01. Februar 2013 Lesezeit: ~3 Minuten

Röntgenfotografie

Wahrscheinlich bekommt jeder irgendwann im Leben ein ganz spezielles Foto von sich. Eines, das sichtbar macht, was man so nicht sehen kann: Ein Röntgenbild. Diese Strahlen sind nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern finden auch in der Kunst Verwendung.

Aber fangen wir beim Anfang an, ein Blick in die Geschichte: Im Januar 1896 präsentierte Wilhelm Conrad Röntgen die Entdeckung dieser Strahlen. Er durchleutete die Hand von Albert von Kölliker und hielt mit Hilfe von Fotoplatten das Schattenbild für die Ewigkeit fest. Die Entdeckung war eine Sensation und wurde zu einem Meilenstein in der Medizin.


Albert von Köllikers Hand; 23. Januar 1896

Auch die wissenschaftlichen Aufnahmen der beiden Österreicher Josef Maria Eder und Eduard Valenta faszinieren noch heute. Sie zeigen verschiedene Fische, Schlangen und Amphibien unter Röntgenstrahlen. Diese Bilder entstanden ebenfalls schon im Jahr 1896.

Bereits im März desselben Jahres entdeckte man erste Strahlenschäden wie lokalen Haarausfall und Hautrötungen. Der Begeisterung tat dies jedoch kaum einen Abbruch. 1904 wurde das erste Buch zum Strahlenschutz veröffentlicht, fand jedoch damals kaum Beachtung.

Man entdeckte viel eher den künstlerischen Reiz dieser surreal wirkenden Bilder. Während die Wissenschaft neue Erkenntnisse aus den Röntgenfotografien zog, begannen zunehmend auch Künstler und Fotografen, sich mit dem neuen Medium auseinander zu setzen.


Foto: Josef Maria Eder und Eduard Valenta (1896)

Einer der bekanntesten unter ihn nist wahrscheinlich der Bauhaus-Maler und -Fotograf László Moholy-Nagy, der sich 1940 ausgiebig mit dieser Technik beschäftigte. Aber auch heute noch gibt es Menschen, auf die Röntgenstrahlen eine Faszination ausüben und die mit ihnen experimentieren.

Diese Experimente werden immer aufwändiger und größer. Nick Veasey röntgte zum Beispiel 2003 eine Boeing 777 vollständig. Aber auch Unterwäsche und Bagger samt Fahrer sind vor ihm nicht sicher. In seinem Buch „X-Ray. Die Schönheit des Verborgenen“* zeigt er eine Auswahl seiner Bilder.

Nick Veasey
Foto: Nick Veasey (2003)

Auf Flickr wurde ich auf Surfactant und seine Bilder aufmerksam. Er arbeitet seit 18 Jahren als medizinisch-technischer Radiologieassistent und hatte die Möglichkeit, für seine Fotos Röntgengeräte zu verwenden, die nicht länger für die menschliche Diagnostik genutzt werden konnten.

Ich kann mir mittlerweile vorstellen, welche radiologischen Schatten Menschen, Tiere und unbelebte Objekte werfen werden. Ich finde diesen Teil besonders interessant. Ich glaube, es ist wie bei einem Fotografen, der alles um sich herum genau studieren muss, um sich dann zu überlegen, wie das Licht am besten auf sein Motiv fallen wird.


Foto: Surfactant

Auch latitegeraldine entdeckte ich bei meiner Suche auf Flickr. Die 28-jährige Französin arbeitet ebenfalls als technische Assistentin in einem Krankenhaus.

Ich mag die Idee, ins Innere der Dinge sehen zu können. Ich verwende besonders gern Objekte mit verschiedenen Dichten und Dicken, das macht viel Spaß. Objekte, die ich röntge, zeigen meistens das, was ich im Leben gern habe.


Foto: latitegeraldine

Beim Betrachten der Bilder entsteht bei mir der Wunsch, selbst Objekte zu durchleuchten. Wie sieht wohl meine Kamera im Inneren aus? Oder das Kaleidoskop, das hier auf meinem Schreibtisch steht? Es ist schon schade, dass Röntgenstrahlen gefährlich sind und dadurch nicht mehr Menschen die Möglichkeit haben, ihre Neugierde auf diese Weise auszuleben.

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