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20. September 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Mit der Straßenfotografie Geschichten erzählen

Vor fünf, sechs Jahren habe ich damit begonnen, auf der Straße zu fotografieren. Ich denke, dass mein Interesse daran von meiner Begeisterung fürs Geschichtenerzählen herrührt. Ich habe es immer sehr genossen, beim Erzählen Fakten bis ins Extreme zu ziehen, Unfälle einzubauen und sie in den größeren Lebensbegriff zu setzen.

Dinge, die ich gesehen hatte, so unterhaltsam wie möglich zu beschreiben, beizeiten ins Erfundene abzudriften. Und irgendwie bietet mir die Fotografie den besten Weg, das zu tun.

Jesus Died © Justin Vogel

Grundsätzlich arbeite ich immer daran, bessere Straßenfotos zu machen. Ich betrachte die Straßenfotografie als eine Übung im Problemlösen.

Ich liebe Rätsel. Und die Straßenfotografie stellt mich immer wieder vor neue zu lösende Probleme – und die Lösung für sie zu finden, ist unglaublich herausfordernd. Jeder Fotoausflug liefert mir daher die Möglichkeit, ein Problem zu adressieren, das mir zuvor entging.

Outlier © Justin Vogel

Mein Interesse an dieser Form von Fotos wurde geweckt, als ich über die Flickr-Gruppe HCSP (Hardcore Street Photography) stolperte und das hat in der Tat mein Leben verändert.

Von Bryan Formhals, Jared Lorio, John Goldsmith und James Dodd zu lernen, die schon eine ganze Weile länger unterwegs waren, war für mich eine massive Schatztruhe voller Wissen und Erfahrung und für meine Straßenfotografie-Bildung unverzichtbar.

In dieser Gruppe zu partizipieren, verlieh mir eine Disziplin, die ich wahrscheinlich ohne die Gruppe nicht erzielt hätte. Eine Sache, die ich lernte, war, die Variablen so stark wie möglich zu reduzieren, um die Resultate beim Fotografieren zu kontrollieren. Ich benutze meistens nur zwei Kameras.

Snake Lady © Justin Vogel

Eine Leica M2 und eine Olympus XA4. Beide mit einer 28mm-Linse und beide nur mit Farbnegativen. Gewöhnlich fotografiere ich mit natürlichem Licht und bevorzuge die langen Schatten am Spätnachmittag.

Nachdem ich mich bei HCSP ein paar Jahre lang eingebracht hatte, wurde ich schließlich zum Administrator der Gruppe ernannt. Seither fühle ich mich dazu verpflichtet, dort mein Wissen und meine Erfahrung mit den jüngeren, weniger erfahrenen Straßenfotografen zu teilen. Auch das ist sehr lohnenswert.

Weiter hatte ich das Glück, anderen Fotografen-Kollektiven beizutreten: Strang.rs und Burn My Eye. Mit solch vielfältigen Gruppen von Fotografen zu arbeiten, hat mir geholfen, bezogen auf das, was ich sehen will und das, was ich kreieren möchte, meinen Blick zu schärfen.

100 yards from september ground zero © Justin Vogel

Ich kann es daher jedem nur empfehlen, gleichgesinnte Fotografen zu suchen, um Ideen zu entwickeln und Achtsamkeit zu sensibilisieren.

Ganz zu Beginn, als ich anfing, mit diesen Fotografen zu arbeiten, war ich wirklich sehr konservativ bezüglich den „Regeln“ der Straßenfotografie. Doch einem so weiten Spektrum von Ansätzen und Techniken ausgesetzt zu sein, hat mein Empfindungsvermögen enorm erweitert.

Ich habe keine rigiden Überzeugungen mehr, insbesondere dazu, was erlaubt ist oder was zu weit geht. Für mich ist die Idee der Straßenfotografie durch die Intentionen des Fotografen definiert. Ich hänge nicht mehr daran, ein Purist zu sein. Weder auf Inhalte bezogen, noch bezüglich des Arbeitsansatzes.

Lingering Doubts © Justin Vogel

Mein Ansatz ist konsistent, egal, was oder wen ich fotografiere. Ich überlasse es anderen, zu kategorisieren. Viel mehr bin ich bemüht, die Geschichten, das Leben, den Humor und die Traurigkeit des Alltags so effektiv wie möglich zu vermitteln.

* Dieser Artikel wurde aus dem Englischen von Martin Gommel übersetzt.

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