22. Januar 2013 Lesezeit: ~5 Minuten

Virtuell unter die Erde

Mit meinem Wechsel von der Film- zur Digitalfotografie im Jahr 2009 und den neuen Möglichkeiten, die sich daraus ergaben, entwickelte ich eine Leidenschaft für besonders großformatige Bilder: Panoramen mit mehreren Hundert Megapixeln bis hin zu vollständigen Kugelpanoramen.

Im Sommer des vergangenen Jahres traf diese Technik auf meine Höhlenbegeisterung. Bereits seit einigen Jahren erkunde ich Höhlen in Baden-Württemberg sowie im französischen Jura. Und natürlich fotografiere ich auch unter der Erde.

An einem schönen Tag nach einer erfolgreichen Höhlentour entstand bei einem kühlen Weizen die Idee, einen virtuellen Höhlenrundgang zu erstellen. Gesagt, getan. Inzwischen sind die ersten 200 Meter der Falkensteiner Höhle bei Bad Urach und der Gouffre de Rappant in Frankreich abgelichtet.

Rappant

Equipment

Ich verwende zwei verschiedene Kameras: In nassen Höhlen eine Canon PowerShot A620 in einem Unterwassergehäuse, in trockenen benutze ich eine Pentax K7 mit einem Sigma 17-70mm f/2.8 – 4.0 Objektiv. Dieses ist perfekt für einen solchen Einsatz geeignet. Der Brennweitenumfang deckt alles ab, was man braucht – von Weitwinkel bis Zoom. Zudem besitzt es eine gute Makrofähigkeit. So kann ich auch die winzigen Kristallstrukturen einfangen.

Ein Objektivwechsel kommt in der Höhle nicht in Frage. Die hohe Luftfeuchtigkeit und den feinen Lehmstaub will ich dem Inneren meiner Kamera nicht zumuten.

Um nun Kugelpanoramen zu machen, verwende ich für beide Kameras selbst gebaute Panoramaköpfe – für die Canon ein manuell zu bedienender Kopf mit Rasten für die Bildpositionen und für die Pentax einen vollautomatisch gesteuerten Kopf.

Panokopf

Im Freien ist das Aufnehmen von Panoramen in der Regel mit wenig Arbeit verbunden: Ich suche eine geeignete Stelle und schaue zu, wie sich der Kopf bewegt. In einer Höhle ist das nicht so einfach. Die geeignete Stelle zu finden, ist häufig schwieriger, manchmal kann ich mich gar nicht entscheiden oder das Stativ lässt sich nur schlecht an der perfekten Stelle aufstellen.

Aufbau

Als nächstes muss ich die Lampen positionieren und zwar am besten so, dass alles kontrastreich beleuchtet ist und die Lampe nicht direkt im Blickfeld der Kamera ist. Die Beleuchtung übernimmt eine Scurion und ein LED-Videolicht.

Bei den Fotos in der Falkensteiner Höhle hatte ich den LED-Scheinwerfer noch nicht, weshalb die Scurion während der Aufnahme des Panoramas bewegt werden musste. Das hatte zur Folge, dass die Bearbeitung der Bilder deutlich aufwändiger wurde und man im Panorama Kanten sieht, an denen sich die Beleuchtung ändert.

Unter die Erde

Bevor das Equipment zum Einsatz kommt, muss ich aber erst einmal rein in die Höhle. Gut, in eine Höhle zu gehen ist für mich ein routinierter Gang, allerdings normalerweise ohne eine zusätzliche, sechs Kilogramm schwere Fotoausrüstung, die manchmal auch noch durch Engstellen gebracht werden muss.

Ein weiteres Problem ist die Temperatur, denn viel Zeit verbringe ich mit Warten und dabei kühlt man langsam aus. In der Falkensteiner Höhle betrug die reine Fotografiezeit zirka zwei Stunden – danach war leider der Akku der Scurion leer.

unter der Erde

Bearbeitung

Nach einer erfolgreichen Fototour beginnt am PC die Bearbeitung in mehreren Schritten. Zuerst korrigiere ich die Raw-Fotos in Lightroom 4 und exportiere sie als 16bit-TIFFs. Diese setze ich anschließend mit Panoramastudio 2 Pro zusammen und speichere sie als PSD.

Dieses Bild bearbeite ich dann in Photoshop: Belichtung und Kontrast werden angepasst, die Farben korrigiert (die beiden Lampen haben etwas unterschiedliche Farbtemperaturen) und das HöhlenAG-Logo wird unten ins Bild eingefügt. Mit diesem Logo wird der weiße Fleck am Boden bedeckt, der durch den Totwinkel des Panoramakopfes entsteht.

Das fertig bearbeitete Bild wird wieder mit Panoramastudio geöffnet. Dort versehe ich es mit Hotspots, die es später ermöglichen, in das nachfolgende Panorama zu wechseln oder ein einzelnes Foto, das an dieser Stelle aufgenommen wurde, zu betrachten.

Danach exportiere ich es als interaktives Bild zur Betrachtung im Browser in zwei Auflösungen. Einmal in voller Auflösung – bei mit der Pentax erstellten Panoramen sind das 470 MP (24mm Brennweite) – und einmal in 36% der Auflösung (60 MP) für die Betrachtung im Web.

Die meiste Zeit verbringe ich dabei mit Warten, denn diese hohe Auflösung lastet meinen Rechner mit 4×3 GHz und 12 GB RAM stark aus. Allein schon das Speichern einer 5 GB großen Photoshop-Datei braucht seine Zeit.

Die richtige Betrachtung erfolgt über einen Flash-Viewer, sodass man im Panorama herumzoomen und sich über Hotspots von einem Panorama in weitere bewegen kann. Alle meine Höhlenpanoramen sind unter HoehlenAG zu finden.

Ich hoffe, Ihr habt Freude beim Betrachten. Ihr findet dort auch noch „normale“ Bilder, die ich unter der Erde schieße. Weitere Panoramen sind übrigens schon in Planung.

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