03. April 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Symbolische Menschtierwelten

Es ist schwer, den Einstieg in die Bilder des belgischen Künstlers Marcin Owczarek zu finden, selbst wenn man Fotomanipulationen und Collagen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber steht. Es treten auf: Meschen mit Tierköpfen, verschiedene, sich überlagernde Bauwerke, seltsame Figuren. Nicht selten wimmeln Bilder von verschiedenen, einzelnen Elementen.

Marcin hat seine Arbeiten schon in verschiedenen Ländern ausgestellt.

Mit siebzehn Jahren habe ich meine Liebe zur Kunst entdeckt und zum ersten Mal Collagen gemacht. Ich erinnere mich, aus Zeitungen verschiedene Sachen ausgeschnitten zu haben. Seitdem folge ich gewissermaßen dem ‚Pfad der Kunst‘ und suche nach dem besten Medium, um mich auszudrücken. Ich habe einige Zeit nach den Collagen auch mit Malerei und Skulpturen angefangen und nach vielen Experimenten dann zur Fotografie gefunden.

So der aus Polen stammende Marcin, der am College of Photography in Wroclaw diese Form des künstlerischen Ausdrucks schließlich auch studiert und später noch in Kulturanthropologie einen Abschluss gemacht hat. Man merkt seinen Arbeiten an, dass sie stark symbolisch aufgeladen sind. Sehr viele Tierfiguren und Menschen mit verfremdeten Köpfen durchziehen die Bilder, die vor allem in schwarzweiß gehalten sind.

Marcin_Owczarek_THE_GARDEN_OF_URBAN_DELIGHTS_RIGHT_-2010_

Seit 2011 macht Marcin schließlich nur noch digitale Fotografie und fängt an, mit dem Computer zu arbeiten. Die Collagen und Malerei, so betont er, waren aber notwendig, um dorthin zu kommen, wo er momentan arbeitet. Die Bilder sind in vielerlei Hinsicht digitale Collagen, die aus verschiedenen Stücken Fotografie zusammengestellt sind:

„Für meine Bilder brauche ich sehr viele verschiedene Fotos, die alle in einem Bild zusammengemischt werden. Ich reise so viel, wie ich kann, um die Bilder zusammenzubekommen.“

Ein Problem damit, auch Stockfotos zu verwenden, hat der 27-Jährige dabei aber nicht: „Wenn ich mal ein Bild brauche, das ich selbst nicht machen kann, dann habe ich kein ethisches oder moralisches Problem damit, Stockbilder mit einzubauen. Ich nehme Teile davon, ich verzerre sie und packe sie in neue Kontexte – sie sehen völlig anders aus als vorher. Aber lieber arbeite ich schon mit meinen eigenen Bildern.“

Marcin_Owczarek_TANAIS_2010_

Interessant ist bei solchen Fotomanipulationen immer der technische Entstehungsprozess. Marcin besteht darauf, dass sein Herumreisen dafür immer der erste Schritt ist. Dort findet er Inspiration und vor allem viele kleine Details und Bilder, die er später weiterverarbeitet. Die Arbeiten sind so gewissermaßen auch Collagen seiner Reiseeindrücke, auf denen er erste Skizzen und Ideen anfertigt.

Aber: „Die großen Bilder können schon mal Wochen dauern, bis sie fertig sind.“

Marcin_Owczarek_SNAIL_2007_

Dabei entstehen vor allen verschiedene Serien und große Triptycha, die sich durch Farben und Themenwelten unterschieden, aber immer die Handschrift von Marcin Owczarek tragen, der sich gegen Zuordnungen seines Stils wehrt:

„Ich mag keine Labels. Ich respektiere jede einzelne Ausdrucksweise des menschlichen Geistes und es ist mir egal, wie man es nennt. Ich zeige zwar Fotomanipulationen, aber eigentlich denke ich, ich mache Fotografie. Rein technisch wurden meine Bilder mit Licht und Kameras gemacht, also ist es für mich Fotografie. Im Grunde kommt es immer nur darauf an, ob das Bild am Ende bedeutsam ist.“

Marcin_Owczarek_URLO_MIDDLE_PART_2009_

Was genau aber sagen die Bilder jetzt, abseits vom rein ästetischen Wert, Menschen mit Tierköpfen zu zeigen, wie die klassischen Surrealisten? Es wird ein bisschen unscharf: „Es gibt da einen wichtigen Aspekt in meinen Bildern – die symbolische Ebene. Wenn ich etwa Bilder oder Monumente benutze, dann haben diese Elemente eine historische, metaphorische oder symbolische Bedeutung. Ich überlege gut, bevor ich ein neues Bild anfange.“

So bleibt es am Ende dem Betrachter doch selbst überlassen, wie er die Bilder von Marcin Owczarek liest oder welchen Elementen er welche Bedeutung zumisst – oder ob er sie doch nur einfach aufgrund der Freunde an der Betrachtung anguckt. Sehenswert sind sie in jedem Fall.

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