09. Oktober 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Erster Monatsbericht vom iPhone-Projekt

Vor gut einem Monat (na gut, ein paar Wochen vorher ging es eigentlich schon los), habe ich damit begonnen, meine große DSLR gegen das iPhone einzutauschen und nur noch mit Letzterem auf der Straße zu fotografieren. Daraus entstand dann das Projekt, dies ein Jahr lang zu verfolgen und mich so richtig in die Thematik einzubohren.

Ich werde versuchen, jeden Monat so etwas wie einen Lagebericht zu publizieren, um regelmäßig meine Erlebnisse zu reflektieren und Euch darüber zu informieren, wie es mir derzeit mit dem Projekt ergeht und was ich dazugelernt habe.

Bevor es losgeht, möchte ganz ehrlich sein: Schon eine Woche nach meiner Erklärung kam der erste Frust. „Mensch Martin, was haste Dir da wieder eingebrockt?“ Denn nach der ersten Euphorie über das neu entdeckte Thema merkte ich schnell, dass das Projekt nicht nur Spaß machen, sondern zuweilen auch ganz schön anstrengend sein wird. Fuck.

Dazu kam noch, dass ich zwischenzeitlich eine junge Familie und eine Hochzeit fotografierte – für diese Jobs habe ich mir schon im Vorhinein freigehalten, die 5D zu benutzen. Das geht auch nicht anders. Jedoch kam ich wieder so richtig auf den Geschmack und plötzlich (warum wohl), war die Spiegelreflexkamera wieder furchtbar attraktiv. Ach wie schön wäre es doch, mit der 5D auf der Straße zu fotografieren!

Dieses Hin-und-her bin ich aber schon von mir gewohnt. Und deshalb war es dreimal sinnvoll, mich hier öffentlich festzulegen, denn so kann ich nicht einfach „wieder abhauen“. Und das ist gut. Nach einer Weile legte sich meine 5D-Affinität und ich fotografiere wieder sehr gern mit dem iPhone. „’S isch wie’s isch“, sagt der Badner.

Das Fotografieren selbst habe ich mir auf alle zwei bis drei Tage gelegt und dann mache ich im Schnitt 200 bis 300 Aufnahmen. Wobei ich pro Motiv meist zwischen zwei und fünf Mal auslöse, um mir hinterher die Rosinen rauspicken zu können. Außerdem habe ich dann genügend Fotos, um jeden Tag mindestes eines zu veröffentlichen.

Interessant ist auch, dass ich als iPhone-Fotograf von niemandem tatsächlich ernstgenommen werde. Es interessiert eigentlich niemanden, was ich da mache und selbst die, die bemerken, dass sie gerade fotografiert wurden, belächeln mich. Denn, so wirkt es zumindest, das ist ja nur so ein „Knipser“. Sehr gut.

Beim Fotografieren selbst lasse ich mir alle Zeit der Welt und schlendere aufmerksam durch die Straßen. Mich zieht es immer dorthin, wo sich die meisten Menschen tummeln, also am Hauptbahnhof oder mitten in der Stadt.

Ich fotografiere übrigens anders herum. Soll heißen: Ich suche nicht nach Motiven, sondern lasse sie auf mich zukommen. Das mag für viele Leute nach keinem großen Unterschied klingen, ist es aber. Denn suchen ist anstrengender als achtsames Warten. Meist fühle ich mich nach einer Runde Fotografieren energiegeladen und entspannter als vorher. Für den Langzeiterfolg und die Ausdauer ein signifikanter Umstand – und ich weiß aus erster Hand, was ein Burnout ist.

Zur technischen Seite gibt es nicht viel zu sagen. Was ich mir jedoch zur Aufgabe gemacht habe, ist, mich auch zu später Stunde, wenn das iPhone automatisch länger belichtet, im Mitziehen zu üben. Das macht nicht nur Spaß, sondern bringt streckenweise auch ganz ansehnliche Ergebnisse. Wobei hier der Ausschuss um das Zehnfache steigt.

Desweiteren liebe ich es, das iPhone jederzeit zücken und eine Aufnahmen machen zu können. Wie beispielsweise hier in der Bibliothek.

Wie sich jeder vorgestellen kann, habe ich nicht selten ein Akkuproblem, da ich auf der Straße das iPhone immer in Betrieb habe. So kaufte ich mir ein Powercase von Raikko*, das zwar superleicht und -dünn ist, jedoch gefühlt nur eine halbe Ladung hergibt und irgendwann gar nicht mehr lud. So griff ich zurück auf meinen guten, alten USB-Ersatzakku*, der zwar nicht direkt am iPhone anzubringen ist, aber eine wahre Wundertüte in Sachen mobiler Strom ist.

Apps, die ich benutze

Meine Aufnahmen mache ich nicht mit der Standard-App, sondern mit Camera+. Die Funktionalität hat mich sehr überzeugt – denn ich liebe es, Belichtung und Fokus fest einstellen zu können und diese dann auf auf alle möglichen Gegebenheiten anzuwenden.

So entstand übrigens auch eine Reihe meiner Aufnahmen in Durlach, bei denen ich das iPhone in den Himmel hielt, die Belichtung speicherte und dann mit dieser Einstellung die von der Sonne umzeichneten Menschen im Seitenlicht vor den meist dunkleren Hintergründen fotografierte. Das funktioniert nicht immer, aber unter dieses Bedingungen hervorrangend.

Selbiges übte ich auch am Bahnhof. Probebelichtet habe ich die helle Rolltreppe und wartete dann auf einen passenden Moment. Deshalb ist die Person auch nicht verwackelt abgebildet, was unter „normaler“, vom iPhone errechneter Belichtung der Fall gewesen wäre.

Da die Bearbeitungsmöglichkeiten in Camera+ jedoch sehr minimal sind und ich nicht einfach Filter über meine Fotos klatschen möchte, habe ich mich durch zig Apps geklickt und bin dann bei Snapseed hängengeblieben. Dort kann ich alles machen, was mein schwarzweißes Herz begehrt: Ausrichten, beschneiden, Kontraste justieren, schärfen, Details hervorheben und sogar Texturen einsetzen. All das in Windeseile und nach dem Sichern mit direktem Export zu Instagram. Was will ich mehr?

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie der nächste Monat wird. Ich werde berichten.

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