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18. November 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Schlafwandeln im Mondlicht

Ich fotografiere nun seit sieben Jahren Landschaften im Mondlicht. Der Mond an sich faszinierte mich schon immer und ich liebe es, wie sein Licht Gewöhnliches in etwas verwandelt, das nicht von dieser Welt ist.

Durch meine Arbeit als Art Director fand ich Zugang zur Nachtfotgrafie. Ich war bei einem Shooting mit Satoshi Minakawa in Japan dabei, der nachts Landschaften in und um Tokyo herum fotografierte.

Down the concrete hill to bedfordshire © Alex Bamford

Ein Konzept wurde am Mount Fuji umgesetzt. Ich sah dort für ein paar Stunden Schnee im Mondlicht treiben und war sofort davon begeistert.

Ich habe das Glück, in Brighton an der Südküste Englands zu leben. Die weißen Kalkstein-Klippen beginnen östlich meines Wohnsitzes und reflektieren das Licht in der gleichen Weise wie der Schnee am Mount Fuji.

Die Sleepwalking-Serie begann ich vor zwei Jahren und sie entstand aus der Not, meine Fotos mit Menschen zu füllen, da sie so ganz ohne Personen recht leer und kalt wirkten.

Putting myself to sleep © Alex Bamford

Ich experimentierte mit Licht-Streifen, um ein menschliches Element einzuführen, doch das war zu wenig. Und weil es mir unmöglich schien, irgendjemanden in die dunkle und kalte Nacht zu locken, trat ich selbst vor die Kamera.

Und dabei Schlafanzüge zu tragen, die gut ins Thema „Nacht“ passen und die Serie vereinheitlichen.

Jeweils drei Tage vor und nach dem vollen Mond gehe ich gegen 23 Uhr nachts nach draußen. Der Himmel muss klar sein, was meine alljährlichen Möglichkeiten stark einschränkt.

Sleepwalking © Alex Bamford

Wenn ich aus dem Haus gehe und meinen Schatten vom Mondlicht sehen kann, weiß ich, dass es hell genug wird. Ich habe selten eine definitive Idee von dem, wo und was ich fotografieren werde. Denn das hängt vom Himmel und der Position des Mondes ab.

Ich habe ein paar Lieblingsorte, die ich gut kenne und immer wieder besuche. Ein paar wirken bei tiefem Mondstand besser als andere. Oft habe ich ein paar lose Ideen von dem, was machen möchte, aber ich ziehe es meistens vor, auf das einzugehen, was ich finde: Eine ausrangierte Schubkarre, ein Handfeger oder ein Rohr, das aus einer Wand herausragt.

I slept really badly last night © Alex Bamford

Ich fotografiere mit niedriger ISO, um das Rauschen zurückzuhalten und belichte zwischen drei und zehn Minuten, damit der Hintergrund gut aussieht.

Oft probiere ich ein bischen auf gut Glück herum und mache ein paar Belichtungen, um eine Einstellung zu finden, die nicht zu hell oder zu dunkel ist. Dann überlege ich mir, an welcher Stelle im Bild ich stehen und was ich tun werde.

Pipe dreams © Alex Bamford

Für den zweiten Teil des Bildes benutze ich einen entfesselten Blitz. Ich benutze Nikon-Kameras, die über eine exzellente kamerainterne Bedienung von externen Blitzen verfügen. Also positioniere ich vorsichtig ein Licht-Stativ, damit das Blitzlicht mit der Richtung des Mondlichts übereinstimmt.

Ich benutze eine Auslöseverzögerung von 20 Sekunden und renne ins Bild. Wenn ich die zwei Bild-Teile habe, setze ich sie später in Photoshop zusammen. Dabei schneide ich mich selbst und die überlagernden Schatten vom einen Foto aus und füge sie in das andere ein.

Scary sleepwalk © Alex Bamford

Die Serie umfasst nun etwa 30 Fotos, einschließlich dem eines Freundes in seinem „Middlesex Cricket Club“-Pyjama und ein anderes von einer Band, die „American Union“-Anzüge in einem Baum trägt.

Falls ich bei Vollmond irgendwohin reise, nehme ich meine Schlafanzüge mit. Und eines Tages hoffentlich auch mit nach Japan.

Dieser Artikel wurde von Martin Gommel aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.