10. August 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Im Gespräch mit Matt Wisniewski

Matts Bilder ziehen einen sofort in ihren Bann. Einige üben auf mich eine traumhafte unwirkliche Kraft aus. Er verschmilzt Portraits von Menschen mit natürlichen Elementen wie Pflanzen, Landschaften, dem turbulentem Meer oder auch steilen Klippen. Man könnte sagen, er bringt die Schönheit der Menschheit mit der der Natur zusammen.

Hallo Matt. Erst einmal danke, dass Du Zeit für unser Interview gefunden hast. Erzähl uns doch erst einmal ein bisschen was von Dir: Wer bist Du, was machst Du?

Ich wuchs in Philadelphia auf und studierte dort Informatik am Rochester Institute of Technology. In erster Linie bin ich Web-Entwickler, aber ich versuche, so viel wie möglich zu erschaffen und meine Collagen sind ein Ergebnis davon.

Ich mag es, zu lernen. Wenn ich etwas kreiere, ist alles, was durch meinen Kopf geht, die Frage „Gefällt mir, wie das aussieht?“ oder „Was kann ich machen, um es besser aussehen zu lassen?“ Ich bin nicht auf Dinge bedacht wie: „Welche Auswirkungen wird das Bild auf Betrachter haben?“ Ich kreiere alles für mich selbst.

Wenn jemand anderem gefällt, was ich mache oder diese Person sich sogar davon inspirieren lässt, ist das fantastisch, aber das hat letztlich keinen Einfluss auf meine Meinung gegenüber meiner Arbeit oder meine zukünftige Motivation.

Deine Collagen sind wirklich fesselnd. Wie bist Du darauf gekommen, Dich für Collagen zu entscheiden? Was magst Du am meisten daran? Hast Du Dich mit dem Vorsataz, Collagen zu machen, hingesetzt?

Ich war schon immer fasziniert davon, neue Dinge zu lernen und zu erschaffen, ich habe Freude am Experimentieren und Lernen. Eine Menge davon zeigt sich in meiner Kunst und ist auch ein großer Aspekt dessen. Mein aktueller Collage-Stil ist das Ergebnis von Experimenten, die ich mit Bildern gemacht habe, die ich auf Tumblr gesammelt habe.

Ich mag Collagen speziell, denn sie lassen mich direkt mit Bildern arbeiten, die mich inspirieren, um etwas Neues, Aufregendes zu machen. Es wäre eine alberne Frage mich selbst zu fragen. Habe ich Collagen gemacht? Ja. Ist es das einzig Nennenswerte, was ich getan habe oder tun werde? Nein.

Du benutzt das Wort Kunst. Was bedeutet für Dich Kunst und was willst Du mit Deiner Kunst aussagen?

Nunja, ich würde typischerweise das Wort „Kunst“ benutzen, um etwas zu bezeichnen, das ohne einen direkten funktionalen Zweck kreiert wurde, aber mit bestimmten Zielen im Kopf, wobei Schönheit das dominierende ist. So habe ich es in diesem Kontext benutzt.

Ich bin nicht besonders daran interessiert, mit meiner Arbeit etwas auszusagen. Ich versuche einfach, etwas zu machen, das ich genießen kann und wenn das ein paar andere Leute auch tun, dann ist das ist großartig.

Ich nehme an, dass es einige gibt, für die es ein umstrittenes Element ist, urheberrechtlich geschützte Werke zu verwenden, aber da ich nicht davon profitiere, kann ich ohne Weiteres diesen Umstand zugeben, es macht nicht wirklich Sinn für mich.

Würdest Du sagen, Zeitschriften zerschneiden und diese Schnipsel neu zusammenzufügen ist ein umstrittenes Thema? Effektiv mache ich das Gleiche.

Was machst Du noch außerhalb Deiner Collagen? Fotografierst Du auch selbst oder verwendest Du nur Werke von anderen Künstlern?

Ich versuche, so viel wie möglich zu lernen, also fotografie ich auch ein wenig, aber das einzig andere Erwähnenswerte ist, dass ich auch Web-Entwickler bin. Ich verwende in erster Linie die Arbeiten von anderen Künstlern, aber ich arbeite daran, in Zukunft häufiger meine eigenen Fotografien zu verwenden.

Hattest Du schon Zeiten, in denen einfach nichts so funktioniert hat wie Du es gern hättest? Was machst Du, um solche Phasen zu überstehen?

Ja, absolut! Es gibt Zeiten, in denen ich eine Idee habe, die ich liebe und gern umsetzen würde, aber ich habe nicht die richtigen Bilder, damit es funktioniert. Ich versuche normalerweise, so etwas frühzeitig zu erkennen und mir die Idee für später zu merken, anstatt meine Zeit zu verschwenden und mich zu etwas zu zwingen, das momentan sowieso nicht funktioniert.

Wie viel Zeit verbringst Du damit, Deine Bilder zu bearbeiten?

Das kann stark variieren. Wenn es etwas mit niedriger Auflösung ist und ich nicht viel mehr zu tun habe, als sie zusammenzuhauen, kann es weniger als fünf Minuten dauern.

Wenn es um eine hohe Auflösung geht und ich ein Haufen daran zu bearbeiten habe, dann kann es sogar bis zu acht Stunden dauern. Die guten Bilder sind in der Regel irgendwo in der Mitte. Vielleicht eine Stunde oder drei, je nachdem wie pingelig ich gegenüber kleinen Details bin.

Was magst Du am fotografieren?

Ich mag, dass es schnell ist. Ich kann an etwas Spannendes denken oder etwas sehen, was mich inspiriert und normalerweise fotografiere ich einfach so, ohne tonnenschwere Vorbereitung.

Es gibt definitiv die Angelegenheit der Sortierung und das ganze Bearbeiten danach, aber der erste Akt der Schöpfung geschieht schnell.

Wer oder was inspiriert Dich am meisten?

Da gibt es keine einfache Antwort auf diese Frage. Ich hatte nie jemanden, zu dem ich aufgeschaut habe. Es gibt ein paar Künstler, die für mich dann und wann herausragend sind, aber sie ändern sich immer wieder.

So geht es jedem, denke ich. Diese unglaubliche Anzahl von Menschen, die bereit sind, ihre Zeit dem Kreieren zu widmen, nur aufgrund der Möglichkeit, der Welt etwas Beeindruckendes zu geben.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Ein Buch wurde mal erwähnt – was echt cool wäre – aber ich habe momentan noch nicht genug Material für so etwas. Ich habe im Moment ein paar kleine Kooperationen im Gange, aber was Details angeht, halte ich mich da lieber noch zurück, weil eine Menge von ihnen dazu neigen, nicht fertig zu werden.

Danke, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast, Matt!

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Alle hier gezeigten Bilder entstanden im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Fotografen Derrick Leung.

Wer mehr von Matts Bildern sehen möchte, schaut sich am besten auf seiner Website um.

Das Interview mit Matt habe ich auf Englisch geführt und anschließend auf Deutsch übersetzt.

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