Beauty of Light
28. März 2013 Lesezeit: ~5 Minuten

Rangezoomt

Nicht nur bei mir, auch bei anderen Landschaftsfotografen sind Weitwinkelobjektive sehr beliebt. Weite Landschaften und dynamische Kompositionen mit detailreichem Vordergrund sieht man oft in der Landschaftsfotografie.

Im letzten Jahr habe ich verstärkt versucht, auch mal auf das Weitwinkelobjektiv zu verzichten und mit dem Teleobjektiv auf Motivjagd zu gehen. Und das ist mir nicht leicht gefallen.

Bei der Fotografie mit dem Weitwinkelobjektiv achte ich immer darauf, dass einzelne Elemente im Foto genug Platz haben und möglichst nicht abgeschnitten werden. Durch die weite Perspektive ist das sehr gut möglich. Wenn nicht, dann reicht es oft, den Standpunkt leicht zu verändern, um doch noch eine aufgeräumte Kompsition zu erhalten.

Landsberg
74 mm

Wenn ich mit dem Teleobjektiv fotografiere, habe ich mit einer stark verkürzten Perspektive zu kämpfen. Sehr viele Elemente reihen sich im Sucher nebeneinander. Es ist kaum möglich, Überschneidungen, Verdeckungen oder abgeschnittene Elemente zu vermeiden.

Danach zu streben ist nicht verkehrt, aber es ist auch nötig, auf andere Weise für Ordnung zu sorgen. Beim Foto von Landsberg habe ich beispielsweise versucht, mit leichten Diagonalen zu arbeiten und den Betrachter so durchs Bild zu führen. Ebenso beim folgenden Foto, das ich im Sommer vom Auerberg aufgenommen habe.

Layers of Light
200 mm

Mit dem Weitwinkel ist es leicht, Diagonalen ins Foto zu bekommen. Rangezoomt werden daraus jedoch schnell horizontale Linien. Aber es ist gar nicht nötig, bei Teleaufnahmen starke Diagonalen im Foto zu haben, leicht schräge Linien reichen mir schon, um die Komposition etwas aufzulockern.

Beim Foto von Prag war das nicht einfach. Das Foto wirkt sehr kompakt, die Karlsbrücke leitet fast horizontal ins Bild und das Ganze wirkt fast schon zu statisch. Die wichtigen, hellen Elemente im Foto sind jedoch leicht versetzt angeordnet. Sie liegen nicht auf einer Linie, wodurch der Blick wieder etwas wandern kann.

Golden CityGolden City
117 mm

Im folgenden Foto dominieren die Vertikalen, die ich sehr gern in Teleaufnahmen verwende: Das Foto wirkt aufgeräumter. Die Lampen und die Straße liegen jedoch wieder auf einer Diagonalen und die vorderste Lampe auf der linken Seite fällt komplett aus dem Muster. Dadurch erhält sogar diese starke Teleaufnahme etwas Dynamik.

Prague Lights
172 mm

Hier gleich noch ein Beispiel mit einer einleitenden Diagonalen. Am Anfang fiel es mir schwer, Diagonalen im Telebereich zu finden, aber mit etwas Übung habe ich gelernt, wie ich die Kamera platzieren muss.

Ghosts of Bamberg
105 mm

Ein großer Unterschied zur Weitwinkelfotografie liegt darin, dass ich meinen Standpunkt weit mehr verändern muss, um einen neuen Blickwinkel auf ein Motiv zu finden. Bewege ich die Kamera weniger als einen Meter, tut sich fast nichts. Im Weitwinkelbereich erhalte ich dadurch schon signifikante Änderungen in der Komposition.

Manchmal ist es aber auch einfacher, mit dem Teleobjektiv zu fotografieren. Bei grauem, langweiligem Himmel und monotonem Licht ist ohnehin nicht die Zeit, um weite Landschaften in Szene zu setzten. Da vermeide ich am liebsten ganz, den Himmel im Foto zu haben.

Bei den Dark Hedges sieht man gar nichts mehr vom grauen Himmel, die Bäume scheinen sehr dicht zu stehen. Hätte ich hier mit dem Weitwinkel fotografiert, würde man sehen, dass zwischen den Bäumen oft mehrere Meter Platz ist. An manchen Stellen sind Lücken von fast zehn Metern. Ich hätte überall weiße Stellen im Foto und die Atmosphäre würde verloren gehen.

Dark hedges
200 mm

Ein ähnlicher Fall war der Arbersee. Die Sonne war gerade untergegangen und der glühende Himmel blieb aus. Also suchte ich nach einer Detailansicht, die nicht auf einen spektakulären Sonnenuntergang angewiesen war. In solchen Situationen lohnt es sich immer, ein Teleobjektiv dabei zu haben.

Arbersee
121 mm

Zum Abschluss zeige ich Euch noch ein weiteres Foto von Prag. Blicke ich zurück, erkenne ich nämlich, dass ich mit dem Teleobjektiv in der Stadt viel lieber fotografiert habe als in der Natur. Beim Fotografieren von Landschaften ist bei mir der Weitwinkel- und Normalbereich meistens die erste Wahl. In der Stadt – besonders in Prag – hatte ich zunächst immer das Teleobjektiv auf der Kamera. Die vielen vertikalen Linien reihen sich so schön aneinander und die Straßenzüge bilden interessante Muster.

Roofs
172 mm

Ich bin froh, dass ich endlich angefangen habe, den kompletten Brennweitenbereich, den ich im Rucksack umhertrage, auszunutzen. Es fällt mir immer noch leichter, Fotos mit dem Weitwinkelobjektiv zu komponieren, jedoch lohnt es sich, auch mal ranzuzoomen.

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