10. Juni 2013 Lesezeit: ~3 Minuten

Bildvorstellung: Sunshine

Ich wohne nicht gerade in der fotogensten Ecke Deutschlands. Doch jedes Jahr im Juli ändert sich das. Wenn in Franken die Sonnenblumenfelder zu blühen beginnen, beginnt für mich jedes Jahr aufs Neue eine ein- bis zweiwöchige Jagd nach dem perfekten Sonnenblumenfoto.

Perfektion liegt hier natürlich im Auge des Betrachters. Für mich heißt das: Ein weites Feld voller blühender Sonnenblumen, dahinter ein dramatischer Sonnenuntergang und Windstille, damit ich die Blumen scharf einfangen kann. Die letzten drei Jahre habe ich gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, alle Elemente für so ein Foto am gleichen Abend vorzufinden.

Der erste Schritt ist für mich immer, ein Feld mit interessanter Lage und unverbautem Horizont zu suchen. Wenn die Blumen dann richtig blühen, habe ich etwa eine Woche Zeit, in der ich jeden Abend zu diesem Feld fahre. Solange, bis mir ein spektakulärer Sonnenuntergang vergönnt ist.

Vor drei Jahren klappte das beim vierten Versuch, vor zwei Jahren nach sechs Tagen. Letztes Jahr jedoch blieb der Erfolg zunächst aus. Zwei Mal glühte der Himmel, doch starker Wind machte jeden Versuch zunichte, die Blumen scharf abzubilden. An den anderen Tagen vermisste ich das magische Licht.

Für Ende Juli hatten wir dann unsere Reise nach Nordirland geplant und es schien, als würde ich in diesem Jahr kein besonderes Sonnenblumenfoto präsentieren können. Die Vorfreude auf die bevorstehende Reise ließ mich das aber verschmerzen.

An einem Samstag sollte unser Flug nach Dublin gehen. Ich erspare Euch die Details, aber wegen einer Verspätung in Nürnberg war es uns unmöglich, den Anschluss in Frankfurt zu erreichen. Wir mussten auf den nächsten Tag umbuchen. Ich war wirklich sauer, denn am Abend wollte ich eigentlich schon am Giant’s Causeway stehen.

Aber Glück im Unglück: Stattdessen fuhr ich wieder zu meinem Sonnenblumenfeld und endlich kooperierte auch das Wetter. Ich hatte beste Fotobedingungen. Die Schwierigkeit lag nur noch darin, einen geeigneten Ausschnit zu finden. Wer schon einmal ein Sonnenblumenfeld fotografiert hat, weiß, dass es dabei nicht einfach ist, ein aufgeräumtes Foto zu komponieren. Auf den ersten Blick ist das ein riesen Durcheinander an Blumen unterschiedlicher Größe.

Aber ich hatte genug Zeit mitgebracht und nach 15 Minuten auch meine Einstellung gefunden. Ich wartete, bis die Sonne den Himmel zum Glühen brachte und musste dann das Bildmaterial nur noch ernten.

© Michael Breitung

Bezüglich des genauen Vorgehens möchte ich auf meinen Artikel In die Sonne Fotografieren verweisen. Die Technick war hier sehr ähnlich. Nur das Focus Stacking mit den vielen Blumen war eine besondere Herausvorderung. Wie in meinem Start2Finish-Tutorial führte ich dieses manuell durch.

Sunshine © Michael Breitung

Blicke ich nun zurück, stellt sich die Frage, ob ich froh bin, dass sich der Flug nach Dublin verzögert hat. Trotz des erfreulichen Ergebnisses muss ich ganz klar mit nein antworten. Wer möchte schon auf einen Urlaubstag in Irland verzichten? Trotzdem ist Sunshine mein wichtigstes Foto aus dem letzten Jahr, weil es mir gezeigt hat, wie schnell sich das Blatt in der Fotografie auch mal zum Positiven wenden kann.

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