26. Juli 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Flüchtige Verbindungen

Mein Name ist Caspar Claasen und ich bin interessiert an ungestellter Fotografie, auch als „Street Photography“ bekannt – ein Begriff, den ich nicht wirklich mag, denn ich glaube, dass er oft missverstanden und falsch interpretiert wird. Ich möchte jetzt jedoch nicht in diese Diskussion einsteigen.

Mehr als zwölf Jahre lang habe ich als freier Designer gearbeitet, aber ich interessiere mich für die Fotografie, so lange ich mich erinnern kann. Zeitweise fotografierte ich dann auch, obwohl ich oft keine passende Kamera hatte. Beziehungsweise nicht wusste, was ich damit anstellen sollte, wenn ich mal eine hatte.

© Casper Claasen

© Casper Claasen

Klassische Straßenfotografen wie Cartier-Bresson, Capa, Erwitt, Van der Elsken und Meyerwitz waren mir immer ein Vorbild. Nichtsdestotrotz wusste ich nicht, dass ich (mehr oder weniger) etwas ähnliches wie sie machen und einen ähnlichen Ansatz haben könnte.

Ich war jedoch viel zu ängstlich, fremde Menschen zu fotografieren und wusste ganz nebenbei nicht wirklich, welche „Message“ ich vermitteln könnte.

Vor ein paar Jahren entdeckte ich das Buch Street Photography Now* und die Masse zeitgenössischer Fotografie im Internet. Flickr-Gruppen wie HCSP (Hardcore Street Photography), das In-Public-Kollektiv und so weiter. Zu dieser Zeit konnte ich irgendwie spüren, dass dieser Ansatz mein Werkzeug sein könnte, um auszudrücken, was ich ausdrücken wollte.

© Casper Claasen

© Casper Claasen

Jahrelang hatte ich geschrieben: Belletristik und Poesie. Ich machte Musik und Filme, zeichnete und malte. Ich war auf der Kunstakademie, als ich 18 war – vor langer, langer Zeit. Jedoch fühlte es sich nie richtig an, es passte nicht und es wurde niemals mehr als die Materialen und das Praktizieren selbst.

Und das, obwohl ich nicht wirklich schlecht war in den unterschiedlichen Disziplinen. Und manchmal machte es sogar Spaß. Als ich aber vor ein paar Jahren zeitgenössische Straßenfotografie entdeckte, war es für mich wie das fehlende Puzzleteil zu finden. Eine Stimme zu finden, sozusagen.

© Casper Claasen

© Casper Claasen

Eines der wiederkehrenden Themen in meiner Arbeit ist ein Gefühl für Humor. Obwohl es ein Ziel ist, Betrachter zum Lachen oder Grinsen zu bringen, ist eine emphatische Facette des Humors ebenfalls präsent. Mal trocken und manchmal absurd.

Auch Einsamkeit ist ein Thema. Fehlplatzierte Protagonisten, ja, Individuen zur falschen Zeit am falschen Ort. Vielleicht sogar Verlust, was so vielleicht ein wenig tragisch klingt. Aber manchmal ist das Lustige und Schöne auch gleichzeitig surreal.

Ich denke, dass unterschiedliche Leute eine unterschiedliche Botschaft in meinen Bildern sehen, was ich interessant finde. So finde ich es auch nicht schlimm, wenn jemand eine ganz andere Bedeutung aus meinen Bildern zieht als die, die ich vor Ort beim Fotografieren wahrnahm.

© Casper Claasen

© Casper Claasen

Martin fragte mich, warum ich die Fotos mache, die ich mache. Diese Frage zu beantworten, fällt mir schwer, da ich mich selbst nicht vollständig begreife und verstehe. Es ist einfach da. Vielleicht ist es auch eine sehr kindliche Sache: Schau, was ich gefunden habe!

Diane Arbus sagte:

Ich glaube wirklich, dass es Dinge gibt, die niemand sähe, wenn ich sie nicht fotografieren würde.

Es sind flüchtige Verbindungen, versteckte Bedeutungen, verhüllte Geschichten, die einfach verschwinden würden. Was für mich ein ziehmlicher Verlust wäre. Es muss irgendwie gezeigt werden. Selbst, wenn ich nicht weiß, was es bedeutet.

Aus dem Englischen übersetzt von Martin Gommel.

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