22. Mai 2014

Im Schatten Kalkuttas

Im Schatten von Kalkuttas Peripherien wachsen riesige Slums nach außen: Eine Vielzahl von verlassenen Terrassen und verzerrten Winkeln. Glänzende kleine Häuser mit klapprigen, gewellten Dächern stürzen aufeinander. Provisorische Treppen und Leitern verbinden Fenster mit Türen und Balkonen. Und hoch oben schweben schwarze Krähen durch den klaren Himmel und verschwinden wieder im Raster der wieder auflebenden Stadt.

Über vier Millionen Menschen kämpfen hier Tag und Nacht ums Überleben. Wie so viele andere berüchtigte Slums in Indien ist Kalkutta das Klischee vom Elend Indiens: Ein aufgewühlter Bienenstock von Familien, die in Fabriken, auf dem Recyclingmarkt und in anderen Industrien arbeiten, die einen jährlichen Gewinn von schätzungsweise 100 bis 200 Millionen Dollar einfahren.

Sie sind eine Parallelwirtschaft in einer alten Stadt, die bis vor Kurzem weitgehend in Vergessenheit geraten war – eine Metapher für die Stärke, die im Schatten von Indiens aufstrebender Wirtschaft liegt.

2009 startete Mamata Banerjee, die kontroverse Chefministerin des indischen Bundesstaates Westbengalen, eine Kampagne, um die Industrieproduktion durch die Entwicklung von Sonderwirtschaftszonen zu erhöhen und große Hersteller anzulocken.

Um das internationale Bild zu verbessern, haben viele Stadtplaner die populäre Idee der kompletten Sanierung der Slums als ein Instrument, das Wirtschaftswachstum ankurbeln, die Kriminalität zu reduzieren und sozialen Probleme zu bekämpfen, entdeckt. Und Kalkutta ist als nächste Stadt dran.

In den kommenden Jahren werden mehrere große Slums in Kalkutta zerstört werden. Über 3 Millionen Menschen werden umziehen müssen. Und alles innerhalb dieser seit Langem bestehenden, typischen Zweigen der Stadt – das Gute sowie das Schlechte – wird verloren sein.

Die Baugenehmigungen und der Bau von Hochhäusern, Geschäftsstellen und neue Wohnblocks begann im Jahr 2011 und die Umbauprozesse werden noch wird bis 2015 andauern.

Kalkutta von oben

© Souvid Datta

© Souvid Datta

© Souvid Datta

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© Souvid Datta

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© Souvid Datta

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© Souvid Datta

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Meine Serie zeigt zwei Slums: Panditya / Gorcha Bastis und Sonagachi. Der erste ist der größte Slum der Stadt und der andere ein berüchtigtes Rotlichtviertel. Entstanden aus einer größeren Werkserie, hat dieses Projekt das Ziel, das gesellschaftliche Leben in Kalkuttas Slums zu dokumentieren, als eine Aufzeichnung seiner komplexen Realität, unterschätzten Bedeutung, Kultur und seinem Beitrag zum Gesicht der Stadt. Das Projekt wird noch bis 2016 fortgesetzt.

Dieser Artikel wurde von Redakteurin Katja Kemnitz für Euch aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.

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