01. März 2013 Lesezeit: ~3 Minuten

Wie die letzten Glühbirnen starben

Als ich zum ersten Mal Highspeed-Aufnahmen im Internet gesehen hatte, war ich wirklich schwer beeindruckt, doch wegen der technischen Aspekte habe ich zunächst die Finger davon gelassen.

In den Sommerferien 2012, als ich genug Zeit zum Tüfteln hatte, wagte ich mich jedoch an das Thema heran und entwarf Pläne. Aus der rein materiellen Sicht bedurfte es dann eigentlich nicht vieler Hilfsmittel: Ein dunkler Raum, ein Luftgewehr, ein Blitz, Objekte zum Zerstören und natürlich eine Kamera.

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Am Anfang schoss ich mit einer Fahrradpumpe Bleikugeln auf alte Glühbirnen. Ein Auslöser, der auf die Kugel reagieren sollte, war mit dem Blitz verbunden, um im richtigen Moment auszulösen und so den Moment einzufrieren. Doch nach ein paar Fehlversuchen und Umstellungen merkte ich, dass mit diesem Aufbau keine brauchbaren Bilder entstehen konnten.

Also sah ich mich nach einem Luftgewehr um, das präziser und stärker war als der Schießapparat mit der Fahrradpumpe. Gleichzeitig machte ich mir Gedanken über den Blitzauslöser. Meine erste Variante hatte überhaupt nicht funktioniert, es musste also etwas Neues her.

Mehrere Tage zerbrach ich mir den Kopf über den perfekten Auslöser, doch die zündende Idee blieb aus. Ich war kurz davor, das Projekt abzubrechen und mir einzugestehen, dass es ohne Lichtschranke nicht funktionieren würde.

In meiner Verzweiflung suchte ich in der Werkstatt nach Einzelteilen, die mir zum perfekten Bild verhelfen konnten. Mit einem Holzklotz, zwei Gummistreifen und Alufolie bastelte ich mir einen Auslöser. Die Konstruktion setzte ich unmittelbar vor die Mündungsöffnung des Luftgewehrs und schloss sie mit dem Blitz zusammen. Die ersten Testschüsse lösten Blitzlicht aus und meine Zuversicht wuchs. Ich tüftelte noch ein bisschen und bald saß beinahe jeder Schuss.

Nun war alles bereit für die erste Glühbirne. Ich platzierte sie und stellte die Kamera ein. Meine Spannung wuchs, ich war wirklich aufgeregt. Klappte es oder würde es wieder scheitern? Ich drückte den Abzug, es blitzte und krachte und dann war es wieder ruhig. Ein Blick auf das Kameradisplay löste riesige Freude aus – ich hatte es geschafft!

Mein Vetter, gelernter Elektriker, baute mir noch einen Dimmer. Ich plünderte die Restvorräte funktionierender Glühbirnen und schoss nun auf brennende, aber in der Helligkeit reduzierte Birnen. Auf dem Foto ist so noch der brennende Wolframfaden zu sehen, während die ihn schützende Glashülle zerbirst.

Ich zerschoss während der nächsten Wochen noch einige Glühbirnen. Auch andere Objekte wie Basler Läckerli, Eier und Brot wurden nicht verschont.

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Allen Schweizern sei Matthias‘ Ausstellung ans Herz gelegt. Sie ist noch bis zum 30. April 2013 in der Luzerner Höhenklinik Montana in 3963 Crans-Montana/VS zu sehen. Hier könnt Ihr neben seinen Highspeedaufnahmen auch seine Landschaftsbilder und Makros entdecken.