von Aileen Wessely aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

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