Wir sehen eine verwischte Menschenmenge und eine Pferdekutsche vor dem Portal des Pantheon in Rom.
20. Mai 2014

Eine Minute Stadt

Vor zwei Wochen sprach ich mit Robert Herrmann zufällig über seine Serie, die er „60″ slices of present“ nennt. Ich erinnerte mich daran, dass er mir in der Anfangsphase des Projektes schon einmal Aufnahmen dieser Arbeit gezeigt hatte und hätte nicht gedacht, dass Robert die Serie noch immer verfolgt. Ich war – ganz ehrlich – etwas baff.

So schlug ich vor, die Serie vorzustellen. Nein, nicht nur wegen der Länge des Projektes. Die Bilder lösten etwas in mir aus. Was, war mir noch unklar. So wollte ich mehr darüber wissen. War angefixt von seinen monochromen Langzeitbelichtungen.

Wer nun das Wort Langzeitbelichtungen hört, denkt vielleicht an Landschaftsaufnahmen, an milchige Wasserfälle oder Meeresbuchten. Nimmt man noch das Wort „Stadt“ dazu, stellt man sicht vielleicht langgezogene Lichtstreifen von Autos vor, die sich durch buntbeschilderte Großstädte ziehen. Robert Herrmanns „60″ slices of present“ sind alles, nur nicht das.

Langzeitaufnahme an der Millennium Bridge in London

Millennium Bridge, London, April 2013

Aufnahme vom Parliament Square in London. Im Vordergrund ein Roboter.

Parliament Square, London, April 2013

Langzeitaufnahme an der Via della Conciliazione in Rom.

Via della Conciliazione, Rom, März 2013

Blick auf das Pantheon in Rom.

Pantheon, Rom, März 2013

Blick auf die Weltzeituhr am Alexanderplatz.

Weltzeituhr, Alexanderplatz, Berlin, März 2010

Wir sehen eine Langzeitbelichtung im Görlitzer Plark.

Görlitzer Park, Berlin, Mai 2014

Langzeitaufnahme vom Karaköy Fährhafen in Istanbul.

Karaköy Fährhafen, Istanbul, März 2014

Langzeitaufnahme vom Kapali Carsi in Istanbul.

Kapali Carsi, Istanbul, März 2014

Blick auf das Pantheon in Rom.

Pantheon, Rom, März 2013

60-Sekunden-Aufnahme in der Mahmutpasa Yokusu Sokak in Istanbul.

Mahmutpasa Yokusu Sokak, Istanbul, März 2014

Langzeitbelichtung von der  Hagia Sophia in Istanbul.

Hagia Sophia, Istanbul, März 2014

Aufnahme vom Barbaros Bulvari in Istanbul.

Barbaros Bulvari, Istanbul, März 2014

Aufnahme von einer sehr bevölkterten Sabuncu Hani Sokak in Istanbul.

Sabuncu Hani Sokak, Istanbul, März 2014

Langzeitbelichtung vom Potsdamer Platz in Berlin über die Kreuzung hinweg.

Potsdamer Platz, Berlin, September 2013

Langzeitbelichtung vom Untermainkai in Frankfurt.

Untermainkai, Frankfurt, Juli 2013

Wie breit sind die Straßen einer Stadt? Wie hoch sind ihre Gebäude im Durchschnitt? Hat die Stadt öffentliche Orte, an denen Menschen sich versammeln und gesellschaftlich interagieren können? Wie sehen diese Orte aus? Lässt sich die Stadt gut zu Fuß erschließen? Wie schaffen wir Menschen städtischen Raum und wie wirkt er sich wiederum auf unsere Lebensbedingungen und unser Verhalten aus?

Das sind Fragen, die sich Robert im Laufe der Jahre und der Arbeit am Projekt immer wieder stellte. Sie sind Indiz dafür, dass Robert etwas besitzt, das für die Umsetzung von Serien dieser Länge von grundlegender Bedeutung ist: Neugier.

Ich finde es spannend zu sehen, welche Antworten Robert in Bildform gefunden hat. Sie sind komplex und widersprüchlich, keinesfalls einfach. Jedes Bild wirkt wie ein Film und ist es doch nicht. Menschen sind zu sehen und sind es doch nicht. Die Zeit bleibt stehen und tut es doch nicht.

Wir sehen die Hasselblad an der Millenium Bridge in London

Millennium Bridge, London, April 2013

Wir sehen die Mittelformatkamera an einem Fluss.

Karaköy, Istanbul, März 2014

Des Weiteren erzählt Robert:

Mit der Zeit habe ich eine starke Hingabe für diese Arbeit entwickelt. Es bleibt ein stetig faszinierender Prozess, in dem ich meine eigene Raumwahrnehmung weiter schule und lerne zu verstehen, wie sich Menschen durch die Stadt bewegen. Mein Ziel ist es, noch weit mehr Städte zu besuchen und sie in dieser Form zu fotografieren, damit ich einen Fundus schaffe, der dann einmal spannende Vergleiche ermöglicht.

Wer sehen möchte, wie Roberts Fundus weiter wächst kann dies auf seiner Webseite mitverfolgen. Achja: Heute ist mir klar geworden, was Roberts Bilder in mir auslösten: Es ist Neugier.

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