21. März 2013 Lesezeit: ~4 Minuten

Dancing with Shadows

Meine Serie „Dancing with Shadows“ ist der Versuch einer Revolte gegen mich selbst, gegen festgefahrene Stilmittel, die ich bisher benutzte und die mich austauschbar machten. Anderseits ist es der Versuch, meine Obsession zur Fotografie auszudrücken.

Als ich anfing zu fotografieren, war ich von den Einflüssen der Fotocommunities abgeschottet. Ich machte mein Ding, fotografierte konzeptionell. Je mehr ich jedoch in die Materie eintauchte und auch Flickr für mich entdeckte, bemerkte ich, dass meine Werke immer austauschbarer wurden.

Das machte mich unzufrieden. Ich habe mich schon länger bewusst dazu entschieden, gegen diese Anzeichen zu arbeiten, wollte das jetzt aber endlich auch umsetzen.

 Nun stellte sich mir die Frage: Wie schaffe ich es, meine Wurzeln weiterzuverfolgen 
und beizubehalten, gleichzeitig jedoch etwas Neues auszuprobieren, das mich künstlerisch trotzdem noch immer befriedigt? 


Um mich nun künstlerisch „neu zu erfinden“, machte ich eine Liste mit Dingen, die der Großteil meiner Arbeiten gemeinsam hatte: Quadratisches Format, oftmals überbearbeitet und falls Nacktheit vorkommt, immer schön bedeckt, sodass man ja nichts sieht.

Aus diesen Gründen entschied ich mich dazu, die Serie im Portraitformat aufzunehmen, sie in simplem Schwarz und Weiß umzusetzen und Nacktheit bewusst als Stilmittel einzusetzen. Jetzt musste ich die Serie also nurmehr umsetzen. Dabei fühlte ich mich, ich kann es nicht anders beschreiben, einfach frei.

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Ich ließ meine alten Arbeiten hinter mir und vertiefte mich voll und ganz in das Fotografieren. So kann ich jetzt auch überhaupt nicht sagen, wie lange es gedauert hat, bis sie fertig war, da ich komplett das Zeitgefühl verlor.

Ich empfand es als befreiend, einmal nicht eine lange Zeit vor dem Computer zu verbringen, um die Bilder zu vervollständigen, das Bearbeiten dauerte höchstens 15 Minuten. Als ich die Serie, die aus 5 Teilen besteht, fertig vor mir sah, fühlte ich etwas, was ich schon längere Zeit nicht mehr von meinen Arbeiten kannte: Zufriedenheit.


In meiner Serie sieht man einen nackten Tänzer. Er tanzt mit einem schwarzen Tuch, das ihn von Bild zu Bild mehr vereinnahmt, bis im letzten Bild nur noch ein schwarzer „Wasserfall“ zu sehen ist.

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Das kann man nun wortwörtlich interpretieren oder aber als Metapher sehen: Ich denke, jeder Mensch hat etwas, das er liebt – sei es Sport oder eben wie bei mir die Fotografie. Steigert man sich jedoch zu sehr in diese Tätigkeit hinein, besteht die Gefahr, dass man die Lust daran verliert und schnell steht man da und bemerkt, dass es einen eigentlich mehr unglücklich als glücklich macht.





Ich will jedoch meine Interpretation nicht als die endgültige darstellen – genau das ist meiner Meinung nach das Schöne an der Kunst: Jeder nimmt sie anders wahr und interpretiert sie verschieden. 
Obwohl ich mich dazu entschied, mit Nacktheit zu arbeiten, musste ich mich trotzdem im Nachhinein fragen, ob ich die Serie nun wirklich veröffentlichen würde oder ob sie vielleicht privat besser aufgehoben wäre.

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Ich ließ mir viel Zeit, um diese Entscheidung zu treffen und wollte keinesfalls die Veröffentlichung überstürzen. Im Endeffekt sprach nichts dagegen, Nacktheit ist vor allem in unserem Zeitalter allgegenwärtig und kein Tabuthema mehr. Es ist jedoch etwas komplett anderes, ob man sich nun selbst nackt präsentiert – wie würden Freunde und Familie reagieren, wenn sie die Bilder zu Gesicht bekommen?

Von diesen Gedanken wollte ich mich auf keinen Fall einschränken lassen, ich will mich weiterentwickeln und dafür muss man meiner Meinung nach auch (persönliche) Grenzen überwinden und einfach auf die innere Stimme hören.

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