11. Januar 2013 Lesezeit: ~20 Minuten

kwerfeldein diskutiert: Wie man (k)ein guter Fotograf wird

Liebe Leser, nachdem wir nun unsere erste Diskussion erfolgreich – ich würde schon fast sagen: – überstanden haben, wollen wir gleich ansetzen und die nächste nachschieben. Heute befassen wir uns mit den Mitteln und Wegen, um ein guter Fotograf zu werden – oder auch nicht. Darüber zerbrechen sich wohl seit Existenz der Fotografie Fotografen den Kopf. Und so auch wir.

Martin:
Na, dann wollen wir mal. Es gibt tonnenweise Bücher von und mit Fotografen, die ihre Theorien und Ansichten darüber präsentieren, was eine gute Entwicklung an der Kamera unterstützt. Was findet Ihr dahingehend essentiell?

Sebastian:
Es gibt ja nicht nur die ganzen Bücher. Sondern auch Tonnen von Foren, Webseiten, Blogs und so weiter und so fort, die alle dasselbe Ziel ausgeben: Wir erklären Dir, wie Du ein besserer Fotograf wirst. Ich würde das in drei Ebenen trennen. Einmal die technische Seite in der Theorie, die kann man sicherlich irgendwie aus Texten lernen. Aber eben nur theoretisch.

Dann die technische Seite in der Praxis, die kann man nur lernen, indem man so viel fotografiert wie möglich und zwar nicht nur irgendwelche Testbilder. Und das dritte, was ich eigentlich noch viel wichtiger finde, ist Bildaufbau, Komposition, Motivfindung. Das lernt man nicht aus Büchern, denke ich. Sondern, indem man sich einfach sehr viele Fotografien genau anguckt.

Aileen:
Punkt vier würde ich ergänzen bzw. aus Deinem Punkt drei noch erweitern: Das ist die Findung von Ideen und Konzepten für Fotos. Man muss meiner Meinung nach auch das lernen bzw. sein Gehirn, seine Wahrnehmung, seine unterbewusste Inspirationsmaschine auf die Fotografie einstellen. Das greift sicherlich in das technische und kompositorische Lernen hinein, weil man dann Erfahrungswerte hat, was als Foto gut aussehen wird und was nicht.

Aber noch grundsätzlicher ist das Finden einer Idee an sich, die mit Fotos (gut) umsetz- und transportierbar ist oder nicht. An den Grenzen gibt es dann Übergänge zu Fotomanipulation, Collagen, Mixed Media, Illustration, Malerei, Video, Text und so weiter.

An dem Punkt wird es aber genau genommen auch speziell, denn nicht für jedes Genre der Fotografie braucht man ausgefallene Ideen. Einige haben an dieser Stelle andere besondere Anforderungen wie die Recherche über besondere Orte und Wetterverhältnisse oder Erkundung von Lebensräumen und Gewohnheiten von Pflanzen und Tieren, um nur einige zu nennen.

Andererseits stellt sich dabei die grundlegende Frage: Wenn ich ein guter Fotograf werden will – welches Ziel habe ich? Star-, Berufs-, Hobby- oder künstlerischer Fotograf? Nur für mich, auch für andere oder möchte ich damit Geld verdienen? Je nachdem entstehen andere Schwerpunkte.

Martin:
Dazu kommt auch noch, dass Fremd- und Eigenwahrnehmung selten übereinstimmen, sondern weitklaffend auseinanderliegen. Fotografen großartiger Portfolios finden sich so lala und so mancher Einsteiger sieht sich schon neben Karl Lagerfeld in „Wetten dass…“. Ach ja, ganz oft werden manche Fotografen wie die liebe Vivian Maier erst lange nach ihrem Tod bekannt. Und das ist nur eines von vielen Beispielen.

~

Wir für uns könnten „guter Fotograf“ ja so definieren: Maximum der eigenen Leistungsfähigkeit. Nun stellt sich die Frage: Wie komme ich da hin? Eins haben wir ja schon festgehalten, nämlich die Praxis hinter der Kamera. Ausnahme: Menschen, die sich selbst portraitieren, die sind nämlich auch davor. Doch es gibt noch viele andere Punkte, die hinzukommen, wie die folgende Frage, die generell im Unterbewusstsein viele Einsteiger eher Steine in den Weg wirft, als dass sie behilflich ist:

Denkt Ihr, dass Talent in diesem Kontext eine (große oder kleine) Rolle spielt?

Sebastian:
Ich glaube generell nicht so sonderlich an dieses ominöse Konzept Talent – auch wenn ich bei Fotografen, Musikern oder Künstlern, die ich bewundere, immer mal wieder dieser Idee vom Originalgenie, dem alles in die Wiege gelegt wurde, verfalle und mir vorstelle, wie genial derjenige sein Zeug einfach leichthändig umsetzt. In der Realität ist es wohl endloses Training und Training und Wiederholung.

Anders gesagt: Wenn ein Fotograf einer breiteren Öffentlichkeit das erste Mal auffällt, dann hat der meistens schon X Jahre Lern- und Übungszeit auf dem Buckel, in der er sicherlich auch viel Mist gebaut hat, das darf man nie vergessen, wenn man dann wieder über so ein Portfolio stolpert, bei dem man ein Bild besser als das andere findet.

So etwas wie absolute Naturtalente gibt es wohl in keinem Bereich, Säuglinge kommen ja nicht auf die Welt und fangen direkt instinktiv das Fotografieren an. Was ich aber schon glaube, ist, dass man in die falsche Richtung üben kann. Wer nur die Technik übt, aber nicht den Rest, der wird wohl eher kein guter Fotograf.

Marit:
Ich möchte den „guten Fotografen“ nicht nur so definieren wie Martin es beschreibt, sondern auch: Maximum der eigenen Leidensfähigkeit. Denn die gehört für mich dazu. Ich sehe das eher aus der emotionalen Ecke. Technik ist dann eher zweitrangig, man muss sie lediglich beherrschen. Eine Fotografie muss ja fesseln, den Betrachter anhalten, etwas zu fühlen.

Somit muss ein guter Fotograf auch mit Talent gesegnet sein. Talent definiere ich aber nicht damit, von Geburt an mit einer bestimmten Gabe ausgestattet zu sein, sondern eher über die Jahre dazuzulernen, in welcher Sparte auch immer. Im fotografischen Sinne setze ich da emotionale Intelligenz mit voraus, Situationen also richtig einzuschätzen, im richtigen Moment abzudrücken.

Oder auch Kommunikation mit Menschen, wenn es sich um Portraitfotografen handelt. Ich denke da vor allem gerade an Sally Mann. Der Fotograf ist mehr als die Summe seiner Teile, um mal mit Phrasen um mich zu werfen.

Aileen:
Ich denke, Talent spielt eine enorme Rolle. Ich habe sowohl schon Bilder gesehen, die gefesselt haben, obwohl die Technik nicht beherrscht wurde oder die Bildidee ganz einfach die technischen Möglichkeiten der verwendeten Kamera gesprengt hat und Fotografen, die unfassbar schnell unfassbar geniale Bilder gemacht haben.

Allerdings auch Bilder von Menschen, die schreiben, dass sie z.B. seit zehn Jahren intensiv fotografieren, die Ergebnisse sahen aber eher aus wie erste Versuche. Gut möglich, dass letztere solche sind, die Sebastian damit meint, dass man in die falsche Richtung üben kann, aber ich habe das bisher immer fehlendem Talent zugeschrieben.

Man kann auch hier mal andere Disziplinen als Vergleich betrachten: Kann man es lernen oder üben, gute Romane zu schreiben, Bilder zu malen oder Comics zu zeichnen? Auch da kann man die beschriebenen Phänomene finden und sich überlegen, ob man es Talent, Üben oder Lernen zuschreiben würde.

Martin:
Würdest Du, Aileen, dann sagen, dass Talent allein ausreicht und die Ausführung nur der Herstellung der Fotografie dient?

Aileen:
An der Frage selbst erkennt man ja eigentlich schon, dass Talent allein nicht (immer) ausreicht, denn erst durch die Herstellung der Fotografie kann man das Bild aus dem eigenen Kopf der Welt zugänglich machen. Es mag auch Menschen geben, die sogar das Talent für die Technik haben und sie spielend bedienen, aber ich schätze, dass die meisten nur das Talent für Ideen oder das Talent zum Lernen haben.

Marit:
Was ich noch interessant finde ist, inwieweit das äußere Umfeld mit dem Ausbilden von Fähigkeiten zu tun hat. Oder ganz anders gefragt: Was nimmt unsere Gesellschaft als Talent wahr und fördert diese? Ich sehe oft viele Bilder, da sage ich mir, der oder die könnte diese Bilder ebenfalls präsentieren, würde aber niemals in einer Ausstellung hängen. Ist das Prädikat „Talent“ also eher eine Feststellung von außen als von einem selbst?

Sebastian:
Aileen, kennst Du diese These von dem Psychologen Dr. K. Anders Ericsson, dass man so ungefähr 10.000 Stunden Übung braucht, um auf einem Gebiet wirklich gut zu werden? Ich finde das ziemlich einleuchtend und wenn ich es so denke, dann fällt der Punkt „Talent“ für mich eher raus. Talent ist dann vielleicht eher die Fertigkeit auf anderen Gebieten, die auch dazugehören, Vorstellungskraft zum Beispiel.

Oder Talent ist die Vorliebe, sich mit einer Sache auseinander zu setzen, so dass man auch wirklich mit Leidenschaft übt. Aber dieses von irgendwoher zum Himmel hereingefallene Talent mag ich bezweifeln. Wenn, dann kommt es meiner Meinung nach, wie Marit auch sagt, auf das Umfeld und die entsprechende Förderung an. Wenn Eltern oder Freunde fotografieren, dann entwickle ich möglicherweise eher ein Interesse daran.

Aileen:
Ich meine, von der These schon einmal gehört zu haben. Damit müsste ich mich jetzt tiefergehender beschäftigen. Vielleicht würde es meine bisherige Einschätzung zum Thema Talent ändern – diese ist ja auch nur eine persönliche Theorie ohne Rückhalt durch eine wissenschaftliche Untersuchung.

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Martin:
Schön, dass hier auch eigene Standpunkte überdacht werden. Gibt es für Euch denn Fotografen, von denen Ihr sagen würdet: „Der hat es geschafft und ist mir ein Vorbild“?

Marit:
Einen Namen habe ich ja schon genannt – Sally Mann. Mit ihrer Arbeit über ihre Familie hat sie es geschafft, sichtbar zu werden, indem sie eine alte Technik verwendet, um die Dichte von Nähe und Vertrauen zu verbildlichen. In einer Gesellschaft, in der es um Zeitersparnis geht und familiäre Kälte leider zum Dasein gehört, war das für mich ein fotografischer Urknall.

Aileen:
In meinem Sichtfeld sind unglaublich viele Vorbilder, ich könnte mich da nicht auf einen oder auch nur wenige Namen festlegen. Auf verschiedenen Plattformen folge ich einer fast unüberschaubaren Anzahl von Fotografen und Künstlern, die meisten von ihnen haben es in meinen Augen geschafft, einen sehr eigenen Stil zu entwickeln, der mich auf die eine oder andere Art fesselt. Immer wieder schade zu sehen ist leider, dass natürlich nur wenige davon es „geschafft“ haben im Sinne eines größeren Durchbruchs.

Martin:
Immer wieder spannend ist für mich auch die Frage des Systems oder Umfeldes, in das die Person hineingeboren wird. Ein Mensch, dessen Vorfahren künstlerischen Interessen folgten, wird viel früher mit diversen Elementen aufwachsen, als andere. Nicht selten wachsen aus Musikerfamilien auch Musiker heran, die einen Durchbruch schaffen. Dazu kommt natürlich auch die Zeit, in der jemand lebt. All das mitzubedenken finde ich signifikant, auch wenn klar ist, dass bisher kein Meister vom Himmel gefallen ist.

Mir wurde erst Jahre nach seinem Tod bekannt, dass mein Vater früher leidenschaftlich fotografiert hat und ich fand Kinderaufnahmen von mir, die mich ins Staunen gebracht haben. Weiter war er in jungen Jahren bis ins Alter Organist, Pianist und hatte eine große Liebe zur Klassik.

Sind Eure Eltern oder Großeltern künstlerisch unterwegs? Könnt Ihr da einen Zusammenhang sehen?

Sebastian:
Meine Eltern haben früher sehr viel fotografiert und sind beide auch in künstlerischen Berufen unterwegs. Mein Vater macht sehr viele handwerkliche Sachen, meine Mutter schreibt beruflich und privat.

Das spricht wohl ein bisschen gegen die vorherige Ansicht, dass es kein Talent gibt, allerdings erkläre ich mir das damit, dass ich halt von früh an irgendwie mit Dingen wie Schreiben und photographieren zu tun hatte. Man wächst da natürlich viel leichter rein, wenn die Tätigkeit schon im eigenen Umfeld etabliert ist, wohl gerade in der Kindheit.

Und irgendwann guckt man sich um, wer sonst so photographiert und findet “Vorbilder” oder eher Bilder, die einen sehr beeindrucken. Was ist spannend finde, ist die Rolle des Internets in dem Zusammenhang. Früher konntest Du Dich eben nur mit Eltern, Freunden vergleichen oder mit Photographen aus Büchern und Zeitschriften, aber die waren irgendwie gefühlt ganz weit weg. Heute ist man auf Plattformen mit sehr, sehr vielen sehr guten Photographen unterwegs. Ist natürlich die Frage, ob das ein Fluch oder Segen ist.

Aileen:
Meine Eltern waren auch beide als Kinder und Jugendliche kreativ, meine Mutter hat gemalt und gezeichnet und mein Vater hat dazu auch noch fotografiert. Die Frage, ob etwas durch Erziehung bzw. Gewöhnung durch Umgang im Alltag oder Vererbung beeinflusst wird, ist eine sehr interessante, ganz allgemeine Frage, die nicht nur in der Kreativität, sondern auch bei so explosiven Themen wie Intelligenz, Gewalt und Geschlecht eine Rolle spielt.

Das führt jetzt eventuell zu weit, aber ich lese gerade ein Buch („Das unbeschriebene Blatt“ von Steven Pinker) dazu, nachdem ich über eine kurze TV-Serie aus Norwegen (hier der erste Teil) gestolpert bin, die die inzwischen weit verbreitete These in Frage stellt, nach der wir alle mit den gleichen Möglichkeiten auf die Welt kommen und vor allem die Erziehung bestimmt, was aus uns wird.

Martin hat ja auch gesagt, dass er von den Fotografien seines Vaters erst spät erfahren hat. Meine Eltern habe ich auch nie selbst bei der kreativen Arbeit erlebt. Jetzt kann man sich auf so etwas zurückziehen wie ein ominöses Mitschwingen von Kreativität im Alltag, aber ein einfacher nachzuvollziehender Mechanismus ist die Vererbung von künstlerischen Tendenzen via der Gene.

Abgesehen davon, dass es einen vielleicht etwas beruhigt, dass man selbst und sein Umfeld weniger Einfluss als gedacht auf die eigene Kreativität haben, ist es für die Praxis als Fotograf aber wohl eher von untergeordneter Wichtigkeit, ob das vorhandene Talent durch Vererbung oder Erziehung entstanden ist. Außer, man wirft deswegen die Flinte ins Korn, weil man denkt, dass dadurch alles bereits vorbestimmt und keine Verbesserung mehr möglich sei – so ist es ja auch nicht.

Martin:
Oder man fällt darauf herein, zu glauben, man selbst hätte das alle ganz alleine geschafft – was ich in so manchem Unterton von denen, die sich gern als Profis profilieren. heraushören kann.

Interessant finde ich in diesem Kontext auch die Frage, ob ein guter Fotograf zwangsweise als ein solcher erkannt werden muss. Es gibt in der Geschichte der Kunst und Musik unzählige Fälle, in denen die Brillanz und das Können eines Kreativen zu Lebzeiten nicht wahrgenommen oder als solche in der Öffentlichkeit diskutiert wurde. Und dann gibt und gab es Menschen, denen die Öffentlichkeitsmeinung völlig egal ist, wie das wohl derzeit bekannteste Beispiel Vivian Maier zeigt.

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Zu guter Letzt haben wir in unserer Diskussion die Frage nach der Technik interessanterweise ausgespart. Zufall? Welche Rolle messt Ihr der technischen Qualität einer Ausrüstung bei?

Marit:
Ganz ehrlich? Keine besonders große. Der Geist hinter eine Sache ist entscheidend. Ob der Genius mit einer Plattenkamera, dem iPhone oder einer digitalen Spiegelreflexkamera unterwegs ist, hängt dann eben von den jeweiligen Vorlieben oder Möglichkeiten ab.

Aileen:
Oder eben dem Zufall, in welcher Situation und Stimmung jemandem etwas in die Hand gefallen ist. Dann bleibt man vielleicht dabei, obwohl man auch mit anderen Mitteln könnte. Völlig egal, solange man damit funktioniert.

Sebastian:
Die Technikfrage finde ich auch nicht wichtig, aber auch nicht ganz irrelevant. Natürlich kann man mit jeder Kamera richtig gute Bilder machen, aber die Technik zu beherrschen, ist schon wichtig, das ist wie mit den Regeln, die man kennen sollte, damit man sie brechen kann. Selbst wenn man nur mit dem iPhone fotografiert, wie Du bei Deinem letzten Projekt, Martin, dann muss man ja wissen, was man damit anstellen kann und was nicht. Das ist ein Lernprozess, der geht wieder über Übung.

Martin:
Welche Mittel und Wege habt Ihr eigentlich genutzt, um Euch fotografisch weiterzubilden? Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich zu Beginn unzählige Bildbearbeitungsvideos verschlungen, Podcasts gehört und Blogs gelesen habe. Außerdem habe ich fotografiert wie blöd (haha). Wie war das bei Euch?

Marit:
Ich war ganz egoistisch und habe mir einen Freund geangelt, der selbst Filme entwickelt hat. Von dem habe ich so gut wie alles gelernt, was ich heute über’s Entwickeln, Belichten und Komponieren weiß. Im Gedächtnis ist mir da vor allem das dunkle Bad und die Entwicklerdose geblieben, vor der ich einen riesigen Respekt hatte. Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen, aber mit der richtigen Hilfestellung und der Möglichkeit, selbst zu hantieren, habe ich sehr viel mitgenommen.

Sebastian:
Bei mir waren das am Anfang ein bisschen meine Eltern, vor allem aber endlos viele Tutorials, Zeitschriften und vor allem auch diese schrecklichen Fotoforen, in die ich heute keinen digitalen Fuß mehr setzen würde. Was technische Sachen angeht, erzählen die Dir alles, was Du über jedes x-beliebige Objektiv wissen kannst.

Auf 300 Seiten Threads mit unzähligen nutzlosen Streitgesprächen dazwischen. Das hilft Dir dann zwar auch nicht weiter, weil Du dann immer noch keine Bilder gemacht hast, aber Du hast wenigstens das Gefühl, etwas gelernt zu haben. Fotografieren wie blöd, wie Martin das sagt, war und ist bei mir auch das Einzige, was wirklich funktioniert hat.

Aileen:
Ich denke, ich habe mich nie aktiv fotografisch weitergebildet. Ich habe einfach Fotos gemacht, Fotos von anderen angeschaut und eigentlich auch immer Fotos überall gezeigt, da bekommt man ja automatisch eine Rückmeldung der Betrachter. Irgendwann habe ich mal ein oder zwei Bücher über Fotografie (also Anleitungen) gekauft, aber die stehen ungelesen im Schrank.

Da hat ein guter Bildband mehr Chancen, angeschaut zu werden. Vielleicht fehlte mir da der Ehrgeiz, die technische Seite sofort vollständig zu beherrschen. Ich wollte eigentlich nur kreativ sein, mich ausdrücken, schöne Bilder machen. Dass ich das am besten machen kann, indem ich es einfach mache, war für mich selbstverständlich.

Martin:
So geht es mir heute auch. Ich kaufe mir zehn Mal lieber einen guten Bildband und denke darüber nach, wie das Bild wohl entstanden ist, anstatt mir zig Erklärungen durchzulesen. Jedoch war ich früher sehr dankbar über Fotografen, die alles bis ins kleinste Detail erklärten, da kam ich mir nicht ganz so doof vor.

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Diese Fotografen waren für mich im wahrsten Sinne des Wortes „Vorbilder“ und ich habe eine lange Zeit versucht, so zu fotografieren, wie sie bzw. ist die Inspirationsdichte anderer Fotografen auch heute noch sehr hoch bei mir. Kennt Ihr das auch oder habt Ihr schon immer frei Schnauze drauflos fotografiert?

Sebastian:
Ich hatte das auch. Unendlich viele Bildbände geguckt, wirklich viel im Netz gesurft und irgendwann wurde mir dann zumindest klar, welcher Stil mich interessiert oder wirklich reizt. Da sind auch einige ganz konkrete Fotografen dabei, die in diese Richtung gehen, deren Arbeiten ich auch heute noch verfolge.

Ich denke, das gehört aber auch dazu, wenn man langsam einen eigenen Stil entwickeln will: Verstehen, was einem gut gefällt, was man gerne machen will (das können ja durchaus auch unterschiedliche Sachen sein) und dann erst einmal langsam lernen, da hinzukommen, auch durch Vorbilder. Aber natürlich nicht irgendwen kopieren, sondern sich davon ausgehend selbst finden.

Aileen:
Bei mir habe ich eher den umgekehrten Effekt beobachtet, dass meine Bilder den Arbeiten von anderen Fotografen stilistisch viel zu ähnlich sind. Da schlägt bei mir immer wieder der Anspruch durch, etwas Eigenes zu machen. Das war schon kurze Zeit, nachdem ich mit dem Fotografieren angefangen hatte so und ist auch jetzt noch so.

Zwischendurch fotografiere ich dann, habe Ideen oder denke auch mal wieder, dass es mir eigentlich egal ist, solange es mir Spaß macht. Aber diese innere Rebellion hat mich immer wieder vorangebracht, auch wenn ich nicht von heute auf morgen vollkommen eigenständige Arbeiten auf die Beine stelle.

Und wie seht Ihr das?

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