18. Februar 2014 Lesezeit: ~4 Minuten

Aus dem Facettenreich

Farben sind überall um uns herum, sie sind ständig präsent, doch in der richtigen Kombination faszinieren sie und bringen uns zum Staunen. Inspiriert von Austin Totts Serie „Overly Organised“, beschloss ich, meine eigene Fotoserie von Gegenständen zu machen, jedoch nicht in Form von einer Szene zusammengehöriger Objekte, sondern nach Farbschemata.

Ich fing mit einer unbunten Farbe, nämlich Schwarz an und begann einfach, schwarze Objekte zu sammeln. An diesem Tag war ich mit meiner Familie zu unserem Gartenhaus gefahren – unglücklicherweise war es draußen nass und nicht besonders hell. Ich beschloss, das Foto draußen auf einem Tisch aufzunehmen, da drinnen zu wenig natürliches Licht vorhanden war und breitete also meinen mitgebrachten schwarzen Karton auf dem Tisch aus.

black © Petra Holländer

Als ich genügend schwarze Gegenstände gesammelt hatte, legte ich sie auf das Papier auf und versuchte, eine möglichst spannende Anordnung zu erzielen. Nun konnte es eigentlich schon losgehen mit dem Fotografieren!

Doch hier trat schon das erste Problem auf: Ich hatte nur mein 50mm-Objektiv bei mir, mit dem ich sonst eigentlich immer gut zurecht komme, da ich hauptsächlich Portraits mache. Nun war jedoch der Tisch zu hoch und ich zu klein, sodass ich nicht alle Gegenstände vor die Linse bekam.

So musste ich auf eine ziemlich wacklige Leiter steigen, um mein Bild zu bekommen. Finster wurde es auch schon und es dauerte eine Weile, bis ich mein Foto halbwegs scharf hinbekam. Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer und ich hätte das Foto ganz anders gemacht.

brown © Petra Holländer

gelb © Petra Holländer

Mit diesem neuen Wissen machte ich mich eine Woche später an die nächste Farbe, nämlich Braun. Unbewusst entschloss ich mich, nur Naturmaterialien, sowie meine schrägste Fotorequisite – einen toten Fuchs – im Foto zu zeigen.

Das Sammeln der Naturmaterialien machte einen Riesenspaß, jedoch musste ich dann beim Bearbeiten des Fotos feststellen, dass das Muster des Koffers, den ich als Hintergrund ausgewählt hatte, zu unruhig war und zu sehr vom Eigentlichen ablenkte.

Ich liebe alles, was mit Natur zu tun hat, so auch die Gegenstände auf dem braunen Foto, doch im Nachhinein betrachtet, passt dieses Foto einfach nicht zu den anderen. Trotzdem möchte ich es in der Serie behalten, weil es ja doch irgendwie dazu gehört und mir beim Schießen der weiteren Fotos geholfen hat.

grün © Petra Holländer

Die folgenden Fotos liefen dann alle nach dem gleichen Schema ab: Ich fuhr zu meinen Eltern nach Hause, meist mit einem geeigneten Hintergrund in der Tasche, und begann mit der Suche nach farblich passenden Objekten.

Die Entscheidung, bei meinen Eltern zu fotografieren, traf ich, weil es in meiner Wohnung nicht besonders hell ist und weil meine Eltern einfach viel mehr Dinge besitzen als ich. Was nicht daran liegt, dass sie zu viel aufheben, sondern daran, dass ich gerade erst ausgezogen bin und ich deshalb noch nicht so viel besitze. Außerdem konnte ich so in meinen alten Spielsachen kramen, was wirklich toll war und viele Erinnerungen hervorrief.

weiß © Petra Holländer

gold © Petra Holländer

Nach und nach wusste ich immer schneller, wie ich die bunten Gegenstände anordnen musste, damit es mir gefällt. Zum Beispiel, welches Ding ich wohin legen musste, damit es nicht auf etwas Kleineres einen großen Schatten wirft und so weiter. Technisch gesehen wurden die Fotos auch immer besser und vor allem schärfer.

Was mich jedoch am meisten an der Serie fasziniert, ist, dass es so viele unterschiedliche Farbnuancen gibt. Als ich in Schränken kramte und in Kisten wühlte, um bunte Dinge zu finden, hatte ich nur den Namen einer bestimmten Farbe im Kopf und das dazugehörige Bild vor Augen. Doch als ich dann die Objekte nebeneinander legte, merkte ich erst, dass es gar nicht das Gelb oder das Rot gibt, sondern jeder Gegenstand ein klein wenig anders koloriert ist.

red © Petra Holländer

Auch, wenn es noch so banal klingen mag, das war einfach eine tolle und faszinierende Entdeckung. Im normalen Alltag achtet man viel zu wenig auf diese kleinen Dinge, aber dann sind es doch sie, die einen zum Staunen bringen.

Die Arbeit an dieser Serie hat mich also nicht nur in puncto Fotografie ein Stückchen weiter gebracht, sondern mir auch wieder gezeigt, wie schön und facettenreich die Welt sein kann.

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