21. November 2013 Lesezeit: ~9 Minuten

Herzerfrischende Kinderportraits

Kinder sind herzerfrischend! Sie stecken voller Neugierde, Träume und Lebensfreude. Ihre Welt ist bunt, sorglos und fantasievoll. Sie leben den Moment, ohne an das Morgen zu denken oder an das, was war. Diese unbeschwerte Kindheit vergeht wie im Fluge und die Erinnerungen verblassen leider viel zu schnell.

Darum ist es mir wichtig, meine Kinder auf ihrer Entdeckungsreise zu begleiten und die unbeschwerten Momente ihrer Kindheit einzufangen, um den Zauber für die Ewigkeit festzuhalten.

© Jessica L.

© Jessica L.

Wer kennt das nicht, „kurz vorm Abendbrot noch etwas auszuhecken“? Wer erinnert sich nicht gern zurück an die eigenen Abenteuer aus längst vergangenen Tagen? Ich hatte das Glück, als Wald- und Wiesenkind aufwachsen zu dürfen, immer auf der Suche nach neuen Erlebnissen.

Ob mit den Nachbarskindern im Wald eine Höhle bauen, durch verwilderte Gärten stromern, verletzte Vögel aufpäppeln oder über Blechdosen am Band kommunizieren, Langeweile kam nie auf. Leider habe ich nur wenige Fotos aus meiner Kindheit und bin froh, dass meine Kids dieses Problem später einmal nicht haben werden.

© Jessica L.

© Jessica L.

Ich möchte meinen Kindern auch eine naturverbundene Kindheit ermöglichen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Medien und Digitaltechnik schon früh eine große Rolle spielen, sind freies Spiel und Bewegung in der Natur sehr wichtig für die körperliche und geistige Entwicklung.

Natürliche Freiräume regen die Fantasie der Kleinen an und fördern die Kreativität, sie können Erlebtes verarbeiten und praktische Erfahrungen sammeln. Deshalb gehen wir oft und gern zum Entdecken in den Wald, zum Drachensteigen auf die Wiese oder zum Verstecken in die Felder.

© Jessica L.

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Es müssen nicht immer große Ausflüge mit langen Anfahrten sein. Oft reichen die kleinen Dinge in der Nähe, um große Begeisterung auszulösen. Im Gepäck ist dann meine Kamera, denn wenn die Kleinen „Kind“ sein dürfen, erleben sie tolle und spannende Sachen. Dabei entstehen die natürlichsten und schönsten Kinderportraits!

Gerade meine Zwillingsmädchen sind oft so in ihr Spiel versunken, dass sie es nicht bemerken, wenn sie fotografiert werden. Solange sie den anderen in der Nähe wissen, fühlen sie sich sicher und vergessen die Welt um sich herum. Das enge Band zwischen ihnen ist etwas ganz Besonderes und mein Ziel ist es, diese tiefe Seelenverwandtschaft im Bild sichtbar machen.

© Jessica L.© Jessica L.

© Jessica L.

Mein Großer ist schon in einem Alter, in dem er das Fotografieren bewusst wahrnimmt. Dadurch werden natürliche Schnappschüsse schon schwieriger, aber nicht unmöglich. Wenn der Ausflug Spaß macht, vergisst er auch ganz schnell, dass Spazieren uncool ist.

Der Weg sollte etwas abenteuerlicher sein, Möglichkeiten zum Klettern muss es geben oder Höhlen zum Erforschen. Manchmal kommt er auch mit einer guten Fotoidee auf mich zu und wir ziehen dann beide allein los. Dann dreht sich in diesem Moment mal alles nur um ihn und das genießt er sichtlich, wie man bei der Luftballonserie sieht. Nicht nur die Sonne strahlt.

© Jessica L.

© Jessica L.

Aber nicht alle Bilder entstehen spontan und ungeplant. Es gibt auch Shootings, bei denen ich mir im Vorfeld Gedanken mache, was den Kindern gefallen könnte oder was mir früher Spaß gemacht hätte. So ist auch meine Serie „unterm Apfelbaum“ entstanden. Ich habe schon immer von einer Schaukel unter einem alten Baum geträumt und als im Mai die Obstbäume in voller Blüte standen, hatte ich dieses Bild im Kopf.

Also habe ich schnell eine provisorische Schaukel gebaut, die Leiter ins Auto gepackt, einen Baum gesucht, die Schaukel aufgehängt und meine Kinder überrascht. Sie hatten großen Spaß und es sind ein paar wunderschöne Bilder entstanden, wenn auch nicht ganz zufällig.

© Jessica L.

© Jessica L.

Gelegentlich bekomme ich Anfragen von Freunden und Bekannten, ihre Kids zu fotografieren. Da meine Studioausrüstung sehr überschaubar ist und ich das halbe Esszimmer umstellen müsste, um die Leinwand aufzubauen, vereinbare ich am liebsten Termine draußen. Für die Kinder ist es dann in erster Linie ein lustiger Ausflug, die Eltern sind entspannt und die Aufnahmen wirken authentisch und fröhlich.

Das Rezept für meine herzerfrischenden Kinderportraits ist kein Geheimnis. Meine Bilder leben von der Einzigartigkeit meiner kleinen Modelle und der Schönheit der Natur. Mit folgenden Zutaten kann jeder seine Kinderschnappschüsse künstlerisch ein wenig aufwerten:

© Jessica L.

© Jessica L.

Du brauchst eine geeignete Location.

Ich erkunde meine Shooting-Plätze meistens allein bei meinen Streifzügen durch nahegelegene Wälder, Parks oder Wandergebiete. Da ich auch leidenschaftlich gern Landschaften fotografiere, bin ich immer viel in der Natur unterwegs und weiß, wo es sich lohnt, mit den Kids hinzugehen.

Ob ein bunter Herbstwald voller Moos, Pilze und kleiner Krabbeltiere, ein wogendes Getreidefeld oder ein Sonnenblumenlabyrinth – man muss sich nur mal in der näheren Umgebung umschauen. Gute Möglichkeiten gibt es überall.

© Jessica L.

Ganz wichtig ist Dein Licht.

Ich liebe es, wenn meine Bilder leuchten. Es unterstreicht einfach die Lebensfreude, die besonders die Kleinen an den Tag legen. Deshalb bin ich oft am späten Nachmittag unterwegs, wenn die Sonne tiefer steht, die Schatten länger werden und das Licht sich in den Grashalmen verfängt. Um das Leuchten einzufangen, fotografiere ich auch gern gegen das Licht und freue mich über jeden Lichtreflex im Bild. Gegenlicht macht süchtig.

© Jessica L.

Du brauchst gutes Glas.

Offenblende macht auch süchtig. Am liebsten fotografiere ich mit meinen lichtstarken Festbrennweiten mit einer Blende von f/2.8 oder offener. Wenn man einmal damit anfängt, kann man nicht mehr aufhören. Lichtstarke Festbrennweiten gibt es schon für 100 € und steigern das gestalterische Potenzial einer günstigen Einstiegs-DSLR enorm. Ich mag die selektive Schärfe und das sahnige Bokeh.

Oft benutzte ich auch Zweige oder Blüten, indem ich sie direkt vor das Objektiv halte und sie in Unschärfe verschwimmen lasse, um dem eigentlichen Motiv mehr Tiefe zu verleihen oder es gekonnt einzurahmen.

Ich habe zwar nur meinen „Fuß-Zoom“, aber dafür setze ich mich viel mehr mit dem Motiv auseinander. Immer seltener muss ich nachträglich über die Bildbearbeitung den geeigneten Schnitt wählen, weil der Bildaufbau stimmt.

© Jessica L.

© Jessica L.

Bringe Spannung in Deinen Bildaufbau.

Bei meinem Blick durch den Sucher wende ich intuitiv gestalterische Regeln der Fotografie an, aber breche sie auch ganz bewusst. Um mehr Spannung in den Bildaufbau zu bringen, nutze ich Dinge, die vor Ort gegeben sind. Zäune, Wege, Stufen, Äste oder ähnliches können dem Bild sowohl räumliche als auch inhaltliche Tiefe verleihen.

© Jessica L.

Verleihe Deinem Bild die nötige Würze.

Um meinen Aufnahmen den letzten Schliff zu geben, peppe ich sie ein wenig mit Bildbearbeitung über Photoshop auf. Ich nehme alle Fotos in RAW auf und bearbeite sie zunächst im RAW-Konverter. Ich stelle die Grundeinstellungen wie Belichtung, Kontrast, Sättigung und Farbtemperatur ein und prüfe, wie das Bild in Schwarzweiß wirken würde. Gegebenenfalls füge ich eine Vignette ein oder entferne störende chromatische Aberrationen.

© Jessica L.

Dann öffne ich das Bild in Photoshop und wende nach Gefühl folgende Bearbeitungsschritte an:

Zur Anhebung des Kontrasts nutze ich die Gradationskurve. Um das Original nicht zu verändern, dupliziere ich das Bild und führe alle Veränderungen an der Kopie aus. Wenn bestimmte Bereiche zu dunkel oder zu hell sind, lege ich eine Ebenenmaske an, male mit dem Pinselwerkzeug die betroffenen Stellen frei und stelle an der Deckkraft die gewünschte Stärke ein. (Wer gerade „nur Bahnhof“ versteht, sollte sich vielleicht eine entsprechende Lektüre über Photoshop zulegen).

Meistens drehe ich dann über die Farbbalance noch ein wenig an den Farben und wenn nötig, korrigiere ich bestimmte Farbtöne über die selektive Farbkorrektur.

© Jessica L.

Bei der Haut- und Gesichtsretusche muss bei Kindern nicht viel gemacht werden. Leuchtende Kinderaugen verstärke ich, indem ich die Lichter mit dem Abwedler aufhelle oder hier ebenfalls die Ebenenmaske nutze und in der Kopie Helligkeit und Kontrast übertrieben anhebe, um dann mit einer geringen Deckkraft den Kontrast mit dem Pinselwerkzeug über die Hauptebene zu malen. Kleine Hautunreinheiten entferne ich mit dem Ausbesserungswerkzeug.

Als abschließenden Schritt entferne ich störende Elemente im Bild mittels Kopierstempel. Sicher gibt es noch viele andere Möglichkeiten, die zu einem noch besseren Ergebnis führen würden. Ich bin immer offen und dankbar für Tipps und Anregungen. Dennoch möchte ich nicht stundenlang an einem Bild sitzen und es völlig verfremden. Meine Aufnahmen sollen in erster Linie die Natürlichkeit von Kindern unterstreichen.

Zu guter Letzt ist ein Quäntchen Glück auch nicht zu verachten.

© Jessica L.

Ich hätte nie gedacht, dass sich aus meinen anfänglichen Kinderschnappschüssen eine so große Liebe zur Fotografie entwickeln würde. Es ist viel mehr als ein Hobby.