06. August 2012 Lesezeit: ~6 Minuten

Im Gespräch mit Heiner Luepke

Die Aufnahmen von Heiner Luepke, einem 29-jährigen Fotografen aus Hamburg, begeisterten mich sofort. Die Fotografien waren für mich eine Art Erfrischung zwischen all den Beauty-Fotos, die es sonst im Netz zu sehen gibt. Seine Fotos wirken ehrlich, träumerisch und zum Teil auch provokant. Über seine Herangehensweise beim Fotografieren sprach ich mit ihm.

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Hallo Heiner, wie lange fotografierst Du schon und wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Hallo Normen, es gab mehrere Frühversuche in einer Zeit, in der ich mich vor allem mit dem Zeichnen beschäftigt habe. Richtig ernst genommen habe ich das Medium für mich selbst irgendwann im Jahre 2009 und habe mich gleich an eine Hasselblad 6×6 herangewagt.

Im Laufe der Zeit habe ich dann gemerkt, dass ich mich mit der Fotografie noch stärker ausdrücken kann als mit dem Zeichnen, was zum Teil auch mit der damals schon häufigen Verwendung von Polaroids zusammenhing. Ich konnte mich so malerisch mit dem Medium versuchen. Nach einiger Zeit wusste ich dann, dass ich gefunden hatte, was ich finden musste und bereue keinen Tag, mich für ein Leben als Fotograf entschieden zu haben.

Frau im Wald

Deine Fotos sind größtenteils analog entstanden. Was gefällt Dir so an dem Medium?

Es spricht mich eigentlich auf jeder Ebene mehr an, dennoch kann gute digitale Fotografie auch seinen Reiz haben. Gar keine Frage.

Ich denke, dass es mit meinem sehr puristischen Ansatz zusammenhängt. Ich möchte ein Foto so gut es geht machen, während ich den Auslöser drücke, anstatt es später mittels Software so zurecht zu biegen wie ich es mir vorstelle. Die Magie liegt für mich in der Wirklichkeit oder auch der Unwirklichkeit des Moments. Es geht mir also mehr um diesen als um die gewählte Technik. Dennoch halte ich die Arbeit mit Film für meine Zwecke in fast allen Fällen für überlegen. Das beginnt schon bei beabsichtigter Über- oder Unterbelichtung. Unschärfen spielen bei mir ebenfalls eine enorme Rolle.

Seit einiger Zeit bin ich nun auch noch süchtig nach Entwicklerchemie. Am Abend nach einem Shooting seine selbstentwickelten Mittelformatstreifen in der Hand zu halten, ist ein vitalisierendes Gefühl.

Frau mit Kleid

Wenn ich mir Deine Fotos anschaue, dann sehe ich junge und hübsche Frauen mit langen Haaren.
Wie entstehen bei Dir die Kontakte zu den Modellen?

Mittlerweile läuft es auf einer sehr beruflichen Ebene ab. Nicht völlig kalt und unpersönlich, das würde ich auf Dauer auch nicht schön finden. Aber im Vergleich zu meinen Anfängen, in denen ich einfach Freundinnen, Studienkolleginnen oder Mädchen, die ich auf der Straße angesprochen habe, fotografierte, macht sich der Unterschied zu meiner jetzigen Zusammenarbeit mit Modellagenturen schon bemerkbar.

Es gelingt mir aber bisher eigentlich immer, eine lockere Atmosphäre zu den Mädchen zu schaffen. Auch wenn man sich zum ersten mal sieht, geht man freundschaftlich mit sich um. Irgendwo ist es ja auch das Teilen einer Leidenschaft für alle Beteiligten.

Frau mit nassen Haaren

Wie wichtig ist für Dich die Auswahl der Location und wie sprichst Du Dich im Vorfeld mit den Modellen ab?

Location ist tatsächlich unglaublich wichtig. Unverkennbar arbeite ich sehr oft in der Natur. Am liebsten in der Nähe von Wäldern und Seen. Berge gibt es hier ja leider keine. Derzeit sitze ich aber auch an einem Konzept für Urban Outfitters, welches ich in urbanerem Ambiente umsetzen möchte. Ich habe außer für die wilde Natur auch für Geometrie eine Schwäche.

Absprachen sind eigentlich minimal, da ich es liebe, intuitiv zu arbeiten. Ich denke, das ist für meine Bilder ein wichtiger Faktor. Bei Arbeiten ohne Stylisten bzw. Visagisten spreche ich höchstens ein paar Stile und Ideen zu Haaren sowie eine Grundstimmung ab. Ich liebe die Komponente des Ungeplanten, Unberechenbaren.

Es ist schön, dass es Fotografen wie Dich gibt, die Frauen in einer respektvollen Art ablichten, ohne dass die Bilder „billig“ wirken. Gibt es Fotografen, die Dich auf Deinem Weg dahingehend beeinflusst haben?

Danke. Ich denke, ich „spiele“ schon sehr häufig subtil mit provokanten Elementen, die die eine oder andere Feministin verärgern würden, aber ich mag eben auch die Provokation und Ehrlichkeit. Ich zeige oft das Mädchen in der Frau und versuche, sowohl eigene als auch Abgründe und Bedürfnisse der Mädchen in den Bildern anzudeuten. Meine Bilder sind voll von Psychologie, wenn man sich denn darauf einlässt.

Für mich inspirierende Fotografen gibt es schon einige, aber ich habe mich nie wirklich an einem orientiert. Mir wird aber oft eine Nähe zu David Hamilton nachgesagt und da ich sein Werk sehr schätze, finde ich das durchaus schmeichelnd. Der Vergleich hat aber definitiv seine Grenzen und passiert wohl einfach wegen einer geteilten Grundästhetik und einer Form von Ehrlichkeit mit der, denke ich, nicht jeder umgehen kann.

Mit welchen Kameras fotografierst Du eigentlich momentan und was darf bei Dir bei einem Shooting nicht fehlen?

Meine beruflich relevanteste Kamera ist mittlerweile zweifellos die Mamiya RB67. Am liebsten mit Kodak Tri-x 400 oder für Farbe einem Polaroidrückteil bestückt.

Was bei einem Shooting nicht fehlen darf, ist vor allem Inspiration. Ich denke, wenn die dabei ist, kann man auch ohne technische Spielereien wundervolle Fotos produzieren. Während ohne sie die neueste Technik nichts nützt.

Ich danke Dir für das Interview und würde von Dir noch gerne wissen, was Du Dir für die Zukunft wünschst.

Ich werde mich darum kümmern, in ein oder zwei guten Agenturen unterzukommen, da mir das Geschäftliche nur bedingt zusagt. Mein Ziel wäre es dann einfach, meinem Beruf, der Fotografie nachzugehen, während andere die Organisation und Akquise zum Großteil übernehmen. Ich blicke da vor allem auch auf den skandinavischen Raum, in dem ich, was das modische und grafische Verständnis angeht, die stärksten Überschneidungen mit meiner Arbeit finde.

Oder meintest Du so etwas wie Weltfrieden?

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Wer mehr über Heiner Luepke erfahren will, kann sich auf seiner Homepage, Facebook oder über Flickr informieren.

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